Der Gemeinnützige Frauenverein Glarus wurde zwei Jahre nach dem Brand von Glarus von sechs Frauen gegründet. Seither unterstützt er gemeinnützige und soziale Aufgaben und pflegt die Zusammengehörigkeit der Frauen. Er ist politisch und konfessionell neutral.
Unter dem Eindruck des Brandes haben die sechs Frauen erkannt, dass «eine mit der Seele geleistete private Soforthilfe von grosser Bedeutung ist.» So steht es in der Broschüre zum 150 Jahr-Jubiläum geschrieben. In den Statuten von damals heisst es: «Der Verein stellt sich zur Aufgabe die Unterstützung der Armuth, und zwar in solchen Fällen, wo von anderer Seite nicht ausreichend geholfen wird oder geholfen werden kann.»
Der Blick zurück zeigt das vielfältige soziale Engagement der Frauen: 1908 traten sie für den Kampf gegen die Lungentuberkulose ein, 1919 gründeten sie die Kinderkrippe Glarus und 1949 die Hauspflege. Ihr Engagement hat Bestand: Die Kinderkrippe an der Bleichestrasse in Glarus betreut heute täglich über 30 Kinder. Die Hauspflege übernehmen Fachkräfte der Spitex.
Verpflichtung gegenüber den Gründerfrauen
Mit der Zeit wurden die Aktivitäten angepasst. Die Ludothek in Glarus, wo man Spiele ausleihen kann, ist seit 1987 eine Erfolgsgeschichte: «Sie ist selbsttragend», sagt Präsidentin Silvia Grossmann. Auch die Velobörse in Glarus, 1988 eingeführt, ist beliebt, ebenso der Ferien(s)pass, den der Gemeinnützige Frauenverein zusammen mit Pro Juventute aufgebaut hat. Auch wenn heute viele soziale und gemeinnützige Aufgaben durch andere Institutionen übernommen werden, habe der Verein immer noch seine Berechtigung, so Grossmann: «Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den Frauen, die den Verein aufgebaut haben.» Soziales Engagement hat kein Verfalldatum, und Menschen in Not zu unterstützen, ist auch mit geringem Aufwand möglich.
Aufwendiger ist es, neue Mitglieder zu gewinnen, wie Vorstandsmitglied Dodo Brunner betont. Mitglieder, die aktiv oder passiv die Anliegen des Vereins unterstützen und die Zusammengehörigkeit pflegen. «Früher waren vor allem Frauen aus alten Glarner Geschlechtern und Industriellenfamilien fast verpflichtet gewesen, sich gemeinnützig zu betätigen. Das ist heute anders», erklärt Grossmann. Berufstätige Frauen können zum Beispiel selten an nachmittäglichen Kaffi-Träffs teilnehmen. Immerhin konnten mit der letzten Werbeaktion 20 neue Mitglieder gewonnen werden. Das sei ein ermutigender Anfang, und um sich dem neuen Trend anzupassen, sollen u. a. die Kaffi-Träffs durch einen Apéro o. ä. am frühen Abend ersetzt werden. «Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen und wir sind offen für neue Projekte», wirbt Brunner.
Kein Marktstand dieses Jahr
Ein Austausch finde auch am jährlichen Marktstand im November in der Markthalle statt, so Grossmann und ergänzt: «Leider können wir ihn dieses Jahr aus verschiedenen Gründen nicht durchführen.» Gelegenheit zum Austausch bietet auch der offene Mittagstisch im Restaurant Alterszentrum Bergli, der jeden zweiten Mittwoch im Monat stattfindet.
In all den Jahren ist eines geblieben: «Wir sind ein aktiver Verein, der sich sozial engagiert und das seit vielen Jahren», betont Grossmann, «Darum ist es wert, ihn weiterzuführen; miteinander, füreinander».
Fredy Bühler