Leserbrief: Linthwerk-Konfusion

Im Zusammenhang mit dem Aufweitungsprojekt wird Stimmung gemacht. Dabei ist von «Eschers Werk» die Rede. Nur, was ist «Eschers Werk»? Das heutige Linthwerk? 

Ist es das Werk des Berner Ingenieurs Andreas Lanz (1740–1803), der die Grundidee der Geschiebeentlastung in den Walensee einbrachte, die er bei einer vergleichbaren Situation an der Kander verwirklichte?

Ist es das Werk von Johann Gottfried Tulla (1770–1828), der auf Wunsch der Tagsatzung als grossherzoglich-badischer Wasserbauingenieur die technischen Dimensionen dieses Wasserbauprojektes festlegte. 

Ist es das Werk des Kaufmanns, Politikers und Naturwissenschaftlers Hans Konrad Escher (1767–1823), der die Idee einer «Aktiengesellschaft» zur Finanzierung des Werkes einbrachte und mit grosser Hingabe und Durchhaltewillen die erste Phase des Werkes leitete (bei seinem Tod war das Werk zwar funktionsfähig, aber noch nicht voll erstellt; auch hörte dieses am Molliserkanal bei der Vrenelibrugg und am Linthkanal etwas unter der Grinau auf). 

Ist es das Werk der Techniker Alois Negrelli (1799–1858), der die Grundlagen für den Suezkanal schuf oder Richard La Nicca (1794–1883), der die Juragewässerkorrektion plante und leitete, die als Experten der Eidgenossenschaft u. A. die die Kanalerstreckungen in Walen- und Zürichsee, sowie die Problematiken am Kupfernkrumm zu meistern hatten. 

Ist es das Werk von Gottlieb Heinrich Legler (1823–1897), der als erster vollamtlicher Linthingenieur die „Erbschaft“ aller vorgenannter zu übernehmen und mit den neuesten Kenntnissen weiter zu entwickeln hatte. 

Oder ist es das Werk des technischen Büros Meier, das im 20. Jahrhundert erneut die neuesten Kenntnisse umzusetzen hatte. 

Welches ist nun das beschworene «Werk Eschers», das nicht angetastet werden soll, in all diesen vielfältigen Beiträgen über 200 Jahre für das Linthwerk? Und warum soll auf einmal, was über Generationen den neuesten Kenntnissen und Erfordernissen angepasst wurde, auf einem nicht mehr existierenden Stand eingefroren werden? 

Das Linthwerk war von Anfang an eine technische Sicherheitsaufgabe und heute kommen richtigerweise die ökologischen und Naherholungs-Aspekte hinzu. Aber wie früher, so sollte auch heute die Politik die Finger von der Detailsache lassen und weiterhin ein Gremium von Fachleuten der verschiedensten Richtungen bestimmend sein. 

August Berlinger 

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