«Out of the Box»

«Ötzi-Challenge Eisbaden – beim Clariden». (Foto: Kantonsschule Glarus)

Alle sechs Jahre führt die Kanti Glarus einen Gesamtschulanlass durch. «Out of the Box» war das Thema am 23. August. Raus aus der Schule, raus aus dem Gewohnten, raus aus der Komfortzone, hin zu einem Feuertag, Eisbaden im Gebirge, einer Nachtwanderung und 30 weiteren Projekten.

«Prüfen, Rufen, Drücken», die Gruppe von zehn Lernenden hört gebannt den Ausführungen der Samariterin zum Thema «Notfall» zu. Auf dem Rasen liegt die Versuchspuppe, an der die Herz-Lungen-Massage geübt wird. Am Nachmittag steht noch ein Besuch im Kantonsspital an.

Über Kulturgrenzen hinweg
Neuland betreten auch die Teilnehmenden des Projekts «Asylsuchenden begegnen». Sie treffen zehn junge Männer aus Afghanistan. Gemeinsam wird in der Mensaküche Fladenbrot gebacken. Die Verständigung ist teils schwierig. Aber: «Kochen ist verbindend», stellt eine Sechstklässlerin fest. Kritisch merkt sie an, dass die jungen Männer wohl nicht gewohnt seien, in der Küche zu stehen. Diese sind grösstenteils erst seit einem Jahr in der Schweiz und besuchen in Mühlehorn die Integrationsklasse. Für manche ist es der erste Schulbesuch ihres Lebens. Auch darum freut sich ihr Lehrer, Josua Hefti, über den Austausch mit den Jugendlichen der Kanti, die in einer ganz anderen Ausbildungssituation stehen. Gemeinsam wird geknetet und über die verklebten Finger gelacht.

Begegnung zwischen Jung und Alt
Schon von Weitem hört man die Gitarre, begleitet von leisem Gesang. Im Innenhof des Altersheims Bergli teilen sich ältere Damen und ein paar wenige ältere Herren die Tische mit Schüler/-innen im Alter von 14 bis 19 Jahren und singen. Die Jungen haben die kräftigeren Stimmen, kennen aber oft die Lieder nicht. Zwischen den Liedern wird angeregt geplaudert und gebastelt. Beispielsweise werden Fotos von Bergen und Seen auf alte Glarner Schulkarten geklebt, dabei werden Erinnerungen geweckt und weitergegeben. So ergeben sich Einblicke in eine vergangene Lebenswelt – «Out of the Box» eben.

Goldrausch im Glarnerland
Auch für den Biologielehrer Hans-Jakob Zopfi ist das Projekt «Goldwaschen» Neuland: «Ich bin hier der Schüler». Grosse Reichtümer sind aus der Linth bei Ennenda nicht herauszuwaschen, trotzdem werden mit grossem Eifer die Goldwasch-Schüsseln mit Schlamm befüllt und schwungvoll durchs Wasser gedreht. Neben Geschicklichkeit braucht es auch die Bereitschaft, dreckig zu werden. Für manche Mädchen fast zu viel «Out of he Box». In diesem Projekt engagieren sich sowohl Gymi-, FMS-Lernende als auch Lernende der Sportschule.

Gestern und heute
Konzentriert nimmt ein Schüler vom Bürgli aus die Stadtkirche und den Glärnisch mit seinem Handy in den Fokus, drückt ab und vergleicht das Resultat mit dem Stich von zirka 1840, der vom gleichen Standort aus Glarus darstellt. Ein weiteres Bild kurz vor dem Brand 1861 wird betrachtet: Von welchem Standort aus hat der Künstler damals dieses Bild wohl gezeichnet? Gelingt es, diesen Ort zu finden und aus der gleichen Perspektive in ein Bild zu fassen? Gruppenweise werden Schüler/-innen im Laufe des Tages über dreissig alte Ansichten von Glarus und Ennenda genau betrachten und «Verwandlungen» suchen. «Die Natur hat sich sehr verändert», so das Urteil einer Schülerin.

Aus angeblich Altem wird Neues
Veränderungen sind auch das Thema beim Projekt «Foodsave-Bar» in der Mensaküche, in der es angenehm süsslich duftet. Am Vortag gerettete Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, werden zu Speisen für die Schlussveranstaltung des GSA verarbeitet: Apfelküchlein, Bruschetti oder Fruchtsalat.

Mit dem «Bazar» klingt der gelungene Tag aus. Alle treffen sich auf dem Pausenplatz, wo die Projekte präsentiert werden. Ermattet und zufrieden wird aufgeräumt. Nächste Woche kehren alle wieder in die gewohnte «Box» zurück.

eing.

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