Ausbildungsplatz Glarnerland

Die FMS-Diplomierten gehen vom geschützten Schulbereich raus in den Regen der Ausbildung. (Foto/Video: Søren Ehlers)

Ende Juni sind an fast allen Schulen Abschlusswochen – ob Sekundarstufe, Lehrabschlussfeier, Berufsmaturität, FMS, KBS, GIBGL, BZGS oder Maturitätsfeiern, Schritt für Schritt geht es Richtung Erfolg. Was heutige Absolventinnen und Absolventen mit dem Co-Founder von On gemeinsam haben: sie kommen alle vom Ausbildungsplatz Glarnerland.

«Ich war 1989 der einzige Schüler aus meinem Jahrgang in Mollis, der ans Gymnasium wechseln durfte. In der Kantonsschule Glarus habe ich eine sehr breite und hochstehende humanistische Ausbildung erhalten, die mich ideal auf mein Studium und Doktorat an der Universität St. Gallen vorbereitete. Durch meine berufliche Tätigkeit treffe ich heute viele Menschen, die an den besten Schulen in den USA und in Asien studiert haben. Das Bestechende ist, dass die Kanti Glarus diesem Vergleich problemlos standhält.» Dieses Statement stammt von keinem Geringeren als von Caspar Coppetti, dem Co- Founder der inzwischen weltweit bekannten Laufschuhmarke On. Er gehört dank seines Erfolges inzwischen zum Olymp der Schweizer Unternehmer.

Individuelle Projektarbeit
Ähnlich findig wie die Gründer von On, die zuerst mit Gartenschläuchen tüftelten, um ihre neue Schuhtechnologie zu entwickeln, zeigen sich zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler am Oberstufenschulhaus Linth-Escher. Im Rahmen ihrer IPA (das ist die individuelle Projektarbeit) «bastelten» sie aus alten Mofa-Anhängern einen Grillwagen, aus einem Einkaufswagen ein «Einkaufsmobil» oder aus selber gesammeltem Holz eine Bar – ganz wie ihr Vorbild dem Upcycling und dem Recycling verpflichtet. Von Schulstufe zu Schulstufe werden diese Projektarbeiten komplexer – am Ende der Lehre und später bei der Berufsmaturität präsentieren sich die Absolvierenden je nach Ausrichtung bereits als gewiefte Unternehmer, oder sie entwickeln eigene Computer-Programme und bauen Roboter, die sich im weltweiten Wettkampf mit anderen Robotern messen.

Theorie – ein steter Kampf
Mit dabei im Robotics-Team der Kantonsschule sind auch Lernende der Sauter, Bachmann AG, die viel von Roboterbau verstehen. Ein spannendes Spielfeld, doch ist es für das Unternehmen aktuell eher schwierig, geeignete Lernende zu finden, so Susanne Cecio-Rhyner, Lehrlingsverantwortliche bei Sauter, Bachmann AG. Das Unternehmen bildet jährlich zwei bis vier Polymechaniker/-innen aus und möchte natürlich die «richtigen» Lernenden finden und aussuchen, welche die schulischen wie die betrieblichen Herausforderungen der Berufslehre meistern werden. Manchmal reichen die Qualifikationen bei den Bewerbungen nur teilweise aus, oft liegt das «Problem» bei der Mathe, wo die Schulnote 5 gefordert wird. Doch wer gute schulische und betriebliche Leistungen erbringt, der wird – etwa bei Sauter, Bachmann AG – auch mit einem Bonus belohnt.

Die Abschlussfeier
Das Glarnerland bietet in Industrie, Gewerbe  und  Dienstleistung  eine Vielzahl von interessanten Lehrstellen. Doch bei anderen Ausbildungen – etwa bei den meisten Studiengängen nach der Maturität oder auch nach der Fachmittelschule – nehmen die Diplomierten die Berufsausbildungen nachher ausserhalb des Kantons auf. Hebamme, Lehrerin, Sozialarbeiter oder Heilpädagoge kann man im Glarnerland nicht «studieren». Das stellt den Kanton Glarus – wie andere eher ländliche Kantone – vor die Herausforderung, dass die Diplomierten und die Maturanden in die Stadt abwandern und nicht mehr zurückkommen. Gedämpft werden könnte diese Abwanderung unter anderem durch den Aufbau von eigenen Fachhochschulen. Das geschieht auch Schritt für Schritt. So sind neue Angebote geplant, etwa auf dem Campus in Ziegelbrücke, wo neben Berufsbildungen auch höhere Fachausbildungen angeboten werden sollen, oder der Kanton macht bei Konkordaten mit, wie mit dem Beitritt zur Ostschweizer Fachhochschule.

So drückte Regierungsrat Dr. Markus Heer, Departementsvorsteher Bildung und Kultur, an der diesjährigen Abschlussfeier der FMS nicht nur seine Bewunderung über die Vielfalt der gewählten Berufsfelder aus, er machte bei der Übergabe der Diplome auch klar, wie sehr es der Kanton Glarus schätzen würde, die frisch Diplomierten dereinst als ausgebildete Fachpersonen wiederzugewinnen.    

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