Auf der Suche nach Caspard Freuillers Grab, Teil 1

Die Abtei von Saint-Savin-sur-Gartempe, Département Vienne. (Foto: Claude Diethelm)

Die Freunde des Freulerpalastes hielten Ihre Hauptversammlung am 17. Mai 2022 ab. Als Gast war Claude Diethelm eingeladen, der die Gelegenheit ergriff, ein altes Rätsel zu lösen.

Im Freulerpalast ist vieles in Bewegung, wie Martin Küng, der Präsident der Gesellschaft «Freunde des Freulerpalastes» (FdF) in seinem Rückblick festhielt. Einige Sanierungen und Renovierungen konnten abgeschlossen werden, vieles steht noch bevor. Die grossen Sanierungsarbeiten, zum Beispiel der Rückbau der alten Abwartswohnung, beginnen am 17. Oktober 2022.

Im Bereich der Erschliessung von wertvollen Beständen konnte Museumsdirektorin Bettina Giersberg berichten, dass die Bestände der Textildruckerei Holenstein erstmals professionell gesichtet und geordnet werden konnten. Dies war möglich dank der 10 000 Franken, die das Museum von der Gesellschaft FdF erhalten hatte.

Zwischen Frankreich und Glarus
Als spannenden Mittelpunkt des Abends hatte die Gesellschaft eine besondere Persönlichkeit eingeladen. Claude Diethelm ist in Frankreich aufgewachsen, lebt schon lange in Näfels und interessiert sich leidenschaftlich für Ahnenforschung. Das waren ideale Voraussetzungen, um einer alten, bisher nicht zufriedenstellend beantworteten Frage, auf den Grund zu gehen. Dass sich seine Suche, 2006 begonnen, zu einer 12 Jahre dauernden Reise in die Vergangenheit entwickeln würde, ahnte Diethelm damals nicht. Der FRIDOLIN erzählt hier exklusiv den Verlauf dieser veritablen Detektivgeschichte. Die Frage lautete:

Wo liegt Kaspar Freuler begraben?
Wie in jedem Krimi gibt es einen Toten und eine Menge ungeklärter Fragen. Und es gibt vermeintliche Antworten, die sich als falsche Spuren herausstellen. Bei der Frage nach dem Ort des Grabes gab es einen scheinbar eindeutigen Hinweis. Ein vom französischen König, Louis XIV, unterzeichnetes, versiegeltes Schreiben (ein sogenannter «Lettre de cachet») vom 5. November 1651 fordert die Abtei von Saint-Savin-sur-Gartempe auf, den Leichnam von «Sieur Caspard Freuiller» ehrenvoll und standesgemäss zu begraben.

Eine eindeutige Antwort – wirklich?
Diethelm stiess bei seinen Nachforschungen jedoch auf Dokumente, die Zweifel aufwarfen. Einerseits war die Weigerung der Abtei dokumentiert, dieses Begräbnis durchzuführen. Diese war in den Jahrzehnten zuvor jämmerlich heruntergewirtschaftet worden. Der berüchtigtste der ehemaligen Äbte hatte die Mönche hinausgeworfen, sich in der Kirche einquartiert und grosse Teile des Mauerwerks verkauft. In einem Protokoll ist zu lesen: «Ein Teil des Gewölbes ist eingestürzt, die Säulen sind stark beschädigt, die Kapellen sind zerstört, das Gebälk ist morsch, die scheibenlosen Fenster sind teilweise zugemauert, der Chor ist ohne Wände und Stuhl und es werden keine Gottesdienste mehr durchgeführt.» Wie hätte unter diesen Umständen eine dezente kirchliche Zeremonie stattfinden sollen und können? Andererseits wurden Zweifel laut an der Echtheit des königlichen Schreibens. Handelte es sich womöglich um eine Fälschung?

Wie weiter?
Diethelm wäre aber nicht der leidenschaftliche Forscher, der er ist, wenn er an diesem Punkt aufgegeben hätte. Als gesichert gilt, dass Freuler «zwischen Bourges und Poitiers in einer Abtei» begraben sei. Auf diesem Weg (zirka 200 Kilometer) kommen 40 Abteien in Frage, es handelte sich somit um die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Nun entwickelte Claude Diethelm einen neuen Denkansatz: Der französische Hof war zu dieser Zeit mit einem unglaublich grossen Tross von 10 000 Personen unterwegs zwischen Bourges und Poitiers. Unruhen in den Provinzen machten das Erscheinen des Königs notwendig. Diese Reise, wie auch sonst jeder Schritt des Königs, waren genauestens dokumentiert worden. Diethelm sagte sich: «Kaspar Freuler war der Oberst der königlichen Garde. Wo der König damals war, musste Freuler sein, auch an seinem Todestag.»

Fortsetzung folgt
Die Lösung des Rätsels, die eine kleine Sensation ist, erfahren Sie im nächsten FRIDOLIN vom Donnerstag, 2. Juni.

Søren Ehlers

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