Bambino Gesù

Liberato Di Leo legt das Christkind in die Krippe – es wird zum Mittelpunkt einer ganzen Stadt. (Foto: FJ)

Wohl eine der schönsten Weihnachtskrippen steht noch bis Mitte Januar am Kirchweg in Ennenda im Haus der Familie Di Leo. 175 Figuren und 99 Schafe leben und weiden auf drei Etagen. Heute legt Liberato Di Leo das Christkind in eine Krippe, wie sie in Napoli Tradition hat – perfekte Weihnachten bis ins Detail und alles ohne Kugeln, Lametta und Weihnachtsbaum.

Am 8. Dezember werden in Neapel die Krippen aufgestellt, an Maria Immacolata, also am Tag der unbefleckten Empfängnis. Aber als Buben hätten sie den Pfarrer schon im Oktober bekniet, die Krippe aufzustellen. Und jeder wollte damals mithelfen und dabeisein. Diese schöne Tradition hat die Familie Di Leo aus Neapel in die Schweiz gebracht und natürlich machen sie in Ennenda beim Adventsfenster mit, meistens ist ihr Haus das erste, das angesteuert werden darf. Um sein Kunstwerk auf drei Etagen aufzustellen, braucht Liberato Di Leo mehr als einen Tag, denn die verschiedenen Teile der Krippen sind samt Lämpchen, Pumpen und Motoren an verschiedenen Kabeln angeschlossen.

Perfektion bis ins Detail
Seit 20 Jahren arbeitet der Herrenschneider in Ennenda in seiner Freizeit an der Krippe und bei jedem Besuch in Napoli kommen neue Figuren dazu: Kamele, auf dem Weg nach Jerusalem, die Höhlenwohnungen von Positano, eine ganze Bäckerei, der Marronibrater, der Schweinehirt, der Hühnerhof. Auch eine Töpferei gibt es hier und eine Macelleria mit Metzger und aufgehängten Schlachttieren. Nicht nur die heiligen drei Könige kommen an, auch Herodes und die Römer stehen schon bereit in ihrem Palast zum betlehemitischen Kindermord. Thematisch feiert die Krippe die traditionellen Handwerke, da gibt es eine animierte Windmühle, getrieben von einem Bächlein, eine Schneiderin, eine Wäscherin am Brunnen, einen Eseltreiber mit Esel, der die Mühlsteine zieht, den Pizzaiolo – Napoli lässt grüssen –, der gerade die Pizza aus dem Ofen holt, und ein Fässchen, aus dem der Vino fliesst. Und weil gerade Kinder diese Entdeckungsreise mögen, kommen die Schulklassen und Kindergärten aus Ennenda zu Besuch. Ständerat Mathias Zopfi war hier, als er den Mantel für seine Tochter holte, Landammann Kaspar Becker, Marianne Dürst Benedetti. Denn zu Geschäftszeiten kann die Krippe gerne besichtigt werden von allen, die das möchten. Um den Hals trägt Di Leo das unvermeidliche Zentimetermass, während er vorsichtig das Jesuskind aus dem Seidenpapier wickelt. Natürlich wird es erst heute Abend in die Krippe gelegt, ein besonderer, ja magischer Moment. Doch jetzt schon fliegt der Engel mit dem «Gloria» über dem Stall.

Tradition
Mit Weihnachtsbaum, Lametta und Christbaumkugeln kännen Di Leos wenig anfangen. Im Gegenzug gehen auch viele ihrer Kunden eher achtlos an diesem Kunstwerk vorbei. Insbesondere die Jungen – denn für sie, so Liberato Di Leo, müsste die Krippe wohl digital sein, damit sie sie wahrnehmen. Dabei seien gerade die realistischen Figürchen aus dem neapolitanischen Alltagsleben doch eine viel bessere Inspiration und er zeigt, wo der Motor und die Pumpe für das Windmühlenensemble versteckt sind. Tatsächlich gibt es einen inneren Zusammenhang mit der Alltagskultur, mit den Handwerken, von denen einige am Aussterben sind. Aber es ist das unbändige Leben, welches das innere Kind von Jung und Alt zu faszinieren vermag. «Inspiriert wurde ich auf den Strassen von Kairo in Ägypten», sagt Liberato, wo Menschen mit Kamelen und ihren Eselskarren durcheinander wirbelten. «So muss es doch schon zu den Zeiten von Jesus gewesen sein.»

Inspiration
Es lässt auch heute noch beobachten: Wohl kaum ein Fest inspiriert die abendländische Kultur zu mehr und vielfältigeren Formen der Anbetung, als es das Weihnachtsfest tut. Jede und jeder begeht es so, wie es dem Stand entspricht. Im Kreise der Familie unter dem Baum, mit Freunden bei der Waldweihnacht oder dem Glühweinapéro. Oft wird in verschiedenen Zusammensetzungen und nach verschiedenen Traditionen getrennt gefeiert und fast alle haben einen Schlüsselreiz, der bei ihnen die Weihnachtsgefühle auslöst. Sei es das Glöckchen vom Christkind, das in die gute Stube ruft, der Geruch von Mandarinen und Tannenduft oder der Klang der Handorgel, wenn Onkel und Tante «Stille Nacht» intonieren. Diese Anreize legen den Weg zum Herzen frei, damit es sich über die Feiertage an das zurückbesinnen kann, was ihm wichtig ist. Von Herzen wünscht Ihnen das FRIDOLIN-Team besinnliche und frohe Festtage im Kreise der Familie, der Freunde oder der Lieben.

FJ

Back To Top