Eine Wettkampfturnhalle fürs Glarnerland

Kein Geheimnis: Wer an der Landsgemeinde abstimmt, muss zu seiner oder ihrer Meinung stehen. (Foto: Delia Landolt)

Von wegen Landsgemeinde, die früh endet: Trotz kurzer Traktandenliste gab es lange Diskussionen. Und trotz Anfechtung des Landammann-Amtes eine friedliche Kampfwahl. Was wir davon haben? Eine Wettkampfturnhalle in Ziegelbrücke. Bericht von der Landsgemeinde 2024.

«In der Atmosphäre des konstruktiven Dialogs gestalten wir die Zukunft», begrüsst noch Landammann Benjamin Mühlemann die Landsgemeinde und nennt sie den «Ort des sozialen Ausgleichs». Ganz so sozial jedoch verhielt sich diese nicht. Zu Beginn wurde der neue Landammann gewählt. Nach dem üblichen Turnus wäre Kaspar Becker an der Reihe. Wie im Vorfeld angekündigt, wurde dies jedoch in Frage gestellt. Tatsächlich kam ein «Andrea Bettiga» aus den Reihen gerufen, wissend, dass dieser das Amt nicht antreten würde, wie Mühlemann schon erwähnt hatte. In der aussergewöhnlichen Kampfwahl bekam Becker sehr deutlich die Mehrheit der Stimmen, erhielt somit das Landammann-Schwert und führte anschliessend souverän durch die Versammlung.

Wachsen oder weichen?
Ins Obergericht wurden für die Rücktritte von Marianne Dürst-Benedetti und Roger Feuz Petra Zentner-Erni und Patrick Landolt gewählt – das Kandidaten-Duo der FDP.

Wortlos stimmte das Volk der Festlegung des Steuerfusses zu, wodurch es schnell weiterging zum Memorialsantrag «Gerechte Verteilung des Gemeindepachtlands». Alle Parteien sprachen sich im Vorfeld – wie der Landrat – gegen ihn aus. Der Antragsteller Heinrich Hösli meinte, der Kanton verteile das Pachtland nach dem Motto «Bauer wachse oder weiche». Wissend, dass man es nie allen recht machen kann, und dass für eine Neuverteilung laufende Pachtverträge gekündet werden müssten, lehnte das Stimmvolk den Antrag eindeutig ab.

Velowegnetz: unverändert
Auch dem kantonalen Veloweggesetz wurde unverändert zugestimmt, trotz zwei Anträgen und sieben Rednern und Rednerinnen. Weder wollte das Stimmvolk wie die Grünen, dass sich bis 2040 der Anteil des Veloverkehrs am Gesamtverkehr verdoppeln soll, noch wollten sie – wie die Grünliberalen vorschlugen – die Umsetzungsfrist um 10 Jahre verkürzen.

Soziale Dienste ziehen nach Glarus
Beim Traktandum 6 wurde erklärt, dass eine Evaluation der Sozialen Dienste ergab, dass eine Zusammenlegung der drei Standorte zu einem zentralen Stützpunkt die Zusammenarbeit stärken würde. Antragsteller Heinz Hürzeler wollte dies verhindern, was keine Mehrheit fand. Seine Befürchtung, es werde extra für den neuen Standort in Glarus ein Gebäude gebaut, entkräftigte Regierungsrätin Marianne Lienhard.

Go für die Wettkampfturnhalle
Als schliesslich schon das Ende nahte, kam es doch nicht so schnell, wie erwartet. Neun Personen diskutierten über den Objektkredit für die Berufsschule Ziegelbrücke. Angestossen wurde die Diskussion von sportglarnerland.ch. Sie forderten, dass die neue Dreifach-Turnhalle einen Meter höher gebaut werden soll als geplant, damit diese auch für Wettkämpfe genutzt werden könnte. Dazu gehörten 800 Zuschauerplätze. Diese Infrastruktur fehle im Glarnerland, nun habe man die Gelegenheit, dies mit nur «wenigen Mehrkosten» zu realisieren. Damit unterstützte Landrätin Liliane Schrepfer, die Mitte, den Antrag. Sie stellte klar: «Die Vereine sind ein wichtiges Rückgrat unserer Gesellschaft.» Als «Generationenprojekt für Bildung und Sport» bezeichnete es Marcel Bösch aus Schwanden. Und auch Alt-Nationalrat Martin Landolt rief in einem kurzen, klaren Votum zur Annahme auf. Von der SVP hingegen kamen eher kritische Stimmen, Landrat Toni Gisler meinte: «Wir brauchen ein gutes Schulhaus, aber kein goldiges.» Womit er Kaspar Krieg unterstützte, der das Projekt als noch nicht ausgereift ansah und es an den Landrat zurückweisen wollte. Das Stimmvolk aber nahm den Antrag von sportglarnerland.ch an.

Delia Landolt

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