Unter Wintersport versteht man im Glarnerland alles, was auf Schnee stattfindet. Aber man kann im Winter auch ohne Schnee Sport treiben. Der FRIDOLIN hat sich bei den Begeisterten schlaugemacht über zwei Indoor-Sportarten, die Spass machen, im Trend liegen und sich für Jung und Alt gleichermassen eignen: Padel(-Tennis) und Bouldern.
«Wenn wir Boulder bauen», sagt Pedro Krieg, Hallenchef beim Verein Kletteranlagen Linthgebiet VKL, «versuchen wir, ein Rätsel an die Wand zu zaubern, das der Boulderer spielerisch löst. Dazu muss er ausprobieren, was geht. Es gehört zum Bouldern, Probleme zu lösen, von denen man sich nicht vorstellen konnte, dass man sie bewältigen kann.» Genau so lerne man bouldern.
Kompetitiv in der Gruppe
Eine von ihnen ist Sophia Rast, zusammen mit einem Gleichgesinnten sitzt sie vor der Wand, das schwarze Kantonsschule-T-Shirt schon überall weiss, vom Kletter-Chalk. Sie tauschen sich mit Händen und Füssen darüber aus, wie sie eine schwierige Stelle bewältigen wollen. Dann springt Sophia wie eine Gemse in die Wand, zieht sich hoch, versucht einen neuen Spielzug, scheitert an einer Schwierigkeit, lässt sich auf die Matte fallen. Klettern hat die 18-Jährige von ihren Eltern und im Verein gelernt. «Seit vier Jahren bouldere ich – es macht Spass, es tut mir gut und es ist ein sozialer Sport. Wir knobeln miteinander an Problemen, feuern uns an, versuchen, uns gegenseitig zu helfen. Es ist auch kompetitiv, vor allem unter den Leuten, mit denen man bouldert. Ich kann alleine bouldern hier und bin doch nicht allein.» 120 bis 130 verschiedene Boulderprobleme bietet allein die Boulderhalle in der Lintharena. «Wir haben immer wieder crazy Ideen», sagt Pedro Krieg, «um etwas, was wir draussen beim Klettern oder auch sonst irgendwo gesehen haben, hier in unserer Halle nachzubauen.» Inzwischen hangelt sich eine Reihe von Leuten von Griff zu Griff, ein kleiner Junge ebenso wie drei «Büezer», die hier den Feierabend-Ausgleich suchen.
Vom Vierjährigen zum Meister
«Schon von klein auf kann man beginnen», so Tanja Büsser, Leiterin Sport und Marketing bei der Lintharena. Es gibt auch einen eigenen Kinderbereich. «Wir beschäftigen Kursleiter Bouldern und Klettern – es gibt mehrere Kurse für Kinder ab sechs Jahren, für Jugendliche und Erwachsene, technische Kurse, aber auch Kurse für Firmen zur Teambildung. Man soll den ganzen Tag hier verbringen können, am Vormittag bouldern, dann hier essen, nachmittags Sprudelbad und nachts hier übernachten.» Zum Schluss reichen mir Tanja und Pedro ein paar Kletterfinken und ich probiere mich an der einfachsten, der gelben Route. Verrückt, ich stehe mit meinen 63 Jahren das erste Mal in einer Wand und könnte mir tatsächlich vorstellen, mit Bouldern anzufangen.
Ortswechsel zum Padelwerk
Nicht weniger sozial und doch ganz anders geht es am Montagabend im Wiggispark zu und her. Hier spielen Marco Zehnder und drei seiner Kollegen im Doppel Padel – ein Sport, der in der Schweiz noch weitgehend unbekannt ist, der aber, von Spanien und Südamerika herkommend, auch hier das Zeug zur Trend-Sportart hat. «Wir spielen das unter Kollegen schon seit drei Jahren, wir haben einen Gruppenchat und machen jeweils einmal pro Woche zum Spielen ab. Aber man kann auch über einen Spielerchat, der via QR-Code erreicht werden kann, Spielpartner finden.» Den Platz haben sie online über padelwerk.ch reserviert, Schläger und Bälle sind in der Miete inbegriffen. «Wir waren keine Fans von Squash, mit welchem Padel oft verglichen wird, doch Padel ist dem Tennis ähnlicher. Das Feld ist kleiner, man spielt übers Netz, aber es gibt Glaswände, die darf man im Rahmen der Regeln mit einbeziehen. Der Ball ist weniger schwer, es gibt kein Out und man verhaut nicht – wie im Tennis – dauernd Bälle. Die Schläger gleichen übergrossen Tischtennisschlägern und sind gedämpft, sodass man auch draufhauen kann, ohne dass der Ball viel Speed bekommt.»
In die Gänge kommen
Die Getränke bezahlt man per Twint, eine Sportbekleidung ist fakultativ. «Es geht nicht unbedingt um Kondition, doch es braucht Geschicklichkeit. Dadurch, dass man die Wand einbezieht, braucht es Koordination und auch Technik. Ein cooler Work-Life-Ausgleich», sagt Zehnder, der auch beim GEC spielt. «So was könnte man auch am Spieltag vor dem Eishockeyspiel machen, man kommt ein bisschen in die Gänge, oder auch am Abend noch, als Ausgleich.» Worauf man achten sollte? «Dass alle auf einem ähnlichen Niveau spielen, dann ist der Spass garantiert.»
FJ
Am Samstag, 26. Oktober, nachmittags von 14.00 bis 20.00 Uhr ist in der Kletter- und Boulderhalle der Lintharena Tag der offenen Tür, wo alle einmal gratis klettern und bouldern können – Schuhe werden zur Verfügung gestellt.