Von günstig ins Mittelfeld

Hansruedi Zopfi, Barbara Noser und Pino Popolo präsentieren die harten Fakten. (Foto: FJ)

Die Glarner Krankenversicherung GLKV erhöht die Prämien für das kommende Jahr um durchschnittlich 20 Prozent. Darüber informierten Hansruedi Zopfi, Pino Popolo und Barbara Noser am Freitag, 27. September, an einer Pressekonferenz in Schwanden. Wie es dazu kommt und was dies für die fast 10 000 Versicherten im Glarnerland bedeutet. Wechseln Sie oder bleiben Sie Ihrer Kasse treu? Abstimmen hier im Pulsmesser.

Dass im Glarnerland die Prämien überdurchschnittlich steigen, war bekannt. Während sie sich im Schweizer Durchschnitt um 6 Prozent erhöhen, sind es im Kanton Glarus 9,2 Prozent. Doch weshalb sind diese Prozentzahlen bei der Glarner Krankenversicherung noch einmal mehr als doppelt so hoch? Ein Teil ist sicher dem Erfolg der Kasse geschuldet, denn allein von 2020 bis 2024 nahm der Bestand der Versicherten um 2000 Personen zu, von 7700 auf fast 10 000 Versicherte. Das bedeutet: Ein Viertel der Glarnerinnen und Glarner ist hier versichert – die Kasse ist nahe bei den Leuten, sie arbeitet schnell, professionell und zuverlässig.

Gleichzeitig wuchsen aber auch die Kosten pro Versicherter in den vergangenen zwei Jahren stark an. Die Kasse musste massiv höhere Leistungen abrechnen, als sie im Budget zugrunde gelegt hatte. Allein 2023 stiegen die Leistungen pro Versicherter um 15,9 Prozent an, im ersten Semester 2024 sind es 6,6 Prozent. Zum Vergleich: im Schweizer Schnitt steigen sie 2023 um 4,6 Prozent, das Glarnerland nähert sich also der Schweiz an. Zwar hatte die GLKV bereits 2023 versucht, gegenzusteuern, allein das Bundesamt für Gesundheit BAG band die Versicherung von 5 auf 4 Prozent Erhöhung zurück. Das Resultat: Die GLKV musste mit 3,7 Mio. Franken Verlust das schlechteste Ergebnis ihrer jungen Geschichte schreiben. Dabei hatte man noch 2018 den Versicherten 600 000 Franken an Prämien zurückerstattet, 2019 waren es sogar 1,7 Mio. Franken gewesen. Denn, so Zopfi, «was den Versicherten gehört, wird auch zurückgegeben.»

Kostenwachstum
Auch für 2024 sehen die Zahlen nicht gut aus. Hatte man 2022 und 2023 noch Reserven aufgelöst, steht jetzt wieder ein Verlust von 2,5 Mio. Franken bevor. Das Kostenwachstum, so Geschäftsleiter Pino Popolo, war im Kanton Glarus in den Bereichen Medikamente, stationäre und ambulante Spitalbehandlungen und Pflege weit über dem Durchschnitt, was bei den Pflegekosten auch der Alterung in der Bevölkerung zuzuschreiben sei. Doch einen weiteren Grund sieht Präsident Hansruedi Zopfi in der sinkenden Solidarität der Gesunden mit den Kranken. Nicht nur haben 20 Prozent der Versicherten 2023 die Kasse gewechselt – um von den günstigeren Prämien der GLKV zu profitieren –, immer weiter verbreite sich bei Gesunden die Haltung, für die Prämien eine «Gegenleistung» aus dem Gesundheitssystem zu bekommen. Auch das führe zu einem Kosten- und damit zu einem Prämienschub. Die Prämien folgen nämlich einfach den Kosten, und entgegen landläufiger Meinung kann und darf eine Krankenversicherung gar keine Gewinne machen, sie übernimmt die Leistungen für alle und berechnet daraus eine kostendeckende Prämie.

Es gibt noch andere Kriterien
Vergleicht man heute die Prämien, welche die Versicherer im Kanton Glarus verlangen, so zahlen Erwachsene im Standardmodell ohne Unfalldeckung und mit einer Franchise von 300 Franken im Glarnerland bei Helsana 470 Franken, bei Swica 489 Franken, bei CSS 491 Franken und bei der GLKV 493 Franken. Das zeigt, in absoluten Zahlen liegen die Prämien der grössten Glarner Krankenversicherer in einem Rahmen von 23 Franken sehr nahe beieinander. Was sich geändert hat: Die Glarner Krankenversicherung, die 2023 mit 399 Franken noch die vergleichsweise tiefste Prämie erhob, hat jetzt zu den anderen Versicherern aufgeschlossen. Im Rahmen der allgemeinen Teuerung gilt es nun für viele abzuwägen, was ihnen ein gutes Gesundheitssystem wert ist. Barbara Noser, Leiterin Vertrieb und Abwicklung, zeigte zudem auf, welche Stellschrauben die Versicherten selbst – auch ohne Kassenwechsel  beeinflussen können. Wer vom Standard- ins Telmed-System wechselt, spart etwa 6 Prozent. Wer beim Arbeitgeber unfallversichert ist, kann die Unfalldeckung bei der Krankenversicherung weglassen. Wer seine Franchise erhöht, kann tüchtig sparen, und wer seine Prämien viertel-, halb- oder ganzjährlich zahlt, profitiert vom Skonto. Zudem bekommen Personen mit weniger Einkommen Prämienverbilligung vom Kanton. Diese gelte es, auch zu beantragen, so Noser. Wer langfristig denkt und solidarisch ist, stärkt das Gesundheitssystem. Und obwohl sie dieses Jahr die Prämien erhöht, will die GLKV weiter die führende Anbieterin von Krankenversicherungen im Kanton Glarus für die ganze Bevölkerung sein, das Krankenversicherungsknowhow im Kanton Glarus behalten und als Arbeitgeberin regional verankert interessante Arbeitsplätze anbieten. «Unsere Versicherten», so Popolo, «profitieren von einem überdurchschnittlich guten Kundenservie sowie einer persönlich und fachlich kompetenten Beratung. Daran ändert sich auch in Zukunft nichts.»  Wechseln Sie oder bleiben Sie Ihrer Kasse treu? Abstimmen hier im Pulsmesser.

FJ

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