Glarnerland lässt sich wieder anstecken

Wichtige Kulturplayer in Glarus Süd (von links): Raffael und Simon Müller, Sirana, Ruth Tüscher, Kulturverein Glarus Süd, und Leopold Ramhapp, Fabriktheater Schwanden. (Foto/Video: FJ)

Ob Veranstalter wie der Kulturverein Glarus Süd, das Fabriktheater Schwanden oder der Catering Service Sirana – nach den vergangenen Jahren mit Pandemie und Einschränkungen stellen sich die Kulturanbieter mit frischem Elan für 2023 auf. Der FRIDOLIN erfuhr im Gespräch, wie sie das machen und was dabei wichtig ist.

Am kommenden Sonntag, um 17.00 Uhr präsentiert der Glarner Kammerchor einen kulturellen Leckerbissen im Gemeindehaus Ennenda. Trotzdem gibt es noch 200 freie Plätze. Klassische Musik sei schwierig, so Ruth Tüscher vom Kulturverein Glarus Süd. «Dann schon eher Comedy.» Auch die Künstler seien selektiver geworden: «Oft wechseln sie kurzfristig ihr Programm, weil bei gewissen Programmen die Zuschauer fehlen.» Doch: «Manche Leute bleiben einfach zu Hause. Uns fehlen etwa zehn Prozent des Publikums.»

Zusammen arbeiten
Bei Leopold Ramhapp schlagen zwei Herzen in der Brust: «Wenn der Theaterverein Chliibüni Glärnisch das Stück «Erbä ohni Sterbä» präsentiert, das sonst nirgendwo angeboten wird, dann kommen die Leute in Scharen.» Als Betreiber des Fabriktheaters sei es anders. «Dort suche ich die Zusammenarbeit und möchte Vereine und Kleinkunst unterstützen. Deshalb sage ich auch bei Künstlern, die noch keiner kennt: Kommt, wir probieren’s!» Manchmal funktioniere das aber leider nicht – so etwa bei Comedian Nico Arn im vergangenen Herbst, ein Event der abgesagt werden musste. «Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht!», sagt Leopold Ramhapp Deshalb sei Werbung wichtig. «Wenn das Publikum jemanden nicht kennt, muss man ihn sehr gut verkaufen. Perlen wie Schreiber versus Schneider waren ausverkauft, bevor ich das Plakat aufgestellt hatte.» Denn sie sind dank ihrer Kolumne in der Coop-Zeitung in der ganzen Schweiz bekannt.

Simon Müller startete mit Sirana Catering kurz vor Corona. «Während Corona konnten wir nicht richtig arbeiten, höchstens mal bei jemandem zu Hause kochen. Nachdem die Einschränkungen aufgehoben wurden, hatten wir sehr grosse Resonanz.» Hier habe die Mund-zu-Mund-Werbung gewirkt. Nach Corona wurden auch Jubiläen und Partys nachgeholt. Dennoch blieb eine gewisse Zurückhaltung. Es habe Events gegeben, wo 200 Personen gemeldet wurden, aber nur 100 gekommen seien. «Jetzt spüren wir die Energiekrise und den Krieg. Die Leute schauen aufs Budget. Trotzdem wollen viele Firmen ihren Mitarbeitenden oder Kunden etwas bieten. Aber es muss im Rahmen bleiben.»

Zu grosses Angebot?
Gibt es zu viele Events? Ist das Angebot zu gross? So dass für jeden Veranstalter weniger vom Kuchen bleibt? Ruth ­Tüscher erklärt, es brauche wenigstens zwölf Veranstaltungen pro Jahr, damit ein Veranstalter durch den Kanton unterstützt werde. Deshalb ist für ­Ramhapp Zusammenarbeit sinnvoll: «Der Kulturverein macht die grösseren Events wie jener mit Mike Müller. Die Bühne des Fabriktheaters ist auch für kleine Anbieter, jeder kann kommen und es bespielen.» Zudem seien Kulturangebote im Glarnerland vergleichsweise günstig, auch dank des Engagements der Veranstalter. «Auf dem Land leisten wir dafür viel Fronarbeit.» Ruth Tüscher stellt auch eine gewisse «Kulturscheu» fest, die sich negativ auf die Anzahl Besucher auswirke. Dazu ergänzt Simon Müller, Qualität habe nun mal ihren Preis: «Vor allem wenn wir mit frischen Produkten arbeiten.» Ältere besuchen das Theater, die Jungen konsumieren Kultur im Internet. ­Raffael Müller: «Oft fehlt der Anschluss unter den Generationen. Ich hatte Glück und bin dank der Arbeit fürs Kunsthaus affiner geworden.» Angebote im Internet «saugen einen rein», so würden Kulturbesuche durch digitale Angebote ersetzt.

Die Werbung
Ganz allgemein lasse sich eine Trennung Live versus Internet nicht erkennen. «Mit meinem frechen und schnellen Boulevard-Theater Chlibüni treffe ich den Nerv der Jungen», sagt ­Ramhapp. Auch der Caterer Sirana wirbt mit Fotos in den Sozialen Medien und mit Mund-zu-Mund-Propaganda. Und Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg: «Man muss den Leuten erzählen, was einen Event ausmacht.»

Beim Kulturverein Glarus Süd unterstützen Sponsoren einzelne Events. Damit machen auch sie Mund-zu-Mund-Werbung, zumindest in ihrem Bekannten- und Freundeskreis. Um mehr Leute zu erreichen, nutze man den FRIDOLIN als Sprachrohr. Das Fabriktheater ist «extrem aktiv» auf Social Media. Doch: «Um kurzfristig Leute zu erreichen, gibt es keine bessere Unterstützung als den FRIDOLIN.

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