Leben im Wohnmobil

Jasmin und Urs Schild vor ihrem Wohnmobil in Glarus. (Foto: Fredy Bühler, Video Søren Ehlers)

Im Glarnerland gibt es mehrere Stellplätze für Wohnmobile. Einige mit kompletter Infrastruktur wie Strom, Wasser- und Abwasseranschluss. Und es gibt eine Handvoll Hof-Stellplätze. Der FRIDOLIN hat zwei Plätze besucht und hat erfahren, wieso Menschen in ihren Wohnmobilen im Glarnerland Stopp machen.

Zum Beispiel Jasmin und Urs Schild. Sie stammen aus Vaduz und haben ihr Wohnmobil am Dienstag, 6. Juli auf dem Kasernenplatz in Glarus parkiert. Die Begrüssung ist sehr freundlich: «Unter Camper ist man per Du», sagt Urs. Sie sind die einzigen auf dem Platz. «In der Regel ist auf den Stellplätzen viel mehr los», erklärt er. «Meist muss man sich anmelden.» Den Platz auf dem ehemaligen Kasernenareal müssen sie tags darauf zwar wieder verlassen, weil er für einen Event benötigt wird. Deswegen fahren sie zum Stellplatz nach Linthal. «Dort bleiben wir ein paar Tage und gehen in Braunwald wandern.» 

Ins Glarnerland sind sie wegen des Wetters gefahren. Überall sei es heiss geworden, das Tal mit seinen hohen Bergen versprach kühlere Temperaturen. «Normalerweise leben wir auf dem Atzmännig, dort haben wir auch im Wohnmobil überwintert», erzählt Jasmin. Sie «leben zu 95% im Wohnmobil», und haben nur noch eine kleine Wohnung, die sie als Lager benützen, so Urs. «Man muss ja eine feste Adresse haben».

Aufgerüstet und wintertauglich
Das Wohnmobil, mit dem sie unterwegs sind, ist 24 Jahre alt. Sie haben es auf ihre Bedürfnisse angepasst, so sind sie autark. Es hat Batterien für den Strom, einen Wasser- und einen Abwassertank, eine Kochnische, Fernseher und eine Heizung, die mit Gas oder mit Strom das Mobil heizt. «Alles, was man zum Leben braucht». Bis das Fahrzeug diesen Standard hatte, mussten sie einiges investieren. Vor allem musste es leichter werden, so dass sie beide das Fahrzeug ohne Lastwagenprüfung fahren dürfen.

Sie haben keine Kinder, Urs ist berufstätig. Anfang Juli hatte er zwei Wochen Ferien, und weil sie nicht weit fahren wollten, sei das Glarnerland ein ideales Ziel. In Glarus haben sie das «Glarnerstübli» auf dem Zaunplatz entdeckt und dort auch gegessen. «Und ein Adler-Bier getrunken. Ein feines Bier», wie Urs mit einem Lächeln erzählt. Und noch etwas hat Urs hier entdeckt. Er zeigt eine Armbanduhr am Handgelenk: «Eine solche Uhr habe ich schon lange gesucht. Hier habe ich sie endlich gefunden». 

Ferien- und Arbeitsort
Daniela Zumsteg und Patrik Huber machen Campingferien im Glarnerland. Als Standplatz haben sie sich den «Kupfernhof», den Bauernhof von Familie Landolt an der Schwärzistrasse in Mollis ausgewählt. Die Wiese hinter dem Gaden ist einer von fünf Hof-Stellplätzen, die auf glarnerland.ch ausgeschrieben sind. Das heisst, hier gibt es Wasser, Strom und Abwasserentsorgung. Diese Infrastruktur ist genau das Richtige für den 45-jährigen Bauwagen, aus dem Daniela Zumsteg zusammen mit einem Zimmermann und vielen Freundinnen und Freunden ein kleines Wohnparadies geschaffen hat. Ihren Strombedarf deckt sie dank Solarpanels auf dem Dach selbst. Der fünf Tonnen schwere Wagen ist im Inneren eine Gemütlichkeitsoase, bestehend aus einem Raum. Trotz grossen Bettes, Tisches mit Büro-Ausrüstung, Küche und WC hat es genügend Platz, um sich frei zu bewegen.

Doch wie kam der Wagen hierher? «Wir haben einen Traktor, den uns ein Freund ausgeliehen hat. Mit 30 km/h sind wir aus dem Aargau hierher getuckert. Wir bleiben vorläufig hier, denn es ist eine ziemliche «Züglete», bis der Wagen transportbereit gemacht und verschoben ist.» Eine Prüfung für die Traktor-Anhänger-Kombination braucht es nicht. «Ich habe aber fleissig geübt mit einer Bekannten, die beim Zirkus arbeitete», erzählt Daniela Zumsteg. Weshalb haben die beiden das Glarnerland als Reiseziel gewählt? «Wir waren noch nie hier und wollten das Glarnerland einmal kennenlernen. Auf dem Firstboden und der Tschinglenalp waren wir schon.» Der Wagen ist für Daniela Zumsteg mehr als ein Feriengefährt. Sie möchte bis Ende September hier bleiben und im Glarnerland arbeiten. Sie ist ausgebildete Sozialbegleiterin. «Auf Stör», wie sie ergänzt. Doch bis dahin geniessen beide die Ferien.

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