Hülse, Chübel, Lismer

Ramona Blumer und die Chäller Rattä kurz vor dem Auftritt in Mollis. (Fotos/Videos: FJ)

Im Glarnerland hat die fünfte Jahreszeit begonnen. Das wilde Treiben mit «Hülse», «Chübel» oder im «Lismer» dauert noch bis zur Us-us-Lumpetä vom 4. März und bespasst Süd, Mitte und Nord mit Maskentreiben und Guggenklängen. Der FRIDOLIN sprach mit Ramona Blumer, Präsidentin der Chäller Rattä.

«Nach diesen zwei Corona-Jahren ist es ein unbeschreibliches Gefühl, wieder ohne Regeln und Beschränkungen in die fünfte Jahreszeit zu starten», sagt Ramona Blumer von den Chäller Rattä. «Obwohl wir im Jahr 2022 diverse kleinere Auftritte organisierten, um das Leben in unserem Verein wieder aufblühen zu lassen, war es doch nicht mit einer normalen Fasnacht zu vergleichen. Wir sind froh, dass es nun vorbei ist, und deshalb dreifach motiviert für die Fasnacht 2023.»

Finanziell bedeutend
Aus Sicht der Organisatoren ist der Umsatz einer Dorffasnacht nicht zu unterschätzen. Er liegt z. B. in Näfels in einem guten Jahr bei 150 000 Franken, wenn man alle Lieferanten und Restaurants einberechnet. Dieser Umsatz brach in den Pandemiejahren weg. Trotzdem waren Cliquen und Gruppen aktiv, damit die Fasnacht nicht stirbt. Ramona Blumer: «Finanziell haben wir gespürt, dass wir die letzten zwei Jahren unsere Chübletä nicht durchführen konnten. Durch die Einnahmen können wir uns bei Bedarf ein neues Instrument kaufen. Weiter wird mit diesem Gewinn das Abendessen der Hauptversammlung finanziert.» Am vergangenen Samstag nun konnte der Event wieder stattfinden – vor und in der Mehrzweckhalle trafen sich Alt und Jung zum Feiern.

Fasnächtler/-innen heranziehen
«Nebst dem finanziellen Aspekt dient unsere Chübletä als Eigenwerbung.» Während der Pandemie verzeichneten die Chäller Rattä in verschiedenen Registern zahlreiche Austritte und es bestand Sorge, an der Fasnacht nicht spielfähig zu sein. «Denn da wir uns nicht wie gewohnt präsentieren konnten, war es auch eine grosse Herausforderung, neue Mitglieder anzuwerben. Wir legen Wert darauf, dass unsere Mitglieder viel mitbestimmen dürfen.» Vom «Gwändli», das für 2023 wieder neu gestaltet wurde, bis zur Liederwahl. Zudem sind die Chäller Rattä auch Botschafter: «Wir sind in der gesamten Schweiz unterwegs und bringen den Leuten unsere Fasnachtsbräuche näher.» Das alles geht nur, wenn man live auftreten kann. Auch die «Jugendarbeit» kommt dabei nicht zu kurz: «Neumitglieder werden von Anfang an gut betreut und begleitet. Das Beitrittsalter liegt bei 16 Jahren. Für minderjährige Mitglieder gibt es das Gotti/Götti-Prinzip, das uns am Herzen liegt. Es ist uns wichtig, die Eltern mit einem Schreiben zu informieren und sie darüber aufzuklären, was die Jugendlichen während der Fasnacht ­erwartet.»

Das neue «Gwändli»
«Alle zwei Jahre stimmen wir an der Hauptversammlung über ein neues Motto ab. Jedes unserer Mitglieder kann Vorschläge bringen.» Anhand des Mottos wird dann ein «Gwändli» entworfen. Auf die folgende HV wird ein Prototyp geschaffen, nach dem die Stoffe zugeschnitten und den Mitgliedern zum Nähen übergeben werden. Das «Gwändli» wird über Vereinskasse und Jahresbeitrag mitfinanziert, es gehört nachher – wie der «Grind», der extern hergestellt wird – dem jeweiligen Mitglied. Für 2023 hat sich die Gugge in Anlehnung an die frühe Wikingerzeit für den germanischen Gott Odin und sein Gefolge entschieden. Männer und Frauen haben verschiedene «Gwändli» und jeweils dazu passende «Grindä».

Der Fasnachtsbeginn
Im Glarnerland dauert die Fasnacht – wegen der alten und der neuen – immer volle zwei Wochen. Sie beginnt «offiziell» mit dem SchmuDo am 16. Februar. Da findet neben dem Kinderball in Näfels auch der SchmuDo in Oberurnen und von 19.00 bis 22.00 Uhr der PitStop der Chäller Rattä auf dem Dorfschulhausplatz in Näfels statt. Bereits davor gibt es den Lismerball am Samstag, 28. Januar, in Schwanden, den Chämibrand am Samstag, 4. Februar, in Matt sowie Nachtumzug und Aalöschetä am Samstag, 11. Februar, in Näfels. Highlights der Alten Fasnacht sind Spätfritig Ennenda, Fröschefriitig Niederurnen sowie Sternmarsch und Umzug in Glarus. Doch ob Linthböllä oder Chäller Rattä, Wiggisschränzer oder Bläch­tätscher, Tümpelgumper oder Hung Häfä – Guggenmusiken besuchen sich gegenseitig. «Wir Fasnächtler teilen alle die gleiche Leidenschaft, wodurch es ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander sein sollte.» «Fasnachtsfahrplan» im Bergtal und Links auf www.fasnachtskalender.ch

FJ

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