Sabine Angel-Hösli und ihre drei Freundinnen organisieren seit Jahren das Berglirain-Fridlisfüür am heutigen Tag des Landespatrons. Erst war es privat – denn bei Höslis heissen die Männer seit Generationen Fridolin –, inzwischen zählt es in der kleinsten Hauptstadt zu den drei offiziellen Feuern.
Seit die Luftreinhalteverordnung für Holzfeuerungen verschärft wurde, um den Feinstaub zu reduzieren, hat sich auch das «Fridlisfüür» gewandelt. Zwar nicht die historische Tradition, die wohl schon aus vorchristlicher Zeit stammt, aber das Holz und das Material, das man verbrennen darf.
Vom Gartencheminée ...
Das erlebte auch Familie Hösli am Berglirain. «Zuerst feierten wir am Gartencheminée», erinnert sich Organisatorin Sabine. «Da verbrannten wir den Christbaum und Holz und brätelten den ersten Cervelat im Jahr zur Feier des Namenstags meines Vaters und Bruders.» Deshalb nannten sie es Fridlisfüür, nach den vier Generationen Fridolin in der Familie. Mutter Maya startete diese Tradition. Dann stiessen Nachbarn dazu, alle brachten ihre Christbäume und Staudenschnitt mit. «Wir machten ein Feuer im Vorgarten und stellten einen Grill auf, so konnten alle einen Cervelat bräteln. Nach und nach wuchs es aus der Familie heraus.»
Damals durfte man alles verbrennen, auch Bretter und Paletten, bis die Umweltpolizei das Feuer absprach. Heute ist ausschliesslich naturbelassenes, getrocknetes Holz erlaubt, damit möglichst wenig Rauch und schädliche Gase entstehen. «Seither bekommen wir das Holz von der Gemeinde – gratis.» Im ersten Jahr waren das 25-Zentimeter-Cheminée-«Schiitli», die mühsam aufgeschichtet werden mussten. Jetzt sind es grosse Klafterscheite.
«Die Gemeinde fragte uns, ob wir unser Feuer öffentlich machen wollen. Zuerst kamen die Familien und Kinder aus dem Quartier, im Laufe der Zeit wurden es immer mehr Besucher. Heute gehört das Feuer – mit jenem auf Schlatt in Netstal und jenem auf Ennetrösligen in Ennenda – zu den offiziellen Fridolins-Feuern der Gemeinde Glarus. «Es sind immer wieder verschiedene Leute hier, die sich sagen, wir gehen an den Berglirain, das ist mal was anderes.» Aber das Wetter muss passen: «Einmal hatten wir Föhn, da durften wir das Feuer nicht abbrennen, sondern mussten es wieder abbauen.»
Das Vier-Frauen-OK
Speziell an diesem Feuer: Es wird nicht durch Jugendliche oder einen Verkehrsverein organisiert. «Unser Organisationsteam besteht aus vier Frauen: Sybille Zimmermann, Ruth Steiger und Irmgard Nafzger, ich bin sozusagen die ‹Präsidentin›.» Heute funktioniere die Organisation wie am Schnürchen. «Die Gemeinde fragt, ob wir es wieder machen und liefert das Holz. Eine von uns kauft die Deko und Sepp Gössi bringt den Racletteofen – auch er ist ein Nachbar. Andere Nachbarn bringen Kuchen und Häppchen, auch ich backe jeweils einen Kuchen.» Damit Sabine im Folgejahr weiss, was das OK verbessern kann, protokolliert sie, wie viele Leute da waren und wie es gelaufen ist. «Letztes Jahr waren es vierzig Personen, in den Jahren davor bis zu fünfzig. Ich spreche mit allen, die neu hinzukommen, und frage, woher sie kommen und woher sie davon wissen. Meist durch Mund-zu-Mund-Propaganda.»
Um auch bei Regen oder Schnee gemütlich beisammen sein zu können, wird die Garage von Sabines Eltern Fritz und Maya leer geräumt; so entsteht ein «Stübli». Tische und Bänke organisiert das OK. Sabines Söhne Robin und Sean sind die Feuerbauer, Robin entfacht das Feuer. «Das machen sie topp.» Dank Kollekten sind die Aufwände gedeckt, die Rechnung ging immer auf. Sabine: «Meine Eltern sind schon älter, aber die Tradition wollen wir weiterführen. Ich finde sie einfach toll.»
Der Hintergrund
Anfang März scheint am Berglirain die Sonne wieder aus dem Klöntal hervor, es wird Frühling. Die Leute im Quartier kommen nach dem Winter aus ihren Häusern, und man spricht über dieses und jenes, manchmal auch über Dinge, die man im Winter nicht loswerden konnte. Es ist ein gemütliches Beisammensein, teilweise bis spät in die Nacht, sagt Sabine: «Ich bin oft die Letzte, und habe eine Nachtschicht, bis alles weggeräumt ist.» Für Sabine ist aber klar: «Diese Tradition kann nur dank der Hilfe all dieser Menschen lebendig erhalten werden.»
Diese Glarner Tradition findet auch ausserhalb des Kantons Beachtung. «Als Glarus 2015 Gastkanton am Sechseläuten war, gehörte ich zur Delegation, die am 6. März das Fridlisfüür nach Zürich brachte. Dort brannte es im Grossmünster, bis damit am 24. April der Scheiterhaufen auf dem Sechseläutenplatz angezündet wurde.»
BUF und FJ