Das Glarner Robotik-Team fliegt nach Los Angeles

Mentoren der Robotik (von links): Simon Balkau, Vreni Hürlimann, Hans Wiederkehr und Sämi Gasser. (Foto/Video: FJ)

In den nächsten drei Monaten steht das Team von 6417 Fridolins Robotik unter Strom – denn in den Katakomben der Kantonsschule entsteht ein neuer Roboter mit neuen Fertigkeiten. Seit sieben Jahren betreut ein Team von 22 Mentorinnen und Mentoren 24 Schülerinnen, Schüler und Lernende. Der FRIDOLIN durfte am Sonntagnachmittag ihre erste Zusammenkunft begleiten.

Unter einem Mentor versteht man – von alters her – einen älteren, klugen und wohlwollenden Berater oder eine Beraterin von jungen Menschen. Auf die beiden Projektleitenden beim Robotik-Team, also auf Vreni Hürlimann und Hans Wiederkehr, trifft das sicher zu, aber ein Grossteil der Mentoren ist kaum älter als die Teammitglieder selbst. Die meisten von ihnen waren sogar selber noch vor einem oder zwei Jahren als Teilnehmer beim Robotik-Team dabei.

Direkt von der OST
So etwa Sämi Gasser, der derzeit an der OST Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil, Maschinentechnik und Innovation studiert. Gasser kam als Lernender vor fünf Jahren zum Robotik-Team, damals absolvierte er seine Berufslehre und parallel die Berufsmaturität als Automatiker bei der Netstal Maschinen AG. Er ist einer von zehn Mentoren in Sachen Roboterbau und bringt inzwischen auch 15-jährigen Teilnehmenden bei, was ein Zahnrad ist, wie man eine Idee skizziert und wie das CAD funktioniert. «Meine Motivation: Ich will den Schülerinnen und Schülern vermitteln, wie innovativ Swiss Made sein kann und was es bedeutet, von der Idee zum fertigen Produkt zu kommen.»

Erfahrung Hoch 3
Die technische Leitung und die Projektleitung des Teams hat aber mit Hans Wiederkehr ein erfahrener Elektroingenieur und Betriebswirt. In den drei Monaten der Season investiere er wöchentlich 40 Stunden für das Robotik-Team. «Als Ingenieur fühle ich mich verpflichtet, Junge zu motivieren und ihnen meine Erfahrungen weiterzugeben. Denn wir haben im Glarnerland zu wenige Fachkräfte.» Und die Teilnehmenden sind zu Recht stolz: «An den Schweizer Digitaltagen durften sie dem Bundespräsidenten zeigen, wie man mit dem Roboter Bälle aufsammelt.» Hans Wiederkehr hat selber zwei Söhne, Luca und Florian, die beide im Robotik-Team mitmachten. «Florian, er studiert Elektrotechnik und Informationstechnologie an der ETH, ist inzwischen selber Mentor.» Er und weitere ehemalige Teilnehmende geben also ihr Können weiter und stärken spielerisch die Entwicklung der MINT-Berufe im Glarnerland.

Die Fähigkeiten fördern
Nicht technisch, sondern eher kreativ unterstützt Kindergärtnerin Bea Eberle das Team an drei Abenden pro Woche. Sie sorgt auch fürs leibliche Wohl. Das Robotik-Team ist für sie «so öppis Lässigs», es erlaube ihr die Arbeit mit Jungen, was Spass mache, auch wenn man über wenig technische Erfahrung verfüge, und die Schüler könnten hier viel erreichen. «Ich habe ein riesiges Vertrauen in die Fähigkeiten der Jungen. Sie verstehen das Leben anders und werden einst nach anderen Werten leben als wir, aber die werden dann auch richtig sein.»

Modular
Vreni Hürlimann – ihr Sohn Christian ist inzwischen ebenfalls Mentor – investiert als Projektleiterin jährlich 500 Stunden, vor allem in organisatorische Belange. Sie ist es, die einige Tage vorher bereits nach Los Angeles fliegt und dort alles klarmacht. Und sie besteht darauf, den Roboter möglichst modular aufzubauen. Dann könnten ihn die Teilnehmenden im Gepäck mit in die USA bringen, drei Wochen Entwicklungszeit gewinnen und die hohen Transportkosten sparen. «Ich mache es für die Jugendlichen, die sich drei Monate voll einsetzen und zusammenarbeiten, für die strahlenden Gesichter, egal ob Sieg oder Niederlage.» Das Team, in welchem 14- bis 67-Jährige als homogene Gruppe zusammenarbeiten, sei dank der zahlreichen Mentoren mit ihrem vielfältigen Know-how agiler geworden. Für viele erschliesse sich, so Hürlimann, erst im Robotik-Team die praktische Bedeutung von Mathe und Physik, die Lernenden könnten hier selber Projekt-Verantwortung übernehmen «Alle werden aufgenommen. Der Drittklässler kennt die Maturanden. Lehrlinge und Schüler, Intellektuelle und Praktiker – sie brauchen sich und sind hier auf derselben Ebene.» Schulprojekte mit externen Kräften gibt es im Sport, in der Musik oder im Theaterbereich. Nun gelang es den Mentorinnen und Mentoren, auch ein Robotik-Projekt zu etablieren, wo Kopf, Hand und Herz geschult werden.

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