Frauenporträt: Anita Gmür und Simone Oswald - Die Seeretterinnen

Simone Oswald (links) und Anita Gmür im Weesner Hafen. (Foto/Video: Juliane Bilges)

Zirka 25 Einsätze leistet die Seerettung unterer Walensee jährlich – mit dabei sind Anita Gmür und Simone Oswald.

Wenn Anita Gmür und Simone Oswald von ihrer Tätigkeit bei der Seerettung berichten, hört man zwei Frauen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und sich gemeinnützig engagieren. Zur Seerettung kamen sie durch gemeinsame Freunde, die dort Mitglied waren, und durch ihr Hobby. Denn beide sind in ihrer Freizeit gerne mit dem Motorboot auf dem Walensee unterwegs. Anita Gmür gehört nun bereits seit 2002 zur Seerettung, Simone Oswald seit 2012. Die Zusammenarbeit des Rettungsteams macht einen erfolgreichen Einsatz aus und schon das Interview macht deutlich: Die beiden sind heute ein eingespieltes Team. Wenn die Seerettung ausrückt, ist klar, wer welche Aufgaben übernimmt. Das wird koordiniert nach den jeweiligen Stärken der Mitglieder. Die Mannschaft kennt sich gegenseitig sehr gut und so laufen die Einsätze automatisiert ab. Das Team muss zusammenpassen, so Simone ­Oswald: «Teilweise verbringt man im Pikettdienst den ganzen Tag gemeinsam auf dem See, so müssen sich alle auch untereinander gut verstehen.» Einsatzbereit ist das Team das ganze Jahr über, wobei die ernsteren Einsätze meist auf den Sommer fallen. Denn dann sind viele Menschen schwimmend oder mit dem Boot auf dem See unterwegs. So ist die Mannschaft von April bis Ende Oktober an den Wochenenden mit Piketteinsätzen ganztägig auf dem Walensee – unter der Woche sind alle per Pager erreichbar. Einige Mitglieder arbeiten in Weesen und Umgebung, so können sie bei Einsätzen schnell vor Ort sein.

Grosser Einsatzbereich
Der Einsatzbereich der Seerettung ­unterer Walensee ist breit gefächert: vom Einsammeln grösserer Hölzer, dem Abschleppen von Booten oder Surfern, bis hin zu Einsätzen, wenn Menschen in Not sind. Auch für die Bergseite bei Quinten ist die Mannschaft zuständig, da dieses Gebiet für andere Einsatzkräfte gar nicht oder nur schwer zugänglich ist. Ist eine Person verletzt und der Helikopter kann nicht landen, so wird sie von der Seerettung geborgen. Weiter kommen auch Bereiche im Umweltschutz hinzu, wie beispielsweise das Errichten von Ölsperren. Je nach Art und Grösse des Einsatzes kann die Hilfe der Partnerorganisationen Polizei, Bergrettung, Feuerwehr, Regio 144 AG sowie die Seerettung oberer Walensee hinzugezogen werden. Einsätze, welche Menschen betreffen, erfordern von allen eine gute Zusammenarbeit. Manche Einsätze bleiben den Einsatzkräften der Seerettung lange im Gedächtnis und nehmen diese stark mit. So etwa, als 2015 ein achtjähriger Junge und sein Vater an der Einmündung des Sees ertranken. Anita Gmür erzählt: «Gerade, wenn Kinder betroffen sind, bleiben die Einsätze und die Erlebnisse hängen und beschäftigen einen sehr lange.» Gerade für neue Einsatzkräfte ist es schwierig, mit solchen Situationen umzugehen. Deshalb steht der Seerettung ein Care-Team zur Seite, welches zu einer psychologischen Nachbesprechung gerufen werden kann, um die Rettungskräfte zu betreuen.

Einsatztraining
Die Seerettung kann man nicht mit Nothelfern vergleichen. Auf dem Wasser ist alles anders als an Land. Die Mannschaft wird sehr gut für die Einsätze ausgebildet und absolviert jährlich diverse Übungen. Kein Einsatz ist gleich wie der andere und jeder Teil der Seerettung muss in der Lage sein, alle anstehenden Aufgaben durchzuführen. Um sich bestmöglich vorzubereiten, werden gezielt Übungen durchgeführt, auch bei Nacht. Mitglieder der Seerettung müssen fähig sein, das Boot zu navigieren, Personen zu bergen und eine erste Versorgung durchzuführen, Feuer auf dem See oder bei ans Wasser grenzenden Gebieten zu löschen, andere Boote abzuschleppen oder nach dem Kentern wieder aufzurichten. Alle zwei Jahre müssen die BLS-Kurse (Basic Life Support) wiederholt werden, LESOMA-Übungen (LEbensrettende SOfortMAssnahmen) werden jährlich durchgeführt, ebenso wie Übungen zur Brandbekämpfung, der Rettung von Personen aus dem Wasser oder Radar-Übungen.

Teil der Seerettung werden
Immer wieder gibt es Kandidaten, die Teil der Seerettung werden möchten. Aber was muss man eigentlich mitbringen, um Mitglied zu sein? «Im ersten Fall natürlich eine Bootsprüfung und Freude am See», so Anita Gmür und Simone Oswald. BLS- und AED-Kurse (Defibrillator) sind von Vorteil, aber nicht zwingend. Schliesslich werden dafür gezielt Übungen durchgeführt und Kurse absolviert. Es wird bei jedem Wetter ausgerückt, also sollte man besser nicht aus Zucker sein. «Manchmal kommt man platschnass wieder zurück», erzählen Anita Gmür und Simone Oswald lachend. Kameradschaft und das Miteinander schätzen die beiden an ihrer Tätigkeit bei der Seerettung besonders.

Juliane Bilges

 

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