Von der Tastatur zum Lenkrad

Xhejlane Avdili hat ihren Berufswechsel noch keine Sekunde bereut.(Foto: Fredy Bühler)

Nach mehreren Jahren in der IT arbeitet Xhejlane Avdili jetzt als Fahrlehrerin. Ein solcher Berufswechsel ist nicht alltäglich und erfordert neben einem grossen Willen und viel Mut auch ein Umfeld, das einen unterstützt.

Xhejlane Avdili ist im Kanton Bern geboren und aufgewachsen und hat eine Ausbildung zur Informatikerin absolviert. Nach der Lehre arbeitete sie in Bern für die Kantonale Verwaltung, später für den Kanton Aargau, hauptsächlich im IT-Support und in der Systemadministration. Heute lebt sie in Mitlödi, ist mit Afrim Avdili verheiratet und hat einen 13-jährigen Sohn.

In der IT sind Männer immer noch in der Mehrzahl. Wie hat Xhejlane Avdili das während ihrer Ausbildung und im beruflichen Alltag erlebt? «Ich habe mich immer wohlgefühlt.» Die Umgebung, in der man arbeitet, ist eine wichtige Voraussetzung, damit einem ein Beruf gefällt. Eine andere ist das Handwerk: «Technische Berufe haben mich schon früh fasziniert, und ich habe die Herausforderungen gerne angenommen.»

Nach mehreren Jahren in der IT gab es bei ihr eine Zäsur. Sie hat Afrim kennengelernt und ist der Liebe wegen ins Glarnerland gezogen. Es blieb nicht nur beim Wechsel ihres Lebenszentrums, Xhejlane Avdili hat sich auch beruflich neu orientiert. «Mein Mann ist Fahrlehrer und hatte eine eigene Fahrschule. So entstand die Idee, unsere Kräfte zu bündeln und die Fahrschule als Familienbetrieb zu führen. Ich wollte etwas machen, das näher am Menschen ist, und gleichzeitig war es eine Chance, als Familie zusammenzuarbeiten.»

Die zweite Ausbildung
Darum hat sie eine zweite Ausbildung als Fahrlehrerin begonnen. Diese Ausbildung kann während eines Jahres in Vollzeit oder über einen längeren Zeitraum in Teilzeit absolviert werden. Neben theoretischem Unterricht gibt es eine praktische Ausbildung und ein Praktikum. «Ich habe mich damals für die Teilzeitausbildung entschieden, um Beruf, Familie und Ausbildung unter einen Hut zu bringen.»

Die Ausbildung hat sie erfolgreich abgeschlossen und gemeinsam mit ihrem Mann Afrim eine neue berufliche Perspektive geschaffen. «Wir haben schnell gemerkt, dass wir gemeinsam ein starkes Team sind.» Ihr Wechsel war also kein «Weg von etwas», sondern ein «Hin zu etwas Besserem». Das bestätigt Xhejlane Avdili: «Ich wollte nicht aus der IT fliehen, sondern habe in der Fahrschule eine neue, spannende Möglichkeit gesehen – eine, die mich sowohl beruflich als auch privat bereichert.»

Neue Herausforderungen
Auf jedem neuen Pfad gibt es neue Herausforderungen, Abläufe funktionieren anders, vieles erscheint in einem anderen Licht und es fehlt die Routine, die einem Sicherheit gibt. Welches waren für Xhejlane Avdili die grössten Herausforderungen? «Die Zeit. Familie, Ausbildung und unser gemeinsames Geschäft unter einen Hut zu bringen, war nicht immer einfach. Es gab Momente, in denen es sehr fordernd war. Ohne die Ermutigung und den Rückhalt meines Mannes wäre es wahrscheinlich nicht möglich gewesen.» Auch ihr Sohn habe «schnell verstanden, dass wir als Familie nun noch enger zusammenarbeiten.» Ihre Eltern seien von ihrem Entscheid überrascht gewesen, erzählt sie. «Besonders mein Vater hätte nie gedacht, dass seine Tochter einmal Fahrlehrerin wird, da es eine völlig andere Richtung ist als mein ursprünglicher Beruf. Doch heute sind die Eltern stolz auf mich und auf das, was wir als Familie aufgebaut haben.»

Auch ihre Freundinnen und Kolleginnen waren erstaunt über ihren Schritt. «Aber die meisten fanden es bewundernswert, dass ich den Mut hatte, einen ganz neuen Weg zu gehen.» Dieser Wechsel hat das Leben von Xhejlane Avdili stark verändert. «Mein Alltag ist viel dynamischer geworden.» Früher sass sie Stunden vor dem Computer, heute ist sie viel unterwegs, arbeitet mit Menschen und kann ihnen helfen, «ein Stück mehr Unabhängigkeit zu gewinnen», wie sie erzählt.

Die Erfahrung
Welches Erlebnis bleibt ihr besonders in Erinnerung? «Der Moment, als meine erste Fahrschülerin die Prüfung bestanden hatte. Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, wie jemand Fortschritte macht und sein Ziel erreicht.» Da habe sie gewusst, dass sie die richtige Entscheidung getroffen habe. «Es war ein mutiger Schritt, aber einer, der mich beruflich und persönlich erfüllt. Ich bereue keine Sekunde.»

Ihre positive Erfahrung gibt sie gerne weiter: «Man sollte keine Angst vor Veränderungen haben. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber wenn man etwas wirklich will, dann findet man einen Weg.» Wichtig dabei seien Mut, Neugier und die Unterstützung aus dem Umfeld.

Fredy Bühler

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