Doula Verena unterstützt emotional bei der Geburt

«Gebären hat viel mit Loslassen zu tun», erklärt Doula Verena Zopfi und weiss, wie es gelingt. (Foto: Delia Landolt)

Wenn Verena Zopfi über Geburten spricht, möchte man sofort eine erleben. Als Doula unterstützt sie werdende Eltern vor, nach und während der Geburt. Diese Tätigkeit ist nichts Neues, das Bedürfnis jedoch aktuell wie nie. Und für Verena Zopfi eine Berufung. Informationsabend am 9. Dezember - Infos: doula-verena.ch

Verena Zopfi erzählt vom rauschartigen hormonellen Zustand, von der Trance, den stark intensivierten Geräuschen und Gerüchen, dem sensiblen Zustand, in dem sich eine Frau befindet. «Wie eine zarte Blume», meint sie, aber eine mit Superkräften. Die Hormone regeln alles: die Öffnung des Muttermundes, das Zusammenziehen und Entspannen der Gebärmutter, das Aushalten der Schmerzen. Seit Juni ist die Engelerin ausgebildete Doula – eine Geburtsbegleiterin. In einigen Ländern gehört eine Doula wie ein Baby zur Geburt, auch in Städten ist es verbreiteter. Im Glarnerland ist die Doula-Tätigkeit noch wenig bekannt. Am Montag, 9. Dezember, organisiert sie deshalb in Glarus einen Infoabend – um andere über ihre Tätigkeit zu informieren oder dafür zu begeistern. 

Loslassen und hingeben

Das teuerste Gut einer Doula ist die Zeit, die sie mitbringt. Ihre «Schicht» ist erst zu Ende, wenn das Kind auf der Welt ist. Währenddessen ist sie immer wachsam, achtend auf die kleinen Zeichen: Trockene Lippen? Kalte Füsse? Zu dicke Luft? Sie hat die stärkenden Worte, das Vertrauen in die gebärende Frau, hilft ihr, zu entspannen – durch Massagen, Bewegungen und Atmung. Gleichzeitig sorgt die Doula dafür, dass auch der Partner seine Rolle, seinen Platz findet. Damit ist die Doula die emotionale Stütze vor, nach und vor allem während der Geburt. «Gebären hat sehr viel mit loslassen zu tun. Man hält ein Baby in sich fest, das man loslassen muss, damit es zur Welt kommen kann. Das ist etwas sehr Intimes, dafür braucht es eine geschützte Atmosphäre. Eine gebärende Frau darf nicht unnötig gestört werden», das ist für Verena Zopfi das Wichtigste, damit eine Frau sich hingeben kann – ganz ohne Hemmungen. 

Klare Aufgabentrennung, gleiches Ziel

Die Doula mischt sich nicht in den Kompetenzbereich der Hebammen und Ärztinnen ein. Ihr Gebiet sind die Bedürfnisse, Sorgen und Ängste der werdenden Eltern. Verena Zopfi sorgt dafür, dass eine Frau selbstbestimmt gebären kann und dass sie – sofern medizinisch möglich – Zeit für Entscheidungen bekommt. Sie ermutigt die werdenden Eltern, bei Unklarheiten nachzufragen. Somit ist die Doula eine Ergänzung zur Hebamme, zusammen haben sie ein Ziel: ein positives Geburtserlebnis.

Frieden mit der Bauchgeburt

Der Begriff «Doula» kommt aus dem Griechischen und wird frei mit «Dienerin der Frau» übersetzt. Dass geburtserfahrene Frauen gebärende Frauen bei der Geburt unterstützten, hat lange Tradition. «Die Tätigkeit ging mit der Verlegung der Geburten ins Spital und in den zwei Generationen-Haushalten verloren», erklärt Zopfi. Ihr Redefluss ist kaum zu stoppen, ihre Faszination für die Geburt ist mitreissend, von der Schwangerschaft bis zum Stillen, vom Geboren werden bis zum Gebären. Das war noch anders, als die 37-Jährige vor 7 Jahren das erste Mal schwanger war. Ungeplant kam es zu einem Kaiserschnitt – mit dem sie heute Frieden schloss, denn: «Heute hat er einen Sinn. Ich kenne beide Arten von Geburten, die spontane sowie die Bauchgeburt», erzählt Zopfi. Bewusst sagt sie «Bauchgeburt», um den schlechten Touch vom Kaiserschnitt wegzunehmen: «Es ist genauso eine Geburt, man sollte das nicht negativ abtun.» Jede Art von Geburt ist für Verena Zopfi «richtig», solange es den Bedürfnissen von Frau und Kind entspreche. 

«Mach es!»

Eine TV-Sendung über Doulas weckte Verena Zopfis Interesse an dieser Tätigkeit. «Es lässt mich einfach nicht mehr los», sagte sie immer wieder zu ihrem Mann Balz. Er erwiderte: «Dann mach es.» Im Juni hat Verena Zopfi die Ausbildung abgeschlossen, nun strebt sie 4 bis 5 Begleitungen pro Jahr an, eine komplette Begleitung kostet 1000 Franken. Darin enthalten sind Gespräche vor und nach der Geburt, ein Monat Pikettzeit und telefonischer Austausch nach Bedarf.

Ihr ganzes Umfeld muss hinter der Tätigkeit stehen und genauso spontan wie sie zur Stelle sein. Da Balz ein eigenes Sanitär- und Spenglergeschäft führt, kann er die zwei Kinder spontan übernehmen. Für die gelernte Hotelfachfrau ist die Geburtsbegleitung kein Beruf, sondern eine Berufung. Dass es ihre Herzensangelegenheit ist, spüren sogar die zwei Kids, vier- und sechsjährig, die sie mit Fragen dazu löchern.

Ein Leben lang weitererzählen

Wenn es dann heisst «Es geht los!» gibt es keine Diskussionen. Dann ist die Doula bereit zum Einsatz, lässt sich selbst und ihre Emotionen zu Hause, um mit ihrer Positivität, Einfühlsamkeit und den starken Nerven der werdenden Familie ein gutes Geburtsereignis zu verschaffen, das ein Leben lang weitererzählt wird. Die Glückshormone der miterlebten – und mit voller Energie begleiteten – Geburt wirken bei Verena Zopfi lange nach. Erst nach ein, zwei Tagen kommt die Müdigkeit. 
Delia Landolt

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