Der Glarner Berufswahlfahrplan 2024/2025 läuft. Nach der Berufsmesse LEBeN und den Berufsinformationstagen vom Herbst, stellte die Berufsshow 2025 am 13./14. Februar in Ziegelbrücke den Schülerinnen und Schülern die Berufe der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) vor. Sie erlebten verschiedene Tätigkeiten live und der nächste Berufswahl-Event steht schon vor der Tür: Die Tour de Gwärb am Samstag, 15. März.
Der erste Schritt ins Berufsleben braucht Mut. Da hilft es, sich gründlich zu informieren. «Was tut ein Polymechaniker, ein Automatiker oder ein Logistiker? Wie viel muss man lernen, welche Fertigkeiten sind gefragt, ist die Arbeit spannend und gefällt sie mir?» Auf solche Fragen bot die Berufsshow 2025 klärende Antworten. In der Gewerblich-Industriellen Berufsfachschule GIBGL zeigten Glarner MEM-Betriebe, was sie mit welchen Maschinen und Werkzeugen herstellen und wie eine Lehre bei ihnen funktioniert. «Diese Show nutzten rund 200 Schülerinnen und Schüler», so Brigitte Bienvenue von der Firma A. & J. Stöckli AG in Netstal, sie gehört zum OK der Berufsshow und vertritt es auch im Gremium «Glarner Berufswelt».
Matchentscheidend
Insgesamt nutzten zehn Betriebe aus der Region diese Chance, sich und ihre Berufe zu präsentieren. Denn obwohl der Kanton Glarus MINT-Berufe gezielt fördert, sind sie für einen Grossteil der jungen Menschen noch weitgehend unbekannt. Dabei dürfte die Praxis am besten überzeugen. Etwa die Versuchsanlage am GIBGL, die farbige Teile aus Kunststoff oder Metall automatisch sortiert: Der Roboter schnappt sie vom Stapel und legt sie aufs Förderband. Ein Sensor identifiziert die Farbe, eine Wippe befördert jedes Teil in den richtigen Stapel. Was spielerisch wirkt, öffnet den Blick auf diese Konstruktion, hinter der sorgfältige Planung, präzis gefräste Metallteile und ausgeklügelte Elektronik stehen. Solche Kompetenzen sind in MEM-Betrieben gefragt. Hier bekommen die jungen Fachleute Fertigkeiten, mit denen sie später Bahnbrechendes entwickeln.
Gute Vorbilder wirken
In der Berufsshow wird das Interesse an Technik geweckt. Eine junge Frau, sie will Kauffrau werden, sagt misstrauisch: «Das ist mir zu kompliziert», ihre Klassenkameraden – von denen zwei Programmierer werden wollen – kommentieren aufgeregt den Ablauf. «Es sind immer noch vor allem junge Männer, die sich für technische Berufe interessieren», sagt Brigitte Bienvenue. Viele Mädchen suchen sich Berufe im kaufmännischen Bereich aus. Doch es gibt Ausnahmen: Sonja Feusi etwa, die bei der Sauter Bachmann AG in Netstal Polymechanikerin im ersten Lehrjahr lernt. Sie steht neben einer Fräsmaschine und erklärt, wie das rotierende Werkzeug eine Nut in den Alu-Klotz fräst. «Ich arbeite gerne handwerklich», sagt Sonja. Ihr Onkel ist Polymechaniker, das bewog sie zur Schnupperlehre. Jetzt weiss sie: «Mir gefällt der Beruf sehr.» An der Berufsshow können Schüler/-innen Tätigkeiten «live» ausprobieren. Lernende aus Glarner Betrieben demonstrieren die Funktion, erklären für Junge verständlich Abläufe und Anforderungen und berichten über ihre Erfahrungen. Dieser Kontakt kommt gut an. Die Schüler fachsimpeln und erklären dem Reporter, warum jetzt bei dieser Anordnung der Kabel die Lampe auf Knopfdruck leuchtet und was genau das Messgerät anzeigt. Und es wird viel gelacht.
Fit fürs Karussell
Die Berufswelt ändert sich rasend schnell. Das mag ein Grund sein, warum viele den erlernten Beruf nach kurzer Zeit verlassen. «Das kann auch ein Versprechen auf einen besseren Lohn in einem andern Beruf sein. Nach einer technischen Grundausbildung stehen viele Wege offen und Karrierechancen sind gegeben», sagt Susanne Cecio-Rhyner, zuständig fürs Lehrlingswesen bei Sauter Bachmann. Solche Wechsel sind unvermeidlich, fordern aber vor allem kleine Betriebe. Denn die MEM-Branche investiert viel in die Ausbildung, u. a. in die überbetrieblichen Kurse, etwa in Ziegelbrücke. Diese Kurse schaffen ein einheitliches Level, unterstützen die betriebliche Praxis und ergänzen die schulische Bildung, was schnell mal 20 000 Franken und mehr kostet. Lernende sind also ein wirtschaftlicher Faktor. Neben gezielten Investitionen in Talente ist die persönliche Betreuung zentral. Polymechanikerin Sonja Feusi: «In Mathe bin ich nicht so gut. Aber der Lehrmeister im Betrieb hilft mir.» Auch an der Berufsshow in Ziegelbrücke bekamen die jungen Menschen konkrete Hilfe. Auf Wunsch konnten sie ihre Bewerbungsunterlagen prüfen lassen, sodass sie nicht schon beim ersten Schritt stolpern.
BUF und FJ