In diesem zweiten Teil der Reise II beschreibt Albert Schmidt den Weg «Über den Djebel Bani in die Sahara». In der Ausgabe vom 12. Januar 2023 folgt dann die Reise III «Vom Ait Bougmez in den Hohen Atlas».

Vom Erg Chagaga ins Erg Smer
Beim frühen Aufbruch am nächsten Morgen zeigt sich die Wüste in ihrem ganzen Zauber. Vor Sonnenaufgang ist der gleichmässig feine Sand der Dünen noch kühl, breitet sich violett und lilafarben betörend schön vor uns aus, das Laufen über die Kämme und durch die Senken geht mit beschwingter Leichtigkeit. Und dann, im ersten Sonnenlicht, liegt die grosse Düne Laabidlia golden wie eine riesenhafte, 110 Meter hohe Skulptur vor uns. Etwas Atem holend setzen wir uns tief berührt oben auf ihrem Kamm hin. Ein Meer von Dünen rundum, vor allem gegen Süden hin, wo weit hinten blau die erste, lange Hügelkette der algerischen Sahara liegt. Die Wüste in ihrer ganzen Erhabenheit – und wie im Traum steigen wir in ihr Labyrinth hinunter. Das Gehen zum Camp vergeht, als gäbe es kein anderes Land mehr. 

Guide Omar leitet uns die nächsten fünf Tage mit seiner frohgemuten Art durch diese seine Lebenswelt. Er spricht ein fast perfektes Deutsch, was zur Folge hat, dass ich mein Französisch wieder nicht verbessern kann. Einmal geht es über den grauen, bruchharstigen, mit dürrem Gesträuch besiedelten Boden des ausgetrockneten Oued Draa, vorbei an einem Grundwasserbrunnen, dessen klares Wasser mithilfe einer Solaranlage heraufgepumpt werden kann. Dann gehen wir durch eine endlos ansteigende Ebene auf die grosse «Glücksdüne» zu, die wir von 2014 her kennen, klettern diesmal aber von der andern Seite über den elegant geschwungenen Grat zu ihrem Gipfel hinauf. Am letzten Tag geht es am kleinen Bau des Marabout von Sidi Naji vorbei durch die auslaufenden Dünen zur Palmenoase von Mhamid. Der Abschied vom fröhlichen Team dann noch mit einem kleinen Kamelritt in der Abenddämmerung. Ein wehmütiger Moment und eine letzte Nacht unterm Wüstensternenlicht. Werden wir nochmals hierher kommen?

Albert Schmidt