Sessionsgeflüster

Politik macht durstig und gibt zu reden: (von links) NR Markus Schnyder, RR Marianne Lienhard und RR Thomas Tschudi. (Foto: FJ)

Wenn jeweils die Session in Bern zu Ende ist, wird unter dem Motto «SVP bi de Lüt» ein Rückblick für die Bevölkerung gehalten. Diesmal stand der Event abends am 26. März in der Gipserhütte Ennenda im Zeichen der Bundesratswahl. Aber Nationalrat Markus Schnyder wusste weit mehr zu berichten über den Sessionsbetrieb.

Es gibt sie tatsächlich, die berühmte «Nacht der langen Messer», wo sich im Berner Hotel Bellevue alles, was Rang und Namen hat, zu einer «Chilbi» trifft, um bei reichlich Alkoholika die letzten Geheimpläne zur Wahl von Sprengkandidatinnen auszuhecken. Doch eigentlich müsste man – so Markus Schnyder – eher mit Anspielung auf Pinocchio von einer «Nacht der langen Nasen» sprechen. Denn wohl kaum ein Parlamentarier stimme tatsächlich so, wie er es in dieser Nacht den anderen weismachen will. Sogar Zahlenmystik will Schnyder in den Resultaten lesen, hätte Martin Pfister nur eine Stimme mehr gehabt, so wäre er im ersten Wahlgang – völlig ungewöhnlich – mit 123 Stimmen (absolutes Mehr) am 12. März zum Bundesrat gewählt worden. Tja, jetzt wurde er es im zweiten Wahlgang. «Tickets» seien zwar eine Erfindung der SVP, so Schnyder, doch führten sie dazu, dass manche aus Trotz oder taktischen Überlegungen den Schlechteren wählen. Ganz ohne Vorschläge in die Wahl zu gehen, wäre wohl die bessere Alternative, um eine qualitativ gute Exekutive zu bekommen.

Eine gute Armee
Der Rücktritt Amherds kam zu einer «Unzeit», so Schnyder. Der Glarner Nationalrat kam gerade von einer Information der Sicherheitspolitischen Kommission, wo er – als Stellvertreter – in Thun über den Zustand der Luftabwehrsysteme informiert worden war. Am selben Abend wurde Simon Stocker (SP Schaffhausen) das Ständeratsmandat entzogen, was Schnyder insofern bedauert, da dieser ein guter Fussballer in der Parlamentariermannschaft war. Die Initiative zum Service Citoyen schwäche wohl eher die Wehrpflicht, obwohl dahinter eine gute Absicht stehe, jene für eine faire Zukunft würde wohl so manches Unternehmen in den Ruin treiben und bei der Bargeldinitiative habe man den bundesrätlichen Gegenvorschlag unterstützt. Zudem habe der Nationalrat gleich drei Wolfsinitiativen behandelt, dazu auch indirekte Presseförderung betrieben und 850 Mio. Franken gesprochen, damit SBB Cargo nicht «in Konkurs» geht. Freihandelsabkommen, EU-Rahmenvertrag, Credit-Suisse-PUK, AHV-Besteuerung, die 500 Mio. Franken Aufbauhilfe für die Ukraine und selbst die Finanzlage der Gemeinde Glarus waren Thema. Eines Morgens hätte nämlich Magdalena Martullo-Blocher ihn zur Seite genommen und gefordert: «Jetzt müsst ihr mal sagen, wie viele Vorstösse ihr als SVP-Politiker von Glarus gemacht habt, um das Kostenwachstum bei der Gemeinde einzudämmen ...»

Der Buffetwagen
Eine volle Stunde lang referierte ­Schnyder, das brachte die Zuhörenden – darunter die wichtigsten Exekutivmitglieder der Glarner SVP – auf den neusten Stand in Sachen Bundesbern. Vor dem Buffet präsentierte Mitglied Rolf Blumer noch den Buffetwagen des ­Zirkus Knie, den er – zusammen mit Leopold Ramhapp – als Pop-up-Gas­tronomieangebot beim ehemaligen Restaurant Vorauen im Klöntal aufbaut, damit Stefan Ströbl und sein Team dort an den schönen Tagen von Juni, Juli und August die müden und hungrigen Tourist/-innen bewirten können. Danach gab’s Kuchen und Getränke und weitere heisse Diskussionen über Politik – ein «Sessionsgeflüster», das neben Informationen auch Genuss bot.

FJ

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