Festtagsartikel Ostern: Aufatmen

Ostern schenkt Ausrichtung fürs Leben. (Foto: FJ)

Jesus Christus spricht: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesendet hat, so sende ich euch!

Wenn die Temperaturen milder werden, die Tage länger und die Natur zum Leben erwacht, dann atmen wir auf. Alle sind nach dem langen Winter luft- und sonnenhungrig und wollen möglichst viel vom Frühjahr mitbekommen. Viel draussen sein und den Blumen beim Wachsen zuschauen. Manche werden dabei ganz unruhig und krib­belig.

Ähnlich unruhig erleben wir die Jüngerinnen und Jünger Jesu nach dessen Tod. Mit dem Verlust ihres Meisters haben sie den Sinn und die Ausrichtung für ihr Leben verloren. Nach einer kurzen Schockstarre schwirren sie aus in alle möglichen Richtungen: zurück in ihr altes Leben oder auf der Suche nach einem neuen Lebensinhalt. «Wir hofften, er sei es, der Israel erlösen werde», erklären zwei von ihnen, die auch unterwegs sind, einem dritten Unbekannten, der sich zu ihnen gesellt. Diese Hoffnung haben sie verloren, und mit ihr das Ziel für ihr Leben.

Sie haben noch nicht realisiert, dass Jesus auferstanden ist. Doch der Auferstandene ist in der Gestalt des Fremden schon mit ihnen unterwegs und auch mit denen, die sich in andere Richtungen aufgemacht haben. Er sucht die Begegnung mit ihnen. Er sammelt sie um sich und gibt sich ihnen als der Lebendige zu erkennen. Er lässt durch seine Nähe und Zuwendung Frieden in ihr Herz einkehren.

Die Osterbotschaft ist genau wie die Weihnachtsbotschaft eine Friedensbotschaft: Der Friede auf Erden beginnt im Herzen eines jeden Einzelnen, wenn wir die Nähe des lebendigen Gottes spüren. Auf unseren Ostergottesdiensten etwa liegt, wie auf allen Gottesdiensten, die Verheissung, dass der lebendige Gott selbst gegenwärtig ist und unsere Herzen anrührt.

Lassen Sie sich von seiner Nähe berühren und mit seinem Frieden erfüllen. Die Nähe des auferstandenen Christus lässt unser Herz zur Ruhe kommen. Aber diese Ruhe ist keine Friedhofsruhe, sondern eine dynamische Kraft. Die Jüngerinnen und Jünger bekommen nicht die Anweisung, sich nun in Jerusalem und in ihrer Freude über Jesu Auferstehung gemütlich einzurichten. Nein, sie bekommen einen Auftrag: nämlich die Botschaft, dass Jesus lebt, in alle Welt zu tragen. Schon bald machen sie sich auf den Weg, aber diesmal nicht planlos, sondern zielgerichtet.

Solche Ausrichtung schenkt uns der Auferstandene auch für unser Leben. Wir sollen die Botschaft, dass er der Christus ist, weitertragen: in Wort oder Tat, je nach unseren Begabungen. Diejenigen, die Jesus sendet, haben zwar auch Anspruch auf Erholung und Entspannung in Gottes schöner Natur. Aber sie sind befreit von allem ziellosen Suchen, weil sie der Auferstandene schon längst gefunden hat.

Es grüsst Sie herzlich Ihre

Pfarrerin Dagmar Doll

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