Strassen sind Lebensadern. Wir sind darauf angewiesen, dass die grauen Bänder zwischen und in den Dörfern eine sichere Verbindung sind. Dafür sorgen Strassenbauer wie Sven Bruhin und sein Team.
Im Kanton Glarus gibt es 27 Kilometer Nationalstrassen, 122 Kilometer Kantonsstrassen, dazu kommen etliche Kilometer Gemeindestrassen. Alle müssen fachgerecht unterhalten und nachhaltig repariert werden.
Wenn Sven und sein Team von der Firma Walter Hösli Strassenbau AG auf einer Strasse hämmern, baggern, fräsen oder asphaltieren, wenn sie Rohre verlegen und Schächte betonieren, Übergänge anpassen, dann kommen die sechs Männer zuweilen unseren Plänen in die Quere. Der Verkehr stockt, wir warten vor einer Ampel, müssen einen Umweg laufen oder hören Baulärm.
Bruhin erzählt die Geschichte, als sein Team eine Arbeit in Rekordzeit erledigt hatte und die Anwohner das Ende der Arbeiten mit «Endlich» kommentierten. Dieses geringe Verständnis habe ihn getroffen. «Wir machen unsere Arbeit, damit alle aufs WC gehen können, damit sie sauberes Wasser und Strom haben und sicher von A nach B kommen.»
Die sichtbare Arbeit
Sein Team erledigt die strenge Arbeit bei jedem Wetter. «Wir arbeiten bei Bedarf auch in der Nacht. So stören wir den Verkehr weniger.» Unter anderem berechnet Bruhin, wie viel vom bestehenden Belag entfernt und wie viel neu aufgetragen werden muss. Es muss nicht immer alles ersetzt werden, Effizienz ist wichtig. Den neuen Asphalt baut ein spezielles Team ein.Die Arbeit von Svens Team wird sichtbar, wenn Schlaglöcher und Risse verschwunden sind, der Belag schwarz glitzert und die weissen Linien frisch gemalt sind. «Wir versetzen auch die Randabschlüsse sowie Betonelemente für Verkehrstafeln, Zäune oder Kandelaber.
Unter dem Belag befinden sich Bereiche unserer Infrastruktur: Rohre für Wasser und Abwasser, für Stromkabel oder Kommunikationsleitungen. «Die Wasserrohre verlegen Spezialisten, diese Arbeit erfordert grosse Aufmerksamkeit für die Hygiene.» Alle andern Bauarbeiten erledigen Bruhin und sein Team.
«Als Polier bin ich für den Baustellenbetrieb verantwortlich», sagt der 27-Jährige. Er kennt die Qualitäten seiner Mitarbeiter, koordiniert, kontrolliert und protokolliert alle Arbeiten sowie den Materialverbrauch. «Vergesse ich etwas, verliert das Unternehmen unter Umständen Einnahmen.» Eine solche Unaufmerksamkeit kann viel Geld bedeuten. Der Kanton investiert in den baulichen Unterhalt der Kantonsstrassen jährlich rund 10 Mio. Franken. Darin sind die Ausgaben für den Ausbau und den Schutz der Kantonsstrassen nicht enthalten.
Laut Sven Gantenbein, Leiter Abteilung Tiefbau des Kantons Glarus, variieren die Kilometer Kantonsstrasse, die pro Jahr saniert werden, über die Jahre relativ stark: «2024 ist die Sanierung von rund 4500 Metern Kantonsstrasse vorgesehen oder bereits ausgeführt worden. Davon fallen 1700 Meter auf das Projekt Ausbau Netstalerstrasse.»
Verantwortung fürs Team
Als Polier trägt Bruhin die Verantwortung für sein Team. «Zum Glück sind alle zuverlässig und halten sich an die Sicherheitsvorschriften, wie Helmtragepflicht oder das Tragen des Gehörschutzes, wenn wir mit dem Presslufthammer arbeiten.»Es ist diese Vielfalt, die Bruhin gefällt. Und die Arbeit im Team: «Wir sind wie eine grosse Familie.» Dann ist da auch die «Action»: «Es läuft immer etwas. Und man muss den Kopf beisammen haben.» Darum setzt er sich auch ab und an selber an die Steuerknüppel einer Baumaschine.
Bruhin ist ein Quereinsteiger. Nach seiner Lehre im Betriebsunterhalt hat er zum Strassenbau gewechselt. «Zuerst war ich Bauarbeiter, später habe ich die Vorarbeiterschule abgeschlossen, Ende Jahr stehen die Abschlussprüfungen zum Strassenbaupolier an und im nächsten Sommer der eidgenössische Abschluss.»
Mit Leib und Seele Strassenbauer
Wenn Bruhin von seiner Arbeit erzählt, strahlt er. Er ist mit Leib und Seele Strassenbauer. Die strenge Arbeit, lange Arbeitszeiten im Sommer, die Unbill des Wetters, der Dreck im Graben oder der Geruch beim Asphaltieren, all das stört ihn nicht. «Ich bin der Handwerkertyp, und ich arbeite gerne draussen.»Etwas Sorge bereitet ihm die Zukunft seines Berufes. «Obwohl wir im Team mit modernsten Maschinen arbeiten und einen guten Lohn haben, ist es schwierig, junge Leute für unsere Arbeit zu begeistern.» Diese Zurückhaltung findet er sehr schade, denn für ihn ist klar: «Am Ende des Tages gehe ich nach Hause und weiss: ‹Hey, das haben wir geschafft.›» Das macht ihn stolz, und zwar nachhaltig: «Jedes Mal wenn ich eine von uns gebaute Strasse entlang fahre, erinnere ich mich an die Geschichten, die wir erlebt haben.»
Fredy Bühler