Familie Hämmerli zäunt den Wolf aus

Die Ziegen treffen auf der Alp ein. (Foto: Søren Ehlers)

Familie Hämmerli aus Engi ist in ihre erste Alpsaison gestartet. Unterhalb des Bützistocks wurde eine erste Weide sorgfältig eingezäunt. Die ersten Ziegen haben die Alp am 11. Juni in Beschlag genommen. Der FRIDOLIN war auf der Alpfahrt dabei.

Die Alp-Gäste treffen ein
Am Samstag, 11. Juni, morgens um 7.00 Uhr auf dem Hof von Familie Hämmerli kommen die ersten Ziegen an. Die Nachbarsbäuerin von Hämmerlis bringt sieben wunderschöne Walliser Schwarzhalsziegen. Problemlos lassen sich die Tiere auf den kleinen Aebi-Tieflader führen.

Kurz danach treffen die nächsten Ziegen eines Glarner Bauern ein. Diesen ist das Besteigen der Ladefläche offenbar nicht geheuer, da die Schwarzhalsziegen kein Interesse zeigen, den Platz mit ihnen zu teilen.

Die Taxifahrt
Weitere Ziegen werden erst nächste Woche dazukommen, deshalb geht es jetzt los. Die drei Kinder Dario, Lisa und Tom sind bei den Ziegen auf der Ladefläche. Während der Fahrt müssen sie aufpassen, dass sich die beiden Ziegengruppen nicht plagen. Nach einer halben Stunde auf steiler Alpstrasse ist die Taxifahrt zu Ende. Die Ziegen springen von der Ladefläche und gehen zielstrebig auf den Waldweg zu. Dort beginnen sie sofort zu fressen, sie scheinen sich wohlzufühlen. Der Weg zur Alp hoch führt durch den Bergliwald mit seinen vielen Kräutern und Stauden am Wegesrand. Es ist einiges an Motivationsarbeit nötig, um die Ziegen zum Weitergehen zu bewegen.

Der Zaun ist schon da
Nach einer Stunde sind wir aus dem Wald heraus- und auf der ersten Alpweide angekommen. Diese liegt auf 1850 m ü.M. Vor zwei Tagen waren Stefan und Fritz Hämmerli mit einem Kollegen hier oben und haben einen zirka 450 Meter langen Zaun errichtet. «Es war ein ‘Hudelwetter’ und hat zwischenzeitlich sogar geschneit. Wir konnten die Pfosten gut im Boden verankern und waren nach knapp vier Stunden fertig», berichtet Stefan Hämmerli. «Von den beiden solarbetriebenen Weidezaungeräten, die ich angeschafft habe, brauche ich momentan nur eines. Die geforderte Spannung von Minimum 3000 Volt kann es gut aufrechterhalten. Momentan sind es etwa 3400 Volt.» Damit es beim Betreten des Geheges keiner Geiss eines «zwickt», war Fritz Hämmerli heute vorausgeeilt, um den Strom abzuschalten.

Wird der Wolf wohl draussen bleiben?
Der Elektrozaun wurde direkt nach dem Aufstellen in Betrieb genommen. Trotzdem war am Tag darauf ein Wildtier, vermutlich ein Rehbock ins Gehege geraten. Er konnte dieses aber ohne grossen Schaden am Zaun zu machen selbst verlassen. Der Zaun ist auf der ganzen Länge gut im Boden verankert. Hämmerlis haben ein paar zusätzliche Pfosten eingeschlagen, das Netz ist gut gespannt und überall nahe am Boden geführt. Würde der Wolf hier versuchen, darunter durchzukriechen, bekäme er heftige Stromstösse zu spüren. Die Geländeführung des Zaunes ist vorbildlich, er steht überall frei, damit es keine «Steighilfen» wie grosse Steine für den Wolf gibt.

Hämmerlis ist anzusehen, dass sie dem Frieden noch nicht ganz trauen. «Ich denke, der Wolf könnte schon über den Zaun kommen. Wir hoffen jetzt einfach das Beste.» Auf dem Rückweg halten wir an, weil Dario und Lisa einen Jodel machen. Sie singen ein Lied, das davon handelt, wie sich Meitli und Burschen bereit machen für den Ausgang. Als sie im Wechselgesang wunderschön jodeln, ist der Wolf für einen Moment vergessen.
Søren Ehlers

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