Unkonventionell ist sie, die neue Kochsendung von Sat.1. Ihr Star: Noah Bachofen. Der Glarner wurde vom Sternekoch zum gefragten und geliebten Influencer – jetzt kocht er im Fernsehen Foodtrends nach, während er selbst immer mehr zum Hype wird.
Es beginnt eigentlich jedes Mal vor der Gemüseauswahl. Die Idee für ein neues Koch-Video. Der Mix von interessanten und saisonalen Zutaten. Der kreative Prozess. «Deshalb gehe ich nicht mehr zu Stosszeiten einkaufen», erklärt Noah Bachofen.
Immer öfter wird der 29-Jährige erkannt. «Geili Videos!», rufen ihm Leute zu, als würden sie einen alten Nachbarn begrüssen. «Das freut mich mega. In der digitalen Welt passiert alles anonym. Wenn mich jemand anspricht, habe ich plötzlich ein Gesicht dazu.» Dem Glarner Internet-Koch folgen auf Instagram 154 000 Leute. Zuletzt angestellt im Sterne-Restaurant «Magdalena», startete er während Covid mit seinen Kochvideos durch. Jetzt ist er Influencer. Und seit neustem Kochshow-Host bei Sat.1: «Noah hat einen frischen und unverwechselbaren Stil, sowohl als Mensch als auch als Koch», er sei nahbar und unkompliziert, was der Sender als wichtigen Grund für seinen Erfolg sieht.
Idealbesetzung Bachofen
Er wird zu Food-Anlässen in ganz Europa eingeladen, ziert die Titelseite einer Weltwoche-Beilage, wird bei «Gesichter und Geschichten» porträtiert. Der Hype um Noahs Person hat seit diesem Jahr nochmals stark zugenommen. Am Pfingstsonntag wurde die letzte der fünf 15-minütigen Folgen auf Sat.1 ausgestrahlt. «Noahs Stärken finden in ‹Hype Kitchen› super zusammen: Seine Vorliebe für neue Gerichte, wie man sie am besten zubereitet und seine Affinität für Visuelles und Trends», erklärt Sabine Körner vom Sender. Vergangenen Sommer gingen die Verantwortlichen auf Noah Bachofen zu: «Wir haben seine Beiträge auf Instagram schon seit einiger Zeit verfolgt. Als wir einen jungen Koch mit einem frischen Ansatz für eine etwas unkonventionelle Kochsendung suchten, war für uns klar: Noah ist die Idealbesetzung.»
Kurz ein Konzept freestylen
Für den Glarner ging damit ein Kindheitstraum in Erfüllung: «Das war die bisher coolste Erfahrung, seit ich nicht mehr Restaurant-Koch bin.» Als er die Produktionsfirma zum ersten Mal traf, wurde er unvorbereitet gefragt, ob er eine Idee für ein Konzept hätte. «Da habe ich begonnen zu freestylen, erzählte von Insta, Viralität und Trends und dass man dies übertragen könnte aufs Fernsehen.» Noah lacht: «Sie haben gesagt: Genial, das machen wir.» Herausgekommen ist mit «Hype Kitchen» die vielleicht aufwendigste Kochshow im Schweizer Fernsehen. Sat.1 kann das nicht bestätigen, sagt aber: «In die Recherche von Trends, in optische Effekte und neue Kameraperspektiven wurde viel Zeit gesteckt.» Sie haben Noah viele Freiheiten gelassen, damit er dem Format seinen Stempel aufdrückt. Und genau das tat er. «Hype Kitchen» ist mit Erklärung von Fachvokabular im Einspieler «Bachofen TV» nicht nur lehrreich, sondern – dank Noahs Witz – auch wahnsinnig unterhaltsam.
Täglicher Perfektionismus
100-Layer-Lasagne, Smash-Burger, Ramen – für die Sendung hat sich Noah Bachofen langlebige Trends ausgesucht (Definition im Leit-Satz nebenan). Reizvoll sind für ihn Rezepte, die Handarbeit erfordern.
Nicht zu vergleichen natürlich mit dem, was er zuletzt im Sterne-Restaurant «Magdalena» in Rickenbach tat: «Wir hatten schon einen gewissen Druck, dass jeder Teller perfekt sein muss. Man hat sich ein gewisses Niveau erkocht, und das muss man halten.» Den Stress und die Arbeitszeiten vermisst er nicht, das Glas Wein und die guten Geschichten nach Feierabend schon. «Das Wissen, welches in einer Küche vorhanden ist, finde ich sehr inspirierend.» Neue Ideen holt er sich heute über Telefonate, Sozialmedien oder aus Kochbüchern. Ein Kochbuch soll es ab Oktober auch mit dem Namen «Bachofen» drauf geben.
Zwischen zwei Deckeln
«Das Kochbuch wird sehr persönlich. Ich gehe zurück in meinen Lehrbetrieb, ins Hotel Sonne in Elm, probiere ein Kuchenrezept von meiner Ururgrossmutter aus – wobei ich zuerst noch die alte Schrift entziffern muss. Und natürlich hat es etwas mit Ziger drin», erzählt der Kochbuchsammler und -liebhaber. Das Projekt ist Noah Bachofen zusammen mit dem erfahrenen Kulinarik-Journalist Alex Kühn angegangen, bald darauf kamen unabhängig davon drei Anfragen von Verlagen. Was dem Druckwerk jedoch fehlen wird, ist jenes tief aus dem Herz kommende «Hmmm», das Noah Bachofen beim Kosten seiner Gerichte von sich gibt. Und dabei jedes Mal fast den Löffel verwirft.
Delia Landolt