Laura Menzi im Einsatz zum Wohl der Tiere

Laura Menzi kennt Land, Leute und viele Tiere. (Foto/Video: Ruedi Kuchen)

Vor einem Jahr war Laura Menzi Angestellte einer Tierarztpraxis. Heute ist die 36-jährige ihre eigene Chefin. Zusammen mit Sandra Kapica führt sie die Grosstierpraxis Glarovet AG in Netstal. Ihr Team besteht aus sieben Frauen, die sich um die Gesundheit von Kühen, Pferden, Schafen, Schweinen oder Ziegen kümmert.

Laura Menzi hat zwei Kinder und bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb. Nun kommen mit Glarovet mehr Verantwortung und lange Arbeitszeiten dazu. Wie meistert sie das? Menzi: «Mein Mann hat sein Pensum ausserhalb des Betriebes reduziert.»

Nach der Rudolf Steiner Schule in Winterthur und der eidgenössischen Matura hat sie sich für eine Laufbahn als Tierärztin entschieden. Sie wollte einen Beruf, wo man mit den Händen arbeite und viel draussen sei, wie sie sagt. Nach dem Studium arbeitete sie zehn Jahre als Grosstierärztin in einer Praxis. Der Schritt zur Selbständigkeit hat einen einfachen Hintergrund: «Unser damaliger Arbeitgeber suchte eine Nachfolge.»

Ihre Berufserfahrungen waren von Beginn an wertvoll. Sie kannte das Gebiet, die Bauernbetriebe und die Menschen. «Wir konnten Vieles nahtlos weiterführen.» Ihren Entscheid hat sie nie bereut: «Mir gefällt es. Ich komme im Kanton herum und habe mit vielen Menschen persönlichen Kontakt.»

Ein Team mit sieben Frauen
Heute arbeiten in ihrem Team sieben Frauen. Das ist keine Ausnahme. Menzi: «An der Uni in Bern sind aktuell 90% Frauen für dieses Studium eingeschrieben.» Eine Erklärung für diese Dominanz hat sie nicht.

Eine Grosstierärztin muss auch mal einen Muni an den Hörnern packen, damit er für den Untersuch angebunden werden kann. Oder einem Pferd auf den Zahn fühlen, einer Kuh die Klaue von einer Verletzung befreien oder einem Schaf eine eitrige Wunde reinigen. Das braucht Kraft und Mut. «Da packen wir zu zweit an. Entweder hilft eine Assistentin oder der Bauer.» Er kenne seine Tiere und wisse genau, wie man mit ihnen umgehen müsse.

Bei den häufigsten Hilferufe, die Laura Menzi erhält, geht es um Unfälle oder Krankheiten. Aber auch gynäkologische Untersuchungen seien ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Zudem gebe es einen Unterschied zwischen den Jahreszeiten. «Im Herbst wird abgekalbert. Das bedeutet mehr Arbeit, auch weil der Tierbestand dann am grössten ist.»

Wie hat sich ihre Arbeit in den vergangenen Jahren verändert? Erkennt sie eine Häufung bestimmter Krankheiten, oder gibt es mehr Unfälle? Sie verneint: «Wir sind ein Bergkanton mit eher robusten Rassen.»

Die Frage nach dem Behandlungserfolg
Ihre Hauptarbeitszeit ist der Einsatz vor Ort im Stall oder auf einer Alp. Das heisst, viele Fahrten mit dem Auto. Machmal muss sie mit dem Helikopter fliegen. Im Auto kann sie die benötigten Utensilien und Medikamente mitnehmen. Einen Heliflug hingegen muss sie gut organisieren. Dabei ist sie auf die Einschätzung der hilferufenden Tierhalter angewiesen. Sie kennen ihre Tiere und können anhand deren Verhalten Hinweise auf mögliche Krankheiten oder Verletzungen geben.

Manchmal kann ein Tier nicht vor Ort behandelt werden. Dann muss sie entscheiden, was gemacht werden soll. Wie gross ist der Behandlungserfolg? «Grundsätzlich steht das Wohl des Tieres immer an erster Stelle», sagt Menzi. So kann es vorkommen, dass ein Tier eingeschläfert werden muss, weil es keine geeignete Möglichkeit gibt, es von seinen Leiden zu befreien. «Der Tod gehört zu unserem Beruf wie auch das neue Leben.»

Solche Entscheide unterscheiden sich zu einem Kleintierarzt. Bei Katzen oder Meerschweinchen bestimmen oft mehr Emotionen über Sein und Nichtsein. Bei Nutztieren zählen auch die Investition in die Aufzucht oder die Milchleistung. Menzi: «Im Glarnerland haben wirgut strukturierte Betriebe. Da hat jedes einzelne Tier einen besonderen Stellenwert.»

Vielfältige Kompetenzen
Die Kompetenzen der Tierärztinnen sind in verschiedenen Bereichen gefragt: Neben der Krankenpflege oder der Hilfe nach einem Unfall werden sie auch zur Geburtshilfe oder zur Horn- und Zahnbehandlung gerufen. Aber auch für Beratungen zur Fütterung, zur Haltung, zum Stallmanagement oder zur Zucht. «In unserem Beruf ist die Praxis wichtig.» Deswegen hat die Einarbeitung von frisch ausgebildeten Mitarbeiterinnen einen hohen Stellenwert. Bald verstärkt Angela Rufer das Team. Sie schliesst ihre Ausbildung in Kürze ab.

Müssen die Frauen von Glarovet ihre Kompetenzen gegenüber den Männern speziell beweisen? «Es gab vor mir einige Tierarzt-Assistentinnen, die das Terrain gewissermassen geebnet haben», sagt Menzi. Aber es sei klar: Junge Assistentinnen müssen sich das Vertrauen verdienen. «Das ist aber keine spezifische Frage ob Mann oder Frau. Bei unseren Bauern ist jedes Tier ein Teil seines Lebens. Er sucht zuallererst eine zuverlässige und kompetente Hilfe.» Da spielt auch ihr Team eine wichtige Rolle. «Jede kommt aus einer anderen Richtung, da kommen viele Erfahrungen zusammen. Wir besprechen gemeinsam, wie man dieses oder jenes anpacken und behandeln kann.»

Diese Vielfalt fördert den Erfolg und das wiederum treibt Menzi an: «Letzthin behandelte ich ein Kalb, das gar nicht mehr gut aussah. Später hat mir der Bauer ein Video geschickt, auf dem man das Kalb wieder auf der Weide sah. Dies macht immer wieder Freude.»

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