Seid umschlungen

«Seid umschlungen, Milliarden!» Ab der Alöschetä sind’s zwei Wochen Fasnacht. Für das Video QR-Code im Bild scannen.(Fotos: FJ/Video: Isabel Weber)

Mit der «Alöschetä» vom Samstag begannen die zwei schönsten Wochen für die Glarner Fasnächtlerinnen und Fasnächtler. Eine bunte Vielfalt von Kostümen und Maskeraden, die schrägen Töne der Guggenmusik und phantasievolle Sujetwagen: Die Saison 2025 verspricht gute Laune, derben Spass und ein Tal ausser Rand und Band.

Im Gegensatz zu Basel, das gerade mal die «drey scheenschte Dääg» feiert, beginnen die offiziellen Glarner Fasnachtstage gleichzeitig mit jenen von Luzern heute SchmuDonnerstag, 27. Februar, sie enden aber erst kurz vor der Basler Fasnacht mit dem Sternmarsch am Samstag, 8., und dem Umzug am Sonntag, 9. März, in Glarus. Das sind elf intensive Feiertage an zwei sehr verlängerten Wochenenden, weil unser Land sowohl die Herrenfasnacht feiert wie auch die «alte» oder Bauernfasnacht.

Intensive Jahreszeit
Mit ihren «Gwändli» – die meist im Zwei-Jahres-Rhythmus aufwendig neu gestaltet werden – sind die Blächtät­scher, die Hunghäfä, die Tümpelgumper, die Linthböllä, die Wiggisschränzer und die Chäller Rattä schon seit der Fasnachtseröffnung am 11.11. in der halben Schweiz und im Glarnerland unterwegs und verbreiten die frohe Guggenbotschaft. Und weil sich alle Fasnächtler und Karnevalistinnen weltweit trotz unterschiedlicher Traditionen spontan umschlingen, wenn sie sich sehen, stossen bei jedem Umzug ausserkantonale Guggen, Fuss- und Wagengruppen zu den einheimischen Närrinnen und Narren im «Zigerschlitz». So ziehen Rufiwaldhexen aus Buttikon und Hülsnerbuebe aus Gommiswald friedlich vereint mit den «Chlüntelern» durch die nächtlichen Strassen von Näfels. Der Skilift von Laupen ZH ist ebenso Fasnachtsmotto wie das ESAF-Taxi. Ob man das versteht? Egal, lustig ist es sowieso. Während die Spätzünder unter der Discokugel der 1980er-Jahre tanzen – ihr Ball findet am Spätfriitig, 7. März, in Ennenda statt –, verkündet die Fasnachtsclique Speer aus Weesen, wie sie dem Lehrermangel begegnen will. Sie wirft sich dazu ins Kindergärtler- oder ABC-Schützen-Kostüm, hat ein rasend schnelles Laufgitter auf dem Wagen installiert und einen Sandkasten mit einem echten Bagger sowie eine Rutschbahn. Natürlich fehlen die Gastgeber der Geltengesellschaft nicht – im Gegenteil, sie haben sich «broadwaymässig» kostümiert, einige sogar als Strassenlampen vom Times Square. Denn auch der Kindermaskenball im Rautidorf steht am Donnerstag, 27. Februar, unter dem Motto «Näfels goes to Broadway», am Sonntag, 2. März, ist dort Umzug und während der Pfarrer am Aschermittwoch, 5. März, die Katholiken schon in die Fastenzeit schickt, ziehen die Stadtglarner am Sonntag drauf (9. März) noch munter prassend durch die Gassen.

Milliarden
Manche Mottowagen sind gesellschaftspolitisch frech, etwa wenn ein Scheich der Hülsnerbuebe mit Zigarre Petrodollars mit dem Konterfei eines Anwohners vom Golf von Amerika verteilt und sein Kollege im Papstpurpur die Milliarden umschlingt. Aber dafür versteht das jeder, genau wie das ­gesamtverkehrspolitische Motto der Nachtgitzi, die am Samstag, 1. März, unter dem Titel «z Netstal chlämmt’s» in der Turnhalle Maskenball feiern. Meistens ist das Motto eine Steilvorlage für alle, die gerne in eine andere Persönlichkeit schlüpfen. Warum also sich nicht mal als «Landei» verkleiden und sich am SchmuDo in Oberurnen den begehrtesten «Natuur Puur» angeln? Der FRIDOLIN honoriert die legendärste Maske auf fridolin.ch/fasnachtslegende.

Weltpolitik
Doch das schönste an der Fasnacht ist, dass sie – im Gegensatz zur derzeitigen Weltpolitik – nicht ernst gemeint ist. Dafür ist auch die wildeste Maskerade nicht halb so korrupt und halb so verrückt wie die derzeitigen Weltenlenker. Wir Glarnerinnen und Glarner haben die Möglichkeit, uns an der Landsgemeinde zu den eigenen Geschäften direkt zu äussern und zu mindern und zu mehren. Die Fasnacht gibt darüber hinaus ein Ventil für alles, was zu weit weg ist, zu gross oder schlicht zu ungreifbar. Und sie ist konstruktiv – etwa wenn es am Niederurner Fröschäfriitig vom 7. März heisst: «Wir bauen einen Spielplatz!» Alle Termine und Infos im fasnachtskalender.ch. 

FJ

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