Ruedi Rhyner ist seit vielen Jahren in drei Interessengemeinschaften – in der «IG Elm», der «IG Schulen Glarus Süd» und in der «IG Wolfssicherer Lebensraum». Doch weshalb sind für ihn Dorfvereine, IGs oder Bürgerräte in der grössten Glarner Gemeinde unverzichtbar?
Seit die Automobilindustrie das synchronisierte Getriebe kennt, geht Autofahren bedeutend einfacher. So etwas Ähnliches müsste es auch zwischen den einzelnen Dörfern und der fusionierten Gemeinde geben – einen Bürgerrat oder Dorfverein, der die Interessen der Bürger und jene der Gemeinde synchronisiert. «Aufgrund der gemachten Erfahrungen in den vergangenen Jahren seit der Gründung der IG Elm im Jahre 2010», so Ruedi Rhyner, «bin ich der Meinung, dass es von Vorteil wäre, wenn in unserer Grossgemeinde Glarus Süd in jedem Dorf eine Gruppe von Personen als IG oder Dorfverein bestehen würde. So könnte die Gemeinde bei anstehenden Themen mit diesen Gruppen Kontakt aufnehmen und so die Meinung der betroffenen Bevölkerung besser mit einbinden. Somit könnte die Gemeinde mit Vorschlägen oder Anträgen an eine Gemeindeversammlung gelangen, die im Vorfeld bereits breiter abgeklärt sind.»
Sich wehren
Rhyner hat eine ganze Liste von erfolgreich gelösten Anliegen: Erhaltung der Schulstandorte, die Tempo-30-Zone im Dorf, die Neuadressierung der Häuser, der alte Schützenstand, Dorfsäge, Dorfbrunnen, Altersheim und weitere kleine Anliegen aus der Bevölkerung. Über den Startschuss zur ersten IG, bei der er sich engagierte, sagt er: «Es begann mit den Schulen, noch im alten System der Schulgemeinde Sernftal. Der damalige Schulrat beantragte, die Primarschule Elm zu schliessen.» Dabei ist eine funktionierende Schule das A und O, wenn man will, dass die Bevölkerung wieder wächst. «Damals schlossen sich Eltern der Kinder zusammen und erreichten mit ihrem Druck, dass der Vorschlag zurückgezogen wurde.» Glarus Süd litt in dieser Zeit an Geburtenrückgang, heute sieht es anders aus. Da man wusste, dass die Fusion kommen würde, blieb die IG in Elm zusammen, denn mit der Gemeinde Glarus Süd entstand ein riesiges Gebilde, in dem es Leute braucht, welche die Interessen des Dorfes vertreten können.Gute Lösungen finden
«Wir hatten in der alten Gemeinde Elm ein Projekt mit der HSG, dieses schlug im Chlytal Schwerpunktschulen vor: in Elm Sport, in Engi musische Fächer, in Matt die Oberstufe.» Zwar wollte die neue Gemeinde davon nichts mehr wissen, «aber wir machten weiter – organisierten vor den Gemeindeversammlungen IG-Versammlungen, wo wir die Bürger über unsere aktuelle Tätigkeiten informierten, Themen der kommenden Gemeindeversammlung aufgriffen und auch Gemeinderäte einluden, um Fragen zu beantworten.»Seit vielen Jahren, vor allem seit der Gemeindefusion, engagieren sich viele Bewohner/-innen unentgeltlich, um Anliegen aus der Dorfbevölkerung, aber auch aus ganz Glarus Süd, aufzunehmen und mit den Gemeindebehörden einer Lösung zuzuführen. «In der IG Schulen Glarus Süd ist das zum Beispiel aktuell das Thema Lehrersuche für Braunwald und Mitlödi, wo die Bürger eine Lösung präsentierten, oder die Verschiebung ganzer Klassen in andere Dörfer, etwa von Mitlödi nach Schwanden.» Muss denn der Bürger den Behörden zeigen, wie es besser geht? «Nein. Es geht darum, gemeinsam eine Lösung zu finden. Die Behörde ist teilweise zu weit weg, sie kann manchmal keine Lösung finden, die für die meisten passt, weil sie die Situation vor Ort und die Strukturen dort nicht genügend gut kennt. Dann entscheidet sie aufgrund von Kosten und bedenkt nicht alle Folgen.» Ob der Abriss der Dorfsäge oder die Namen der Quartiere – Rhyner ist überzeugt: «Wenn man’s zusammen anschaut und zusammen eine Lösung findet, läuft’s besser.» Doch weshalb engagiert er sich? «Es ist eine totale Leidenschaft fürs Dorf, auch beim Chilbi-OK, wo ich dabei bin. Ob bei den Bauern, den Familien, beim Tourismus: Es braucht die Leidenschaft fürs Dorf.» IGs oder Bürgerräte sollen im politischen Prozess vermitteln und aufklären. «Kommt jemand mit einem Anliegen zu uns, nehmen wir es auf und sprechen mit den Leuten bei der Gemeinde. Es entsteht immer aus der Bevölkerung und aus deren Bedürfnissen. Denn eine Gemeinde mit 16 Dörfern kann nicht mehr gleich funktionieren wie vorher die einzelnen Dörfer. Jedenfalls nicht bei uns in Glarus Süd, wo die Dörfer der Gemeinde bis zu 20 Kilometer voneinander entfernt sind. Es ist auch ein geografisches Problem, eine Herausforderung – deshalb ist meine Botschaft und Philosophie, dass es in jedem Dorf eine IG oder einen Bürgerrat gibt, die dann für die Gemeinde ansprechbar sind. Das System ist ausbaufähig.»
Unentgeltlich, aber unterstützt
Doch auch das unentgeltliche Engagement der IGs für die Bevölkerung ist dankbar für finanzielle Mittel. Wer also den sozialen Zusammenhalt in Glarus Süd unterstützen möchte, darf gerne spenden – ja mehr noch, er oder sie kann auch gleich bei der Spende vermerken, für welche der drei IGs sie verwendet werden soll.FJ
Konto Glarner Kantonalbank, IBAN CH41 0077 3000 8894 8511 3, lautend auf: Rudolf Rhyner, Dorf 5, 8767 Elm; Konto Glarner Regionalbank, IBAN CH14 0680 7042 0102 2570 1, lautend auf Rudolf Rhyner, Dorf 5, 8767 Elm.