Alpabfahrt von Familie Hämmerli

Adieu, Alp! (Fotos: Søren Ehlers)

Am Donnerstag, 15. September, war es so weit: die erste Alpsaison von Familie Hämmerli auf Bützialp hoch über Engi ging zu Ende. 52 von 53 Geissen kamen wohlbehalten im Tal an.

Weshalb fand die Alpabfahrt schon am 15. September statt? «Es gibt mehrere Gründe», erklärt Stefan Hämmerli. «Es gab in den letzten Tagen vermehrt wieder Übergriffe vom Wolf auf anderen Alpen und ab 19. September ist Fahrverbot auf der Mühlebachstrasse wegen Sanierungsarbeiten. Deshalb wollten wir nicht mehr so lange zuwarten mit der Alpabfahrt. Es hat aber auch organisatorische Gründe. Und jetzt haben wir noch Glück mit dem Wetter, in zwei Tagen kommt schon der Schnee. Deshalb müssen wir sowieso Abzäunen.»

Zügige Abfahrt
Stefan und Manuela Hämmerli führen mit Dorothe Marxen die Herde auf dem Rückweg an. Mit dabei sind auch Frigg Hämmerli, der lange Jahre Toggenburger Geissen züchtete, und Köbi Staub, dessen 31 Burenziegen die grösste Gruppe der Alptiere stellt. Zuerst scheint es, dass die Ziegen wenig Lust haben, die Alp zu verlassen. Einige lassen sich mit Brotstückli locken, andere sind nur schwer aus den saftigen Stauden am Wegrand zu bringen. Je näher sich die Herde der Heimat im Tal nähert, desto zügiger geht es voran. Beim Passieren einer Geissenweide schon fast im Tal unten springen ein paar der «sesshaften» Ziegen über den Zaun und schliessen sich kurzerhand den Alpziegen an. Zwei Helfer bringen die Ausreisserinnen zurück.

Froh über glückliche Heimkehr
Auf dem Hof von Köbi und Astrid Staub stürzen sich die Burenziegen in ihren Stall und mit ihnen auch alle anderen Geissen. Frisches Heu ist immer ein gutes Argument.

Bei Brot, Geissen-Landjäger, Kaffi und Kuchen kann eine erste positive Bilanz gezogen werden. Die Tiere hatten einen sehr guten Sommer verbracht. Genügend Wasser und Futter waren stets vorhanden. Eine der Geissen vom Ziegenbetrieb Grüt war auf der Alp gestorben. Dabei deutete nichts auf einen Wolfsriss oder einen Unfall hin. Dafür hatte es ­– unbeabsichtigterweise – Nachwuchs auf der Alp gegeben. Eine Geiss war kurz vor der Alpfahrt unbemerkt trächtig geworden. Eines Tages fand Stefan Hämmerli die Nachgeburt und ganz in der Nähe zwei frischgeborene Gitzi geschützt unter einem Strauch liegend.

Nun holen Simone Burki und Samuel Bommeli vom Ziegenbetrieb Grüt ihre acht Brienzer Ziegen mit dem Anhänger ab. Dorothe Marxen kehrt mit ihren sieben Walliser Schwarzhalsziegen zurück zum Hof Gfell. «Meine Ziegen sind nun noch etwas abseits auf zirka 1100 m ü.M. in einem steilen Hang eingezäunt. Ich hoffe sehr, dass ich gut gezäunt habe, damit sie der Wolf nicht erwischt, bis ich sie in Stallnähe habe und über Nacht im sicheren Stall einquartieren kann!»
Hämmerlis Toggenburger dürfen nochmals ein paar Wochen auf die Weide in der Herrenegg, 200 Meter oberhalb von Engi.

Schlussbilanz steht noch aus
Trotz der Erleichterung über die gut verlaufene Alpzeit ist noch nicht klar, wie gut die Schlussbilanz ausfallen wird. Die Anschaffungen des Zaunmaterials und der beiden Weidezaungeräte waren teuer. Der Arbeitsaufwand fürs Zäunen und Kontrollieren der Weide war gross. Die Überwachung fand durch den Einsatz eines Alptracker-Systems und regelmässige Kontrollgänge statt.

«Wir werden alle Kosten und Arbeitsaufwände sowie die Einnahmen und Ausgaben zusammentragen. Der Alpungsbeitrag, den wir bis jetzt erhalten haben, wird bei weitem nicht ausreichen, um sämtliche Kosten zu decken. Dies wird wohl auf jeder Kleintieralp so sein. Das ist jetzt die Quittung fürs Zusammenleben mit dem Wolf», sagt Stefan Hämmerli.

Im Oktober wird es eine Zusammenkunft aller Alpbetriebe mit dem Landwirtschaftsamt geben. «Dort hören dann alle voneinander, wie es gelaufen ist. Und es wird auf den Tisch gelegt werden, was sich auf nächstes Jahr verbessern muss.»

Søren Ehlers

    Back To Top