Visionen und Zahlen

Verwaltungsratspräsident Richard Bolt, Sportbahnen Braunwald AG. (Foto/Video: FJ)

Das Aktionariat der Sportbahnen Braunwald AG bekam am Freitag, 27. Januar, vom Verwaltungsratspräsidenten Richard Bolt eine Vision vorgelegt, hinter der eine Menge Zahlen stecken. Sie baut auf eine Erschliessung des Hüttenbergs vom Tal aus und darauf, dass das Grotzenbühl zum touristischen Zentrum wird.

«Only in winter is pizza possible at Grozenbuhl», berichtete mir jener Insta-Globetrotter, der am Wochenende von seiner Marokkoreise aus dem afrikanischen Schnee in den Braunwalder Schnee zurückgekehrt war. Damit gibt er ein Beispiel für den «Ausbau und Optimierung des bestehenden Braunwalder Gastro-Angebots mit Fokus auf regionale Produkte». Dies ist einer von vielen Schritten, mit denen die Vision und Strategie der Sportbahnen Braunwald AG den Ort als ganzheitliche und naturnahe Familien-Destination positionieren will. Denn die Sportbahnen wollen mit den Entwicklungsschwerpunkten «Hospitality», «Mobilität» und einem System von ganzjährig nutzbaren Infrastrukturen und Angeboten zum «integralen Tourismusanbieter» werden.

Die Vision des Verwaltungsrates
Fernab vom Alltag sollen die Gäste mit nachhaltigem und naturnahem Bergtourismus berührt werden und ganzheitliche und inspirierende Bergerlebnisse mit allen Sinnen erfahren. Die Sportbahnen vertrauen – so die Mission – auf die besondere Anziehungskraft des Naturraums und sehen Veränderung als Chance, um neue Werte zu schaffen. Komplementär zum erfolgreichen Märchenhotel entstehen insbesondere für die 10- bis 16-Jährigen neue Beherbergungsangebote mit «Glamping» auf Grotzenbühl. Weiter baut man auf den Ganzjahrestourismus, auf Klettersteige, Abenteuer-Spielplatz, Hochseilpark und auf eine neue Panoramaherberge Seblengrat. Man will aber nicht «alles» bieten, sondern selektiv Qualitätsführer werden und sich auf den Markt «Agglomeration Zürich» konzentrieren, mit hochwertiger Gastronomie, einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Qualität wird entlang der gesamten Customer Journey garantiert, indem man alle Leistungsträger integriert. Derzeit verzeichnen die Sportbahnen 80 000 Ersteintritte, wovon fast drei Viertel im Winter. Das Ziel sei es, so Richard Bolt, die Wintereintritte zu stabilisieren und gleichzeitig die Sommereintritte zu vervierfachen, auch indem die Saison verlängert werde. Insgesamt werde so eine Verdoppelung der Ersteintritte angestrebt.

Die Vision fürs Glarnerland
Dass all das ohne eine direkte Erschliessung des Hüttenberges aus dem Tal schwierig werden dürfte, ist klar. Diese wird im Rahmen des Projektes denn von den Verwaltungsräten auch «als gegeben angenommen». Dafür dürften die Aussichten nicht schlecht stehen, obwohl sich das Glarnerland ja bisher eher als Industrie-, denn als Tourismuskanton positionierte. Einerseits ist man beim Kanton dabei, die Grundlagen für einen Entscheid über den Zubringer zu finden. Die Strasse ist vom Tisch, eine 10er-Kabinenbahn könnte dort enden, wo sie von der Braunwald-Erschliessung her heute am sinnvollsten ist. Anderseits wurde mit Visit Glarnerland zum ersten Mal eine schlagkräftige Vermarktungsorganisation auf­gebaut. Die Glarner Destinationen Braunwald, Elm, Glarus und Glarus Nord Walensee entwickeln sich dynamisch, was natürlich den Blick aufs Ganze verlangt. Da – wegen der anhaltend hohen Investitionen – auch die Verschuldung der Gemeinden zunimmt, stehen die Visionen der Destinationen also in einer Konkurrenz.

Nachhaltigkeit im Fokus
Schliesslich kann nicht alles gleichzeitig realisiert werden. Beim geschätzten Anteil von 4 Prozent an der Bruttowertschöpfung kann der Kanton nicht ein Vielfaches davon in den Tourismus investieren. Derzeit wird aus dem Tourismusfonds eine breit abgestützte kantonale Strategie mit einem längeren Planungshorizont erarbeitet. Wie genau sich da Braunwald mit der Innenstadt von Glarus, mit Elm, Filzbach und Näfels, Mettmen und dem Klöntal oder auch Aeugsten zum sinnvollen und bezahlbaren Tourismusangebot zusammenschliesst, wird die Strategie zeigen. Doch ist es schon mal löblich, dass die Sportbahnen unter Richi Bolt nicht auf künstliche Beschneiung setzen, sondern als naturnaher «Leuchtturm» ökonomisch, ökologisch und sozial bei allen Projekten die Nachhaltigkeit sicherstellen und mit den Ressourcen bewusst umgehen. Das lässt darauf hoffen, dass auch die finanziellen Ressourcen – jedenfalls in Braunwald – zielgerichtet eingesetzt werden.

FJ

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