Information/Elternabend zur Prävention

Angeregte Diskussion von Eltern mit schulisch Tätigen und Polizisten. (Foto: FJ)

Unter dem Titel «Handy – Agieren statt reagieren» hatte Schulleiter Patrick Burger im Schulhaus Linth-Escher, Niederurnen, Eltern und Erziehungsberechtigte eingeladen, sich mit dem Handy als Kommunikations-, aber auch als Suchtmittel zu beschäftigen. Anlass ist der wachsende Handykonsum unter den Schülern und Schülerinnen. Mit dabei war die Jugendkontaktpolizei. Sie vermittelte, wo sich Gefahren im Netz verbergen und was der «beste» Schutz dagegen ist.

Ungefähr 100 Personen – Lehrende, Präventionsarbeitende und Eltern – waren der Einladung gefolgt und sie hatten Fragen. Soll man TikTok einfach sperren? Darf ich meinem Kind auf sein Handy schauen? Was tun, wenn das Kind gemobbt oder erpresst wird? Bis zu welchem Alter darf ich eingreifen?

Vertrauen ist gut ...
... es kann aber auch verheerend sein. «Deshalb prüfen Sie von Zeit zu Zeit Ihre Kreditkartenabrechnung, schauen Sie, welche Apps Ihr Kind auf seinem Handy hat, ändern Sie Ihre Passwörter regelmässig oder – wenn Sie sich nicht alle aufs Mal merken können – arbeiten Sie mit einem Passwortmanager wie Secure Safe.» Dies waren nur einige der guten Tipps, die Patrick Burger, Schulleiter des OSZ Linth-Escher, in Niederurnen für «seine» Eltern bereithielt. Burger musste im vergangenen Herbst durchgreifen, als plötzlich ganze Primarschulklassen in der Umkleide das Marschlied «Erika» aus den 1930er-Jahren sangen, sich gegenseitig an der Chilbi den «Hitlergruss» machten oder das «Schnauzbärtchen» zeichneten und das alles auch noch lustig fanden. Ursache war in diesem Fall ein rechtsextremes Propaganda-Video auf TikTok gewesen, das sich als «lustiges Katzenvideo» tarnte. Kinder und Jugendliche haben auch Apps auf ihren Mobilgeräten, die definitiv nicht für sie entwickelt wurden: Snapchat, Tinder, Onlyfans.

Cybergemobbt und übermüdet
Die Zahlen, die dazu an der Schule erhoben wurden, sind erschreckend: Mehr als 50 Prozent der Kinder gaben an, schon einmal im Netz gemobbt oder belästigt worden zu sein, 20 bis 60 Prozent haben sich schon Pornos auf dem Handy angeschaut – darunter auch solche mit Gewalt, mit Kindern und mit Tieren. 10 Prozent gaben sogar an, solches schon verschickt zu haben, was strafbar ist. Da Kinder in der Schweiz ab 10 Jahren strafmündig sind, müssen bei Kindern und Jugendlichen oft auch dort Straf- und Schutzmassnahmen ergriffen werden, wo sie sich selbst als «schuldfrei» anschauen. Fast 100 Prozent der Kinder besitzen heute ein Handy – das Gerät nimmt sie im Schnitt 3 Stunden pro Wochentag in Anspruch, sogar mehr als 4 Stunden pro Wochenendtag. Das sind über 22 Stunden pro Woche – wobei es einer der Schüler in Niederurnen auf satte 63 Stunden Bildschirmzeit pro Woche brachte, also fast doppelt soviel wie eine normale Schulwoche.

Vorausschauend schützen
Die Folgen davon sind teilweise verheerend: Manche Kinder sitzen am Montagmorgen in die Ferne starrend in den Schulbänken. Ein Bündel von gesundheitlichen Schäden – von Gereiztheit, Nervosität und Schlafmangel über Haltungs- und Gelenkschäden bis hin zu Angstzuständen und Depressionen – verbindet sich mit den sozialen Schäden. Das können verminderte schulische Leistungsfähigkeit, keine Zeit für Aktivitäten im Freien oder mit andern zusammen sein. Dazu kommen die noch nicht völlig ergründeten Auswirkungen der Handystrahlung. Ein gefährlicher Cocktail.

Deshalb hatten alle Organisationen zum Infoabend aufgerufen – vom Kanton die Polizei, die Opferberatung und die Schulsozialarbeit, von der Gemeinde das Ressort Bildung und die Fachstelle Jugend und das Eltern-Forum, kurz elf, das eben die Elternmitwirkung in die Schule einbringt. Im zweiten Teil des Abends präsentierte Jugendkontakt-Polizist Kilian Bürge, was die Polizei tut, was strafbar ist und wie Eltern und Betroffene vorgehen sollen. Informationen dazu bei der Schweizer Kriminalprävention www.skppsc.ch.

FJ

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