Mal Freund, mal Feind Kanada-Blog 6/7: Die Natur

Im Keremeos Creek in British Columbia brennt es. (Fotos: Michelle Furrer)

Der Kampf von Menschen gegen Naturgewalten wird überall geführt. Hurrikane, Blizzards, Sandstürme, Überschwemmungen, Dürren sind je nach Weltgegend eine Bedrohung. Welchen Herausforderungen müssen die Kanadierinnen und Kanadier trotzen?

Von kalt bis heiss
Lieber Fabio 
Du hast uns schon viel berichtet von deinen Erlebnissen in der fantastischen Natur. Riesige Wälder und viele Begegnungen mit Tieren hast du als wunderbar erlebt. Ich stelle mir vor, dass im Vergleich zu Glarus die Natur in Kanada als weniger beherrschbar gesehen wird.  

Kälte und Schneestürme gehören in meiner Vorstellung zu Kanada. Im Januar 2019 traf eine extreme Kältewelle, die von einem Polarwirbel ausgelöst wurde, das östliche Kanada und forderte Todesopfer. Teilweise wurden Temperaturen von fast -40 °C gemessen. Was es in Kanada öfter geben soll, sind Blizzards, als heftige Schneestürme. Haben Dir Leute davon erzählt? Wie schützen sie sich? 

Das andere Extrem: letztes Jahr gab es eine extreme Hitzewelle in British Columbia. Der kanadische Temperaturrekord wurde haushoch gebrochen. Der seit 1937 bestehende Rekord von 45 °C wurde mit 49,5 °C in den Schatten gestellt. Damit lag die Temperatur höher als jemals in Europa oder Südamerika. Üblicherweise liegen die Maximaltemperaturen in dieser Region bei zirka 25 °C. Eine solche Temperaturabweichung sollte statistisch gesehen nur ein- bis zweimal in 10000 Jahren auftreten. Von den grossen Waldbränden, die es dabei gab, wurde auch bei uns berichtet. Dazu haben wir eine Leserfrage erhalten. Franz Schnider aus Mollis möchte gerne wissen: «Hat der Hitzesommer 2021 die Gesellschaft in Kanada klimabewusster gemacht?» 

Wie gehen die Menschen in Kanada mit den gefährlichen Seiten der Natur um? 
Søren Ehlers 

Naturgewalten im Norden
Hey Søren  
Meine Rückreise in die Schweiz nähert sich. Einerseits möchte ich hierbleiben, da es mir einfach ungemein gefällt. Andererseits freue ich mich auf meine Heimkehr. Kürzlich sah ich auf Social Media ein Bild vom Glarnerland, was dieses Heimweh noch verstärkt hat – es ist halt zu Hause schon wunderschön. Zu deiner Frage nach der Kälte muss ich passen. Ich habe mit niemandem über die kalten Winter gesprochen. Denn daran denkt bei den aktuellen Temperaturen kaum jemand. Es ist, wie vor einem Jahr, brütend heiss. Das Thermometer kratzte schon einige Male während meines Aufenthalts an der 40 °C -Marke. Geregnet hat es in der Zeitspanne meiner Reise dreimal, das längste Mal etwa drei Stunden. Obwohl der Sommer 2021 eine andere Schuhnummer gewesen sein soll, brennen die Wälder auch dieses Jahr. Einen Waldbrand sah ich beim Abraham Lake. Einen weit beängstigenderen Brandherd, beim Keremeos Creek, habe ich dir per Foto zukommen lassen. Neben dem Feuer warnt man auf Vancouver Island vor dem Wasser. In Ucluelet, einem Fischerdorf, sind die Leute wachsam gegenüber Tsunamis. Für mich als Schweizer, für den solche Naturgewalten nicht alltäglich sind, war das faszinierend. Dass eine Tsunamigefahr besteht, damit habe ich nicht gerechnet. Auf die Leserfrage möchte ich eine persönliche Einschätzung abgeben. Ich bin der Auffassung, dass die Kanadier sich umfassend klimabewusster verhalten, auch zusammenhängend mit dem letztjährigen Hitzesommer. Das Problem besteht darin, dass die Haupteinnahmequellen Kanadas mit Rohstoffförderung zusammenhängen. Radikale Veränderungen sind da schwierig. Scheinbar fährt man bei Kanadas Klimapolitik nun mehrgleisig, um die grosse Umweltbelastung, die von diesem Land ausgeht, minimieren zu können. 
Fabio Lutz
Nächste Woche erscheint Folge 7 des Kanada-Blogs. Haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, eine Frage an den Kanada-Reisenden, senden Sie sie an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Wir bauen Ihre Frage gerne ein in das Gespräch.  

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