Seit einigen Jahren baut Swisspearl Schweiz AG im Bereich Solartechnologie ein zweites Standbein auf. Über 100 Architekten, Unternehmer, Bauherren und Medienschaffende erfuhren am 14. und 15. November, wie in Niederurnen Solarmodule getestet, bedruckt und vermarktet werden, damit mit ihnen in modernen Gebäudehüllen auf Dächern und Fassaden Energie gewonnen werden kann. Der FRIDOLIN war dabei. Bildergalerie hier.
Es ist Spätherbst. Die Novembersonne steht tief: Die Solarfassade der neuen Halle von Swisspearl liefert – obwohl sie eingefärbt ist – 72,27 Kilowatt-Peak, was sich jährlich auf 38 300 Kilowattstunden summiert. Das ist etwa der Stromverbrauch von zehn Vierpersonenhaushalten. In Zusammenarbeit mit einem Glasveredler hat Swisspearl ein innovatives Druckverfahren mit fotonischen Pigmenten entwickelt, um die Effizienz der Solarmodule trotz Farbigkeit weiter zu steigern. Rolf Hefti, Head of Solar Operations, und weitere Mitarbeitende tüfteln seit Jahren an Modulen und Farben. Im Januar 2025 wird Swisspearl sein Solar-Komplettsystem mit vorerst zehn Farben an der BAU in München vorstellen, die auf das Faserzementportfolio abgestimmt sind. Damit diese Module Wind und Wetter trotzen, werden sie in Niederurnen ausgiebig getestet – mit Windsoglasten bis zur Orkanstärke, Schneelasten von 10 bis 16 Metern Neuschnee, Starkregen und Hagelkörnern bis zu fünf Zentimetern Durchmesser. Doch weshalb dieser Aufwand?
Energie der Zukunft
«Die energieproduzierende Gebäudehülle wird in der Zukunft eine zentrale Rolle im Bereich der nachhaltigen Architektur und des energieeffizienten Bauens spielen», so Lars Nigg, Head of Group Solar. «Angesichts des globalen Ziels, den CO2-Ausstoss zu reduzieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, gewinnen Konzepte wie das energieautarke Gebäude an Bedeutung. Eine energieproduzierende Gebäudehülle, die als schützende Hülle dient und gleichzeitig Energie erzeugt, wird zu einem integralen Bestandteil von Gebäudekonzepten der Zukunft.» Hier sind auch die Fassaden von Bedeutung, denn damit kann bei tief stehender Sonne wertvoller Winterstrom produziert werden. Doch Solartechnik ist für die Gesetzgeber eine Herausforderung, sowohl ästhetisch wie ökologisch. Deshalb stellte Prof. Dr. Christian Auer von der FH Graubünden am Solar Day in Niederurnen seinen Leitfaden für Solaranlagen vor, die auch in touristischen Städten wie Davos bewilligungsfähig sind.
Attraktive Farben und Strukturen
«Swisspearl hat sich als Hersteller von Faserzementprodukten, die sowohl funktional als auch ästhetisch anspruchsvoll sind, bereits einen Namen gemacht», begründet Nigg. «Wir wollen in Zukunft eine noch bedeutendere Rolle bei der Entwicklung und Integration von energieproduzierenden Materialien in die Gebäudehülle spielen.» Effizient, nachhaltig und als Baumaterial mit attraktiven Farben und Strukturen – so wollen Architekt, Bauherr und ausführende Unternehmer heute ihre Solarmodule haben.
Solartechnologie passt zu den Kernkompetenzen von Swisspearl. Doch was bedeutet das zweite Standbein Solar für den Entwicklungs- und Produktionsstandort Niederurnen? «Durch die Erweiterung mit dem Bereich Solar wurden in den letzten Jahren Fachkräfte in Bereichen wie Solartechnik, Elektrotechnik und Engineering am Standort Niederurnen aufgebaut. Swisspearl wird auch in Zukunft zusätzliche Arbeitsplätze in Glarus in diesen Bereichen schaffen, um sowohl die Forschung und Entwicklung als auch den weiteren internationalen Marktausbau von neuen Solarprodukten zu unterstützen.»
Entwicklung als Chance
Das Glarnerland wird zum Herzstück der Solar-Innovation – dafür gibt es mehrere Gründe. «Neben dem bereits bestehenden Forschungs- und Entwicklungszentrum für den Bereich Faserzement sind wir in Niederurnen in unmittelbarer Nähe zu verschiedenen Fachhochschulen und Testzentren, welche für uns eine hohe Bedeutung im Bezug zur Weiterentwicklung und Innovationsfindung unserer Produkte haben.» Die hier entwickelte neue Kollektion von farbigen PV-Modulen wird im Baugewerbe von Tromsö bis Catania neue Akzente setzen. «Man könnte sagen, dass die Entwicklung von Solarsystemen bei Swisspearl in Niederurnen das Glarnerland nicht nur als eine starke Region im Bereich der erneuerbaren Energien von integrierten Gebäudehüllenlösungen positioniert, sondern auch den Industriekanton Glarus auf eine zukunftsfähige und nachhaltige Wirtschaftsweise ausrichtet.»
FJ