Mehr Blühflächen schaffen

Eine graue Sandbiene sucht Nahrung. (Foto: zvg)

Bereits sind einzelne Bienen summend unterwegs. Was hat das zu bedeuten? Wie überstehen sie einen Winter mit wechselhaften Temperaturen? Hans-Jakob Zopfi, Präsident des Vereins Glarner Bienenfreunde, kennt Antworten.

FRIDOLIN: Der Winter war sehr wechselhaft, mal warm, dann sehr kalt. Wie gehen die Bienen damit um?
Hans-Jakob Zopfi: Für die Honigbienen ist das grundsätzlich kein Problem, sofern das Bienenvolk genügend Bienen zählt und Futtervorräte hat. Bei Temperaturen über zehn Grad finden kurze Ausflüge statt, bei Minustemperaturen bildet das Bienenvolk in seiner Behausung eine sogenannte Wintertraube. In deren Zentrum befindet sich die Königin bei einer Temperatur von rund 25 Grad. Werden die Tage länger, geht die Königin in Eilage. Für die Brutpflege ist dann eine Temperatur von 35 Grad nötig. Das braucht Energie und eine grössere Anzahl Bienen. Deshalb ist es wichtig, dass die Völker genügend Futterreserven haben und im Herbst eingewintert wurden.

Wie sieht es bei den Wildbienen aus?
Es gibt in der Schweiz etwa 600 Wildbienenarten. Die meisten sind Einzelgängerinnen. Ihr Nachwuchs überwintert als ausgewachsenes Insekt, als Larve oder Puppe in hohlen Pflanzenstängeln, in der Erde oder im Totholz. Die Herausforderung für Wildbienen ist es, in den Sommermonaten ausreichend Proviant für die Nachkommen zu sammeln. Sie benötigen Nistgelegenheiten und ein üppiges Angebot an Blüten. Das vielerorts mangelhafte Nahrungsangebot ist für sie existenzbedrohend.

Ist das fehlende Blütenangebot die Ur­sache des Bienensterbens?
Schauen wir Imkerinnen und Imker richtig zu den Bienenvölkern, dann überleben sie in der Regel gut. Fakt ist, dass die Natur heute weniger hergibt als vor Jahrzehnten. Deshalb kommt es zu Nahrungslücken. Sind im Mai sämtliche Wiesen gemäht, so wird die Nahrung für Bienen knapp. Die Förderung des Blütenangebots ist eine wichtige Massnahme, dem entgegenzuwirken.

Was kann unternommen werden?
Es braucht mehr blütenreiche Lebensräume. Jede Blüte zählt: einheimische Wildblumen in einem Topf auf dem Balkon, Klee im Rasen und Blumen mit offenen Blüten im Blumenbeet. BienenSchweiz (Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz/red) hat eine Blühflächenoffensive gestartet. Wir wollen die Schweiz zum Blühen bringen. Alle können etwas für die Bienen tun. Oft braucht es nur wenig: Im Garten weniger aufräumen und alles blühen lassen.

Was empfehlen Sie jemanden, der in die Bienenhaltung einsteigen möchte?
Zuerst muss man klären, ob es in der Region noch Platz für weitere Honigbienenvölker hat. Gibt es ein reiches Blütenangebot? Ich empfehle, sich an den örtlichen Imkerverein zu wenden. Das Imkern braucht Flexibilität, Zeit, Wissen und Können. Es ist zentral, eine Grundausbildung zu absolvieren. Allein der Umgang mit der Varroamilbe ist eine Herausforderung. Wer Interesse an Bienen hat, kann zuerst einen unserer Bienenschutzkurse belegen.

Fredy Bühler

Back To Top