Wölfe in den Schweizer Alpen soll ähnlich wie Steinböcke aktiv reguliert werden. Für den Schutz von Nutztierherden auf Alpen sind klare Kriterien zu erarbeiten und der Bund muss seine Unterstützungsleistungen erhöhen. Zu diesen Schlüssen kommt die Regierungskonferenz der Gebirgskantone aufgrund von neuen Studien.
Aktiv überwachen und regulieren
Aufgrund der Studie des IWJ schlägt die RKGK vor, dass der Zahl der Wölfe oder Wolfsrudel überwacht und aktiv gesteuert wird, ähnlich wie das beim Steinbock schon erfolgreich geschieht. Grundlage für ein nachhaltiges Wolfsmanagement bilden eine systematische Erfassung der Wolfsbestände in der Schweiz und die daraus erstellten Analysen von möglichen Bestandsentwicklungen. Darauf gestützt soll der Bund Abschusspläne pro Kanton erlassen, um Konflikte mit dem Menschen und dessen Nutztieren zu reduzieren und die Wolfsbestände in einer Grössenordnung zu halten, die das Überleben des Wolfes gewährleistet und für die betroffene Bevölkerung akzeptabel ist. Da ein systematisches Monitoring und Management des Wolfsbestandes die Kantone finanziell sehr fordert, soll der Bund seine Unterstützung an die Kantone erhöhen.
Aus früheren Studien* aus dem Jahre 2016 geht hervor, dass der Schweizer Bestand mindestens 17 Rudel betragen müsste, um eine Arterhaltung des Wolfs in den Alpen zu gewährleisten. Weil diese Studien auf alten Daten beruhen, betrachtet die RKGK diesen Bestand derzeit lediglich als Richtschnur. Sie sollte nicht angehoben werden, solange nicht neuere, wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen.
Besserer Herdenschutz, mehr Unterstützung
Ein nachhaltiger Herdenschutz auf Alpbetrieben bedarf klarer Richtlinien dazu, welche Flächen und Alpweiden mit zumutbarem Aufwand geschützt werden können, schreibt das Büro Alpe in seiner Studie. Der Schutz von Nutztierherden vor Wolfsrudeln ist personell und finanziell aufwändig und stellt das Alppersonal vor hohe Anforderungen. Künftige Schutzkonzepte sollen die Unterschiede zwischen den einzelnen Alpbetrieben aufnehmen, die Rahmenbedingungen für das Alppersonal sollen verbessert werden und die Aufwände für den Herdenschutz sollen in einem ausgebauten Beitragssystem berücksichtigt werden. Der Aufwand für den Herdenschutz ist für die Betriebe und die Kantone eine Herausforderung. Der Bund soll deshalb auch hier seine Unterstützungsleistungen erhöhen, wobei dies nicht zulasten des Agrarbudgets gehen darf.
Die Regierungskonferenz der Gebirgskantone fordert den Bund auf, ihre Empfehlungen, die auf den beiden aktuellen Studien basieren, umzusetzen. Die Erfahrungen, welche in den Gebirgskantonen gemacht worden sind, sollen dabei hoch gewichtet und berücksichtigt werden. Die Gebirgskantone sind von der Wiederansiedlung des Wolfs besonders betroffen. Deshalb soll ihren Erfahrungen bei der Revision des Jagdgesetzes eine hohe Bedeutung zukommen. Nur mit einem Zusammenspiel von Herdenschutz und Wolfsmanagement haben die Berglandwirtschaft und die Alpwirtschaft eine Chance, sich erfolgreich an die neue Situation anzupassen.
* Schnidrig et al. «Wolf in the Alps: Recommendations for an internationally coordinated management.», 2016, und «25 Jahre Wolf in der Schweiz», Stiftung KORA Muri, 2020.