Auslegeordnung bedrohlicher Autokraten und Diktatoren

Peter Regli, Divisionär a.d. und ehemaliger Chef des Nachrichtendienstes beantwortet am Anlass der Glarner Offiziersgesellschaft die Frage «Bedroht Putin mit seinem Krieg die liberale Weltordnung»?

Ex-Nachrichtendienst-Chef Regli seziert in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Glarnerhof-Saal rhetorisch gewandt und nachvollziehbar die Bedrohungslage für westliche Demokratien durch Autokraten wie Putin, Xi Jinping und Nachahmer wie Trump, Orban, Bolsonaro, Erdogan, Duterte, Mohammed Bin-Salman und Lukaschenko. Der angekündigte Referatstitel «Bedroht Putin mit seinem Krieg die liberale Weltordnung»? gerät dabei zur rhetorischen Frage.

Unmissverständlich
Hans Jörg Riem von der organisierenden Glarner Offiziers-Gesellschaft kündigt den Ex-Chef des Nachrichtendienstes, Divisionär a.D. Peter Regli, als «Referent ohne Maulkorb» an. Dass Regli keine Rücksicht auf berufliche Verpflichtungen nehmen muss, hören die Zuhörer etwa in der Herleitung von Putins Kriegsverbrechen seit 1999. Wie eine «Perlenschnur des Schreckens» reihen sich Angriffe auf Tschetschenien, Georgien, die Krim, den Donbass, auf Syrien, die Vergiftung des Oppositions-Politikers Nawalny und der Überfall auf die Ukraine aneinander. Regli zeichnet das klare Bild eines «bösen Menschen», der sich nicht um das Wohl eigener oder anderer Völker schert und rücksichtslos an seiner neuen Weltordnung und an einem «Gross-Russischen Reich» arbeitet. Manchem Gast wird bewusst, wie schnell er unangenehme Wahrheiten verdrängt, zeigt doch diese Übersicht an Kriegsverbrechen, dass Putins Bedrohung nicht an der Grenze der Ukraine Halt machen wird.

Bedrohungslagen
Regli betont, dass wir seit Putins Angriff auf die Ukraine in einer anderen Welt leben. Diese Art Kriege gehören seiner Einschätzung nach zu den kurzfristigen Bedrohungen für liberale westliche Demokratien, mittelfristig ortet er solche im instrumentalisierten Islam und langfristig in Chinas Anspruch «dass niemand das chinesische Volks auf seinem Weg nach vorne» aufhalten könne».

Zurück in der Machtpolitik
Regli zeigt im Referat auf, wo sich Interessen und Verhalten der russischen und chinesischen «Führer» gleichen und warnt vor der Situation, zwischen einer «unvollkommene Demokratie» und einer «perfekten Diktatur» wählen zu müssen. Wir sollten nach der jetzigen Zeitenwende, bei der wir schlagartig wieder in der «Machtpolitik» gelandet seien, in Szenarien denken, das Undenkbare denken, das Unerwartete erwarten, um nicht wie andere Nationen plötzlich die Methode «Management by Kopf-Anschlagen» durchspielen zu müssen.

Putin kennt keine Landsgemeinde
Trotz düsterer Perspektiven wie «in Putins Reich gibt es keine Landsgemeinde» hat Regli Hoffnung. Putin habe mit seinem Krieg erreicht, dass sich NATO und EU «über Nacht» geeint hätten und geschlossen aufträten, dass zahlreiche Nationen heute erkennen, dass Freiheit einen Preis habe und dass sich Solidarität, etwa bei der Aufnahme von Flüchtlingen, in Ländern durchsetze, wo das nicht zu erwarten gewesen sei (Polen, Ungarn). Ausserdem sprächen sich bisher zurückhaltende Länder wie Schweden oder Finnland heute für einen NATO-Beitritt aus. Auch die Schweiz müsse Flagge zeigen und solidarisch sein.

Der Preis der Freiheit
Wenn es einen Willen gibt, die demokratische Freiheit in einem Landsgemeinde-Kanton zu verteidigen und einen Preis dafür zu zahlen – an diesem besonderen Donnerstagabend ist er bei zahlreichen Fragen aus dem Publikum nach dem Referat von Peter Regli im Glarnerhof-Saal mit Händen greifbar. Mit langanhaltendem Applaus wird Peter Regli verabschiedet.

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