Rico, Käthi und Emanuel sind drei von 150 Freiwilligen, die sich Woche für Woche bei Pro Senectute ehrenamtlich engagieren. Zum Dank hatte die Fach- und Dienstleistungsorganisation fürs Alter eine gebührende Feier organisiert. Für die Bildergalerie hier klicken.
200 Personen sind eingeladen zur Dankesfeier im Gesellschaftshaus Ennenda, schliesslich finden sich 120 ein. Einige geben Workshops oder gehen als inzwischen pensionierte Spezialisten zurück ins Klassenzimmer. Viele unterstützen andere bei Alltagstätigkeiten, erteilen Turnunterricht, spielen bei den Örgelifrauen oder tanzen. Sie werden mit Rosen ausgezeichnet, weil sie z. B. bereits 700 Steuererklärungen ausgefüllt haben oder fast ein halbes Jahrhundert Leiterin einer FitGym-Turngruppe sind.
Die Apps
Eine von ihnen ist die ehemalige Journalistin Käthi Müller. Sie hat sich in die weite Welt der Apps reingehängt, hat sich das nötige Wissen angeeignet und gibt es zusammen mit anderen vom Leiterteam der App-Workshops alle zwei Wochen am Dienstag geduldig an durchschnittlich 20 Seniorinnen und Senioren weiter. «Als das erste iPhone aufkam, fand ich Spass daran und hab rumgebastelt. Dann las ich 2018 im FRIDOLIN das Inserat, dass man bei Pro Senectute einen App-Workshop führt.» Ins Leben gerufen hatte die «Äppli»-Gruppe damals Heidi Eicher. «Ich hatte vorher schon den Nachbarinnen und den Frauenvereinsfrauen geholfen bei solchen Sachen.» Denn ob das Telefonbuch unter local.ch, die Geburtstagskarte für den Enkel oder KI mit Chat-GPT, ob Twinten, Zugfahren, Navigieren, das Wetter schauen oder Rezepte für Grossvaters Schokoladenkuchen austauschen, vieles klappt mit Smartphone und App besser. «Wir schauen, dass es sehr lustbetont ist und machen zwischendurch mal einen Spruch – nicht wie in der Schule.»
Die Sprache
Einen anderen, genauso ehrenwerten Weg hat Emanuel Wohlwend eingeschlagen. Er erteilt einmal pro Woche – im Rahmen von «Senioren für Senioren» – zwei Stunden Deutschunterricht. Sein Schüler ist politischer Flüchtling, die Verantwortlichen der Beratungs- und Therapiestelle Sonnenhügel haben Wohlwend als Lehrer vermittelt. «Dieser ältere Mann hat zwar Grundkenntnisse in Deutsch, aber ihm fehlt die Konversation. Ich arbeitete zuerst mit Zeitungen, Artikeln, Inseraten – dann haben wir das analysiert, was wird hier angeboten, wie viel ist der Discount, später kam das Thema Ordnungszahlen dazu, das Einmaleins. Er spricht Persisch, Farsi, Türkisch – das kann ich alles nicht. So arbeiten wir mit «Google Translate». Damit er zum Sprechen kommt, unterhalten wir uns seit 1½ Jahren auf Deutsch. Dabei lernt man sich besser kennen. Ich frage oft allgemein, er gibt persönliche Antworten – etwa wie es seiner Familie geht. Später kam er mit dem Gedanken, themenbezogen zu arbeiten. Also legen wir ein Thema fest – Schweizer Geografie, Einkaufen, Gesetze – und lernen 20 neue Wörter mit 20 neuen Sätzen.» Zwar war Wohlwend bisher beruflich nicht als Lehrer tätig, aber weil es schon immer sein Wunsch war, zu unterrichten, kann er sich hier einen Traum erfüllen. Gut 30 Personen übernehmen im Rahmen von «Senioren für Senioren» solche und ähnliche Aufträge von der Pro Senectute-Vermittlerin.
Die Handarbeit
Mit ganz jungen Menschen hat Rico Carrara zu tun. Er ist einer von 14 «Senioren im Klassenzimmer». Vor Kurzem hat sich Pro Senectute an dieses anspruchsvolle Projekt gewagt, welches Generationen im Klassenzimmer zusammenbringt. Carrara arbeitete früher als Leiter Logistik, doch seit Februar 2014 darf er in Niederurnen im Schulhaus Bühl «Klassengrossvater» sein. «Zuerst wurde ich vom Schulleiter eingeteilt in Textiles und Technisches Gestalten – das war früher Handarbeit und Werken. Da war ich bis zu den Sommerferien bei einer 2.-, 3.- und 4.-Klass-Lehrerin. Wir verstanden uns auf Anhieb, es war sehr schön, mit ihr zu arbeiten – ich spürte, welche Kinder Hilfe nötig hatten, beim Häkeln und Fingerhäkeln oder ich half ihnen beim Einfädeln. Beim technischen Teil hatten sie auch Laubsägearbeiten, da half ich Objekte bearbeiten.» Seit den Sommerferien leistet Carrara auch Unterstützung bei Lesen und Rechnen. «Wenn die Kinder irgendwo anstehen, verlangen alle gleichzeitig Hilfe bei der Arbeitslehrerin. Ich kann da Ruhe reinbringen – ich sehe, wenn ein Kind Mühe hat, und helfe. Das ist eine Bereicherung für mich und die Kinder schätzen das auch. Was ich toll finde: die Lehrkräfte sind gegenüber mir total unkompliziert – sie sagen, heute haben wir dieses Thema, du siehst selbst, wo du uns unterstützen kannst.»
FJ