Mit ihrem Buch «750 Jahren Kirche Matt, 1273 bis 2023» gelang dem Engeler Historiker- und Autorenehepaar Hanspeter Marti und Karin Marti-Weissenbach eine umfassende geschichtliche Aufarbeitung und zugleich ein auch für Laien spannendes Werk.
Ein Dreivierteljahrtausend lebendig erzählte und reich bebilderte Geschichte samt ausführlichem Quellenverzeichnis, Namens- und Ortsregister: Das beachtliche Werk umfasst fast 400 Seiten (statt ursprünglich geplante 60!). Gedruckt wurde es ebenfalls im Glarnerland, das Titelbild stammt vom einheimischen Jakob Näf. Weil es erst am Ende des Festjahrs erscheint, fanden im ersten Kapitel auch noch die Jubiläums-Aktivitäten des letzten Jahres Platz – es ist also hochaktuell.
Kirchenpräsidentin Martha Näf führte durch den Festakt, der vom Trio ALLPOTT mit passender Musik umrahmt wurde. Sie schilderte den Beschluss des Kirchenrats Matt-Engi, etwas Bleibendes zu schaffen, ihre erste vorsichtige Anfrage an das in Engi wohnhafte Autorenpaar («und ich sah gleich leuchtende Augen») bis hin zur zweijährigen Schaffenszeit. Die aufwendige Archivarbeit habe sich gelohnt, sind doch so neue Quellen erschlossen worden. Bei der Transkription schwer lesbarer Texte half Thomas Marti, Sohn der Autoren.
Unterhaltsame Kostproben
Mit Buchausschnitten aus verschiedenen Epochen liessen die beiden Historiker diese Zeiten lebendig werden. Verstrickungen zwischen geistlichen, weltlichen und alltäglichen Themen schienen auf; oft mussten seitens der Kirchenbehörde Konflikte geschlichtet werden: sei es ums Wildheu, um säumige Schulgeldzahler, Ehekonflikte (schambehaftetes wurde auf Lateinisch protokolliert) oder um Gottesdienstbesucher, denen Manieren beigebracht werden mussten. Nebst dem Anekdotischen oder Negativen sei aber vor allem festzuhalten, so der schon in Matt getaufte Autor Marti, welch beachtliche Leistungen die Kirchgemeinde über Jahrzehnte nicht nur im Glaubensleben der Talschaft, sondern auch punkto Bildung, Sozialwesen, Verwaltung, Recht und sogar medizinischer Versorgung erbracht habe.Mit Beat Wüthrich und Dekan Peter Hofmann – der wegen eines Missverständnisses eine Stunde später ankam – wurden auch seitens der Geistlichkeit warme Dankes- und Lobesworte an die Beteiligten ausgesprochen. Hofmann zitierte einige Beispiele aus dem Namensregister «nur schon beim A: Von Aare über Aebli, Afrika, Armstrong bis Avignon, das ist eine ziemliche Spannweite» und animierte so, sich aus dem riesigen Fundus auch gezielte Themen vorzunehmen. Das Interesse jedenfalls war geweckt: Vor dem Verkaufs- und Signiertisch bildeten sich lange Schlangen, während ringsumher bei einem ebenfalls rekordverdächtig üppigen Apéro gefeiert wurde. Und auch eine Kirchenkatze kam auf Besuch.
Das Buch kann beim Kirchgemeinde-Sekretariat (chlytal.ch) sowie über Buchhandlungen bezogen werden.
Swantje Kammerecker