Sieger und Sieger: Wahl- und Abstimmungskommentar

Die neue Glarner Regierung mit Christian Marti (2. von links). (Foto: FJ)

Heute Sonntag wählt das Glarnerland Christian Marti als neuen Regierungsrat und es schmettert die Umweltverantwortungsinitaive krachend ab. Während Marti Wahlkampf gelernt hat, stehen die selbsternannten Sieger über die (Land-)Wirtschaft schon wieder mit dem Initiativbogen bereit – denn es kann ja nicht wahr sein, wenn es nicht wahr sein darf.

Es ist Sonntagvormittag, noch sind die Wahllokale geöffnet. Trotzdem stehen die Resultate bereits fest – national bei der Umweltverantwortungsinitiative wie auch bei der Regierungsratswahl. Überraschend wäre bei der Initiative der Jungen Grünen schon ein Nein-Stimmen-Prozentsatz unter 60 Prozent – im Kanton Glarus liegt die Ablehnung nach Auszählung bei 76 Prozent – und ein Regierungsrat Marti, der mit weniger als 60 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Andrea Bettiga gewählt würde (tatsächlich wird er mit fast 68 Prozent gewählt). Die Akzente der Gemeinden könnten zeigen, wo das Glarnerland etwas grüner ist und wo Marti nicht ganz so beliebt ist – tendenziell wäre es bei Grün Glarus Mitte (hier liegt der Nein-Stimmen-Anteil bei 72 Prozent) und bei Marti Glarus Süd (hier macht er 64 Prozent aller Stimmen). Wobei Marti in seinem Wahlkampf vieles vorbildlich gemacht hat. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten Marcel Lötscher setzte er nicht ausschliesslich auf Social Media, sondern plakatierte munter, warb in den gedruckten Medien, fuhr im dreirädrigen Mobil durchs Land, um Stimmen auf sich zu vereinen, und nahm den Wahlkampf insgesamt sehr ernst.

Die Vertreter aller Parteien hatten sich für ihn stark gemacht, auch die Exponenten der Jungparteien setzen sich für ihn ein. Zudem hatte er damals, als Social Media in der Politik noch neu waren, bereits digital ums Glarner Gemeindepräsidium gekämpft und gewonnen. Auch die Glarner «Grand Old Party» – die FDP – wollte bei dieser Nachfolge nichts anbrennen lassen. Die Niederlage gegen die SVP bei der letzten Ersatzwahl wirkte noch nach. Zudem war ihr Anspruch auf wenigstens einen Regierungsratssitz von links bis rechts unbestritten. Für das frei werdende Justiz- und Polizeidepartement wäre Marti sicher eine gute Wahl. Obwohl es sicher Departemente gibt, die weit grössere Domänen der Verwaltung umfassen – etwa Volkswirtschaft und Inneres oder Bau und Umwelt – und die auch mehr in der öffentlichen Diskussion stehen, ist es fürs Glarnerland  ein Segen, dass Polizei und Justiz eine wohlwollend strenge Hand bekommen. Die beiden Hauptfragen werden sein: Schafft es der neue Departementschef, ein Untersuchungsgefängnis bauen zu lassen, das internationalen Standards einigermassen genügt? Und wird er die Justiz so führen, dass die Strafuntersuchungen wieder im Gleichschritt mit den polizeilich aufgenommenen Fällen geführt werden, ohne dass dabei das Personalbudget explodiert? Wenn er beides schafft, ist das wohl schon die halbe Miete. Ach ja, ich frage mich, wie das Ja-Lager in Bern oben um 17 Uhr die Klatsche des Volkes bei ihrer «Verarmungsinitiative» in einen Achtungserfolg ummünzt und wie lange es dauert, bis das Volk wieder etwas aus der idealistischen Küche der Globalisierungsverantworter/-innen vorgesetzt bekommt? Aber eigentlich sind das keine Fragen: Die Konzernverantwortungsinitative ist als Neuauflage bereits in der Pipeline und verloren hat eine Partei nie – jedenfalls nicht in der Schweiz.
FJ

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