Im Kunsthaus Formen zeigen, Gefühle auslösen

Schamkapsel der Künstlerin Daphne Ahlers. (Foto: Søren Ehlers)

Neben der noch laufenden Ausstellung mit Blumenbildern von Gustav Schneeli sind zwei neue Ausstellungen zu sehen, die es auf den ersten und auch den zweiten Blick in sich haben.

Um 1500 extravagante Mode – heute Kunst
Höchstwahrscheinlich haben Sie irgendwo schon einmal die Darstellung einer Schamkapsel gesehen. Im 15. und 16. Jahrhundert trugen edel gekleidete Männer auffällig gewölbte, bunte, geschmückte und ausgepolsterte Ausbuchtungen im Genitalbereich. Ähnlich sahen die als Schutz konstruierten Bauteile von Ritterrüstungen aus, die sogenannten Gliedschirme.

In der aktuellen Ausstellung «Die Würflerin» hat die Künstlerin Daphne Ahlers diese Form kunstvoll aufgenommen und in verschiedene Zusammenhänge gestellt. So sind bunte Objekte entstanden, die viele gedankliche Verknüpfungen und Ideen entstehen lassen. Die norddeutsche Künstlerin hat einige ihrer Eindrücke vom Glarnerland einfliessen lassen, so zum Beispiel das Glarnertüechlimuster und das Richtschwert. Im Kunsthaus Glarus.

Zwiespältig
So geht es mir beim Betreten der Ausstellung von Nicole Wermers im Oberlichtsaal. Auf den ersten Blick sind gewöhnliche Objekte zu sehen. Die Hauswirtschaftswägelchen von Hotelputzfrauen mit Handtüchern, Putzmitteln, Bettwäsche. Andererseits lebensgrosse Akt-Skulpturen aus Gips (für ein Museum ebenfalls nichts Ungewöhnliches). Speziell ist, dass auf jedem Wägelchen ein Brett montiert ist. Darauf liegt die Skulptur einer nackten Frau. Sie, die Putzfrau, räkelt sich entspannt, seitlich auf einen Arm aufgestützt. So entsteht ein widersprüchliches Bild: Putzfrauen in Hotels sind normalerweise unsichtbar, schlecht bezahlt und der Gast sieht nur das saubere Hotelzimmer. Aktmodelle dagegen werden von allen gesehen und sind selbstbewusst. Diese zwei miteinander kämpfenden Eindrücke lösen bei mir Gedanken aus und geben Gesprächsstoff, was zu einem angeregten Gespräch mit der anwesenden Museumsmitarbeiterin führt. Alle drei Ausstellungen laufen bis am 21. August im Kunsthaus Glarus. 
Søren Ehlers

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