Schroffe Farben und eisige Innenwelten umrahmen Bergkunst aus Engi. Der Künstler Albert Schmidt beschreibt Eindrücke, worin Berggeist und Schönheit sich einem einzigartigen Kunststil verschreiben.
Normalerweise ist die Bergwelt eine unwegsame Zuflucht, fernab aller Zivilisation. Das Umgekehrte gilt für Berggänger wie Albert Schmidt. Menschen wie er fühlen, dass Berge Teil ihres Lebensraumes sind. Die Hektik des Alltags ist dabei nur noch am Rand der Wirklichkeit sichtbar. Die Leidenschaft für Berglandschaften kennt bei Schmidt keine Grenzen. Dank seiner kreativen Natur dürfen die Szenen seiner Bergtouren auch auf Leinwand und Druckpapier zur Form des Bewusstseins beitragen. Der Künstler übt sich nicht nur im Erklimmen von Bergen, sondern auch kreativ - im Erfassen der geologisch-tektonischen Strukturen einer Berggestalt.
Berge sind für die meisten ein Niemandsland, wo alles Bekannte der Welt über Bord geworfen scheint. Aus seiner Erfahrung weiss Albert Schmidt, dass es nicht aufwendiger Technik bedarf, um heil von den Höhen der Bergwelt wieder auf den Boden des Alltags zu finden. Der Profi-Bergmaler ist nicht nur in den Schweizer Gebirgen unterwegs. Auch fremde Geografien können seine Neugierde entfachen. Schon mehrfach bereiste der heute über 80-Jährige die Saharawüste in Marokko. Dort türmen sich Sanddünen zu gewaltigen Erhebungen von bis zu 100 Metern. Diese Reisen zu Fuss und mit Dromedarkarawanen stehen unter der Leitung von einheimischen Berberführern. Schmidt erlebte, wie diese Wanderer in Wüsten, ohne jegliche Hilfsmittel, die Reisenden in den unendlichen Sandweiten sicher ans Ziel und wieder zurückführen.
Bergmotiv lässt Gefühle Raum werden
Alles, was den Berg umfasst, steht in einer eigenen Weise harmonisch zum Rest der Welt. Um diese ausstrahlende Wirkung des Berges dingfest zu machen, lässt sich Schmidt auch ideell in ferne Sphären treiben. Nicht wie ein Foto, sondern wie sich die innere Wirklichkeit des Menschen zum Berg verhält, soll dieser auf der Bildfläche eingefangen werden. Auf zahlreichen Bergwanderungen entdeckte Albert Schmidt zusammen mit seiner Lebensgefährtin, wie sich auf einem Berg Formationen ähnlich einer kunstvollen Ausstattung beobachten lassen. Das ist für den Künstler Anlass, solche Kunstformen der Natur in eine komponierte Bildgestaltung einzubinden. Keine weiteren Elemente im Bild, nur der Berg, sind in seinem ästhetischen Bewusstsein vorzufinden. Albert Schmidt lässt die Bergwelt erhaben in sich ruhen. Menschliche Motive sind höchstens symbolisch für das Bewusstsein der Bergsteiger eingebunden. Der Mensch soll mit seiner Lebensrealität nicht zu tief in die Bergästhetik einfliessen. Im Gegenteil: Bergbilder zeigen, wie sich die Strukturen der alpinen Welt als Widerhall der Seele klärend auf menschliches Empfinden auswirken dürfen. Der Bergschönheit allein stiftet der Maler seinen Hang zur Einverleibung eines ewigen Bildraumes.
Jonas Weber