UBS übernimmt CS – Auswirkungen auf regionale Banken

Auf Kontinuität und Sicherheit ausgerichtetet: Roman Elmer, Geschäftsleiter der Glarner Regionalbank GRB. (Foto: FJ)

Der Kauf der CS durch die UBS vor knapp zwei Wochen kam überraschend. Was bedeutet diese Übernahme für die regionalen Banken und ihre Kunden? Der ­FRIDOLIN konnte mit Roman Elmer, Geschäftsleiter der Glarner Regionalbank GRB sprechen. Er betont, dass die GRB mit ihrer Regionalität und ihrem auf Kontinuität und Sicherheit ausgerichteten Geschäftsmodell nicht mit einer weltweit tätigen Grossbank zu vergleichen sei.

FRIDOLIN: Wie beurteilen Sie die Situation heute, knapp zwei Wochen nach dem Kauf der CS? War die Übernahme sinnvoll?
Roman Elmer: In Anbetracht der Umstände war es wohl die einzige Option, welche die Situation tatsächlich beruhigen konnte. In diesem Kontext kann man die Übernahme als sinnvoll betrachten. Die anderen Optionen, sprich eine temporäre Verstaatlichung oder gar eine Abwicklung der Bank, hätte zu grossen Verwerfungen an den Finanzmärkten führen können, was es zu verhindern galt. Insofern war eine nur auf die Schweiz isolierte Lösung zu keinem Zeitpunkt denkbar. Zu bedenken gilt es allerdings, dass mit dem Zusammenschluss der beiden Grossbanken eine noch grössere Bank entstehen wird, welche aus wettbewerbsrechtlichen Gründen unter normalen Umständen wohl nur mit Zugeständnissen möglich gewesen wäre. Letztlich war es wohl die beste Lösung aller schlechten.

Wie haben Sie den Kauf der CS in den vergangenen zwei Wochen in der GRB bemerkt? Haben Sie zusätzliche Kunden erhalten?
Ja, auch bei der GRB haben sich in den vergangenen zwei Wochen die Anfragen gehäuft. Es scheint, als schätze man den persönlichen Kontakt und die Verständlichkeit unseres Geschäftsmodells. Auch wenn wir dies begrüssen, freuen uns die Umstände, die dazu geführt haben nicht. Denn für die Schweiz und den Finanzplatz wäre es mehr als wünschenswert gewesen, hätte die CS dieses Krise im Alleingang überstanden. Generell ist davon auszugehen, dass es eine Verschiebung hin zu anderen Banken gegeben hat und möglicherweise auch noch geben wird.

Die Krise der CS kam ja nicht plötzlich, das war ein jahrelanger Prozess. Wie kann man als Regionalbank auf diesen Prozess reagieren?
Die Probleme der CS waren nicht systemisch, sondern hausgemacht. Die GRB ist mit ihrer Regionalität und ihrem auf Kontinuität und Sicherheit ausgerichteten Geschäftsmodell auch in keiner Weise vergleichbar mit einer weltweit tätigen Grossbank. Die Krise an sich zeigt jedoch einmal mehr, dass im Bankgeschäft die härteste Währung nach wie vor das Vertrauen der Kundinnen und Kunden ist.

Was bedeutet für eine Regionalbank der neue grosse Player UBS? In welcher Form wird die neue UBS das Geschäft der GRB erschweren?
Aktuell lassen sich die Auswirkungen auf die Wettbewerbssituation oder auch allfällige regulatorische Verschärfungen noch nicht einschätzen. Für den Finanzplatz Schweiz hingegen ist es von grosser Bedeutung, dass die Sicherheit und Stabilität mit diesem Deal gewährleistet ist.

Soll man als Kunde sein Barvermögen auf verschiedene regionale Banken verteilen?
Diese Frage muss jeder Kunde und jede Kundin für sich selber beantworten. Fakt ist, dass die Einlagensicherung der Schweiz Guthaben bei einer Bank bis 100 000 Franken pro Kunde im Falle eines Konkurses der Bank schützt.

Pensionskassen legen einen Teil ihres Vermögens in Aktien an. Darunter sicher auch Aktien der CS. Was bedeutet der Wertverlust der CS-Aktien für diese PK? Könnte das eine PK ins Straucheln bringen und damit die PK-Guthaben gefährden?
Ich gehe nicht davon aus, dass eine Pensionskasse aufgrund des Wertverlusts der CS-Aktien ins Straucheln ­geraten könnte, da Pensionskassen strenge Vorschriften in Bezug auf die Risikoverteilung einhalten müssen. Die CS hatte Ende 2022 noch einen Anteil von rund 0,80 Prozent an der gesamten Marktkapitalisierung des Schweizer Leitindexes SMI. An dieser Gewichtung orientieren sich viele Pensionskassen und wirkliche Wetten auf einzelne Titel, sprich eine deutlich stärkere Gewichtung als es der Markt vorgibt, ist eher selten. Somit dürfte ein ­Engagement einer Pensionskasse bei der CS nur marginal negative Auswirkungen auf deren Gesamtperformance haben.

Wie geht die GRB mit Boni um? Ein Slogan der GRB lautet: «Lieber dicke Reserven als fette Boni.»
Die GRB steht dazu, keine leistungsbezogenen Boni zu bezahlen. Sämtliche Ziele erreichen wir als Team gemeinsam und nicht als Einzelkämpfer zum eigenen persönlichen Vorteil. Wichtig ist uns dabei, dass sich jeder und jede seiner unternehmerischen Verantwortung bewusst ist. Im Gegenzug sind wir uns unserer Verantwortung als Arbeitgeber ebenfalls bewusst und bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein faires und kompetitives Gesamtpaket.

Wie geht die GRB mit dem Wunsch der Kunden um, die ihr Geld mittels Investitionen zu vermehren wünschen?
Das Anlagegeschäft ist neben dem Zinsgeschäft die wichtigste Ertragsquelle der GRB. Unser Leiter Anlagekunden Mike Baumann und sein Team beraten unsere Kundinnen und Kunden dabei umfassend und mit modernsten Technologien auf Augenhöhe. Auch dabei steht das Bedürfnis der Kundinnen und Kunden im Fokus, denn nur eine auf die persönlichen Wünsche und Ziele abgestimmte Anlagestrategie führt langfristig zum erwarteten Erfolg. Wir suchen auch dabei nicht den schnellen Gewinn, sondern wollen gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden wachsen.

Fredy Bühler

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