Sparen, um frei zu bleiben

«Jetzt sind Sie am Zug.» Philipp Langlotz, Andrea Trummer und Gemeindepräsident Peter Aebli schenken den Medien reinen Wein (also Wasser) ein. (Foto: FJ)

Am Mittwoch, 19. März, zeigten die Verantwortlichen der Gemeinde Glarus auf, wie sich Reserven, Vermögen und Fremdkapital entwickeln. Fazit: Ohne Gegenmassnahmen schon im Budget 2025 droht die Verschuldung aus dem Ruder zu laufen. Hier abstimmen.

Etwas mehr als 36 Mio. Franken Steuern bekommt die Gemeinde Glarus jährlich, um ihre zahlreichen Investitionen zu finanzieren, das ist noch der stabilste Faktor, in einer Gemeinde, deren Bevölkerung sich – als attraktive Wohngemeinde – eine Reihe von «Zückerli» und teuren «Zöpfen» leistet. Gratis-Eis für Kunstläuferinnen und Hockeycracks bereits ab September, Gratis-Verwaltung für alle Freizeitgärtner, einen Lernskilift, der alle Jubeljahre mal Schnee hat, fünf grosse eigene Restaurants, die der «Blick» ziemlich flapsig als «Beizen» bezeichnet, und – tadaa – zwei eigene Freibäder mit Mehrmillionen-Investitionsbedarf sowie ein Lehrschwimmbecken (also ein Hallenbad). Deshalb muss Glarus Fremdkapital aufnehmen, was bedeutet: die einst «reichste» Glarner Gemeinde verschuldet sich zusehends. Waren es 2023 noch 66,5 Mio., werden es Ende 2025 bereits 99 Mio. Franken Schulden sein. Für selbstfinanzierte Investitionen steht dieses Jahr noch eine Million Franken zur Verfügung, doch müssen Schulen – darunter das Buchholz –, Strassen und Alpen, das Hochwasserschutzprojekt «Sichere Linth», Werkhöfe, die Wärmeverbünde zur Erschliessung der Glarner Innenstadt, die Revitalisierung des Ennendaner Dorfbaches und eine lange Liste weiterer Sanierungen und Neubauten, die bereits beschlossen sind, finanziert werden. Also wieder ein paar Millionen Fremdkapital aufnehmen. Deshalb klettert der Nettoverschuldungsquotient munter Richtung 200-Prozent-Marke. Waren es 2023 noch 30,4 Prozent, sind es 2024 bereits 68,6 Prozent und 2025 droht fast eine Verdoppelung auf 113,1 Prozent Nettoverschuldung. Zu gut Deutsch: noch ein oder zwei Jahre weiter wie bisher, dann muss der Kanton die Gemeinde Glarus finanziell unter Zwangsverwaltung stellen. Autsch!

Der Kantonsknute entkommen
Wie jeder aufrechte Gemeinderat möchte auch jener von Glarus das Haushaltsgleichgewicht, das im Finanzhaushaltsgesetz Art. 34 gefordert wird, zurückerlangen. Er möchte als Standort attraktiv bleiben und seine Autonomie wahren. Wer nach Glarus, Ennenda, Netstal oder Riedern zieht, soll hier leben und über seine Geschicke – und seine Steuerlast – an der Gemeindeversammlung mitbestimmen können. Dazu muss das strukturelle Defizit von rund 4 Mio. Franken bis 2027 ausgeglichen werden, es braucht höhere Erträge – also höhere Steuern – und die Investitionen müssen begrenzt werden. Statt die 20 Mio. Franken, welche die Departemente derzeit für Werterhaltung und Entwicklung investieren möchten, dürfen es «nur noch» 5 Mio. Franken sein. Dazu beabsichtigt der Gemeinderat, alle Liegenschaften zu verkaufen, welche nicht notwendig sind, um die Gemeinde zu verwalten, oder welche als strategische Reserve dienen. Denn er kann – etwa bei den tollen Gemeinderestaurants – den Wert der Liegenschaften nicht mehr erhalten, weil er kein Geld übrig hat, um es dort zu investieren. Allein sie belasten die Gemeinderechnung jährlich mit einer halben Million Franken und es braucht in den kommenden 25 Jahren 10 bis 20 Mio. Franken (also jährlich 1 Mio. Fr.) an Investitionen in diese Liegenschaften.

Verkauf, Schliessung, Sparen
Deshalb beauftragt der Gemeinde-rat die Gemeindeversammlung, das «Schützenhaus», das «Bergli», das «Uschenriet» und die «Äugstenhütte» – später auch die Restaurants Gesellschaftshaus Ennenda und Schwammhöhe – zu verkaufen, wobei «Schwammhöhe», «Uschenriet» und «Äugstenhütte» weiter für Gastronomie und Tourismus genutzt werden sollen. Er setzt sich mit den Vereinen an einen Tisch, um die Kosten bei Unterhalt und vor allem Energie bei der GLKB Arena in den Griff zu bekommen. Er verkauft den Skilift Dreieck oder lässt ihn rückbauen und er schliesst die Badi Ygruben in diesem Jahr, was schon mal 150 000 Franken einspart. Zudem empfiehlt er die 4,5-Mio.-Franken-Sanierung dieser Badi der Gemeindeversammlung zur Ablehnung. Im Budget 2025 wurden diverse Einzelpositionen gekürzt (insgesamt rund 1 Mio. Fr.) und die Gebühren etwa für Beglaubigungen, Gästetaxen und Marktwesen werden um rund 100 000 Franken erhöht. Zudem will er den Betrieb der Freizeitgärten privatisieren und dabei helfen, eine private Trägerschaft aufzubauen.

Dafür bleiben das Lernschwimmbecken Gründli, der Flowtrail, ein – abgespeckter – Neuzuzügeranlass und die Flohmärkte. Auch sollen die Vereine weiter unterstützt werden, so Andrea Trummer, Vorsteherin Departement Gesellschaft und Gesundheit: «Der Gemeinderat hält im Grundsatz an der bisherigen Unterstützung für Vereine fest und möchte möglichst keine Kürzungen vornehmen. Das vielfältige ehrenamtliche Engagement ist ein zentraler Pfeiler des gesellschaftlichen Lebens und trägt massgeblich zum Zusammenhalt in unserer Gemeinde bei.» Hier abstimmen.

FJ

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