Auf der Suche nach Gaspard Freuillers Grab, Teil 2

Claude Diethelm, vor dem Gemälde Kaspar Freulers, zeigt die Kopie dessen Todesurkunde. (Søren Ehlers)

2006 begab sich Claude Diethelm auf die Suche nach Kaspar Freulers Grab. In der FRIDOLIN-Ausgabe vom 25. Mai war der erste Teil dieser spannenden Geschichte zu lesen. Hier kommt die Auflösung des Rätsels.

Was bisher geschah
Der Oberst der Schweizergarde des französischen Königs, Kaspar Freuler (auch Caspard Freuiller genannt), starb 1651. Dass er in der Abtei von Saint-Savin-sur-Gartempe (250 Kilometer nördlich von Bordeaux) beigesetzt wurde, war lange Zeit angenommen, aber nie bewiesen worden. Einiges sprach dafür, anderes dagegen. Claude Diethelm durchforstete unzählige Dokumente in verschiedensten Archiven, konnte aber keine wirklich neuen Erkenntnisse gewinnen. Die Suche kam ins Stocken.

Der Tross des Königs
Deshalb suchte er einen neuen Denkansatz und fand diesen auch. Der französische Hof war zu dieser Zeit, im Herbst 1651, in den Provinzen Frankreichs unterwegs. Dort gab es Aufstände und Unruhen und der königliche Hof musste nach dem Rechten sehen. Der König, Louis XIV., und sein Gefolge reisten mit einem kaum vorstellbar grossen Tross von 10 000 Personen. Dieses Ereignis wurde damals von vielen Geschichtsschreibern festgehalten. Claude Diethelm sagte sich: «Kaspar Freuler war der Oberst der königlichen Garde, also des Königs oberster Bodyguard. Wo der König damals war, musste auch Freuler sein, selbst an seinem eigenen Todestag.» Er fand daraufhin einen 60-seitigen Bericht, der verschiedene Dokumente aus der fraglichen Zeit zusammenfasste. Darin findet sich eine Nebenbemerkung, die Claude Diethelm aufhorchen liess: «Im Verlauf dieser letzten Etappe, nachdem Le Blanc und Saint-Savin [-sur-Gartempe] durchquert wurden, in dessen Kirchenregister der Tod und die Bestattung eines Garde-Hauptmannes vermerkt ist, übernachtete der König […] in Chauvigny.»

Die heisse Spur
Da war sie also, die heisse Spur! Sie führte in die «Archives départementales de la Vienne» von Poitiers. Hier kamen ungeordnete Aktenbündel zum Vorschein, deren Inhalt noch nicht katalogisiert war. Verfasst waren sie im Französisch des Grand Siècle – also für Diethelm kaum verständlich. Trotzdem schaute er die Dokumente sorgfältig an. Und siehe da! Ein Dokument enthielt Unterschriften, die ihm ungewöhnlich vorkamen. Da stand:

Guillaume de Vantery, Kaplan
Jörg Rapperswiler
Fridolin Hausser 
H. Marquet, Quartiermeister
Lomenye, Sekretär am Königshof

«Als ich den Namen ‹Jörg› sah, wusste ich, dass hier ein besonderes Dokument vorliegen musste», erinnert er sich. Umgehend wurde das Schriftstück von einem Spezialisten in heutiges Französisch übertragen. Und plötzlich hielt Claude Diethelm die Todesurkunde Kaspar Freulers in Händen!

Die Todesurkunde Caspard Freuillers
Eine Passage des Dokumentes lautet: «Caspard Freuiller, Ritter des St. Michael-Ordens, Landrat des Kantons Glarus, Oberst des Regimentes der Schweizer Garde, Heimischer des gleichen Ortes, ist im Alter von 58 Jahren, am 4. November 1651, infolge einer Krankheit in Saint-Savin-sur-Gartempe, verstorben, nachdem er mit den heiligen Sakramenten und der letzten Ölung versehen worden ist.»

Auch der Ort der letzten Ruhestätte Freulers ist präzis beschrieben: «Vor dem Altar der ‹Notre-Dame›, auch dem Erzengel, dem heiligen Michael gewidmet, an einer Stelle sehr nah der Mauer zum Garten St. Marin, auf der Seite der untergehenden Sonne, und dies einzig nur für den Verstorbenen.»

Das war die Information, nach der Claude Diethelm 12 Jahre lang gesucht hatte! Dazu hatte er «en passant» zwei bisher nicht bekannte Daten entdeckt. Der genaue Todestag Freulers ist nicht, wie bisher angenommen, der 1., sondern der 4. November 1651. Und Freulers Geburtsjahr, das bisher nicht genau bekannt war, ist 1593, nicht – wie allgemein vermutet –1595.

In der Kirche der Abtei in Saint-Savin befindet sich exakt an der beschriebenen Stelle eine Grabplatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier Kaspar Freuler begraben liegt, ist sehr hoch, die gefundenen Dokumente machen dies plausibel. Die letzte Gewissheit hat die Wissenschaft aber nicht. Diese könnte eine Öffnung des Grabes bringen, wenn zum Beispiel die Uniform und der Säbel des obersten Leibwächters von Louis XIV. zum Vorschein kämen.

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