Im Garten zuhause

In dieser Trockensteinmauer oberhalb von Mollis entstehen Wiedehopf-Höhlen. (Foto/Video: FJ)

Er ist von Frühling bis Herbst der bevorzugte Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Hier leben sie zusammen an einem mehr oder weniger abgeschlossenen Ort, der Städte und Dörfer bereichert. Der FRIDOLIN wollte wissen, was jetzt im Garten wichtig ist. Dazu hat Fredy Bühler mit Gartenprofi Stefan Spörri gesprochen und Juliane Bilges interviewte ihre Eltern, die sich im Garten um Tiere kümmern.

Im Garten werden Pflanzen vom Menschen kultiviert, um geerntet zu werden. Doch viele Gärten sind vor allem Freizeitgestaltung und Lebensraum für Menschen und andere Tiere.

Tipp für die Pflanzen im Garten
Klimaforscher prognostizieren für die Schweiz trockene Sommer, heftige Niederschläge, Winter mit wenig Schnee und mehr Hitzetage. Sollen wir deswegen in unseren Gärten neue Pflanzen setzen? Solche, die besser mit den härteren Bedingungen zurechtkommen? Stefan Spörri, Inhaber der Firma gemma – Trockenmauern und Gärten, sieht keinen akuten Handlungsbedarf: «Meiner Erfahrung nach macht sich der Klimawandel im Glarnerland noch nicht so bemerkbar, dass man deswegen andere Pflanzen setzen sollte.» Die Durchschnittstemperatur steige zwar, aber «trockene und auch sehr nasse Perioden hat es immer gegeben.» Deswegen befürchtet er auch nicht, dass die meisten einheimischen Pflanzen in Zukunft einem Trockenstress ausgesetzt sein werden.

Spörri sieht eher eine Chance: «Ich würde die Thematik zum Anlass nehmen, einheimische Pflanzen zu fördern. Die sind sich seit jeher an unsere klimatischen Bedingungen gewöhnt.» Also Neophyten wie zum Beispiel Kirschlorbeer, Sommerflieder oder Goldruten aus den Gärten entfernen und durch einheimische Pflanzen ersetzen. «Da gibt es ein breites Spektrum an Pflanzen, die auch eine Trockenperiode überstehen.» Spörri überlegt nicht lange: «Pfaffenhütchen, Schwarzdorn, Perückenstrauch oder Felsenbirne, die erträgt viel Trockenheit.» Sozusagen «back to the roots».

Artenvielfalt und Biodiversität
Doch wie ist das mit Artenvielfalt und Biodiversität? Das war den Bilges nicht immer so wichtig, zu Beginn sollte ihr Garten schön, bequem und einfach sein. Als sie sich über jede Hummel oder Biene und jedes Insekt freuten, bekam das Ganze eine Dynamik und sie fingen an, entsprechend zu pflanzen, so dass immer etwas Spannendes blüht: Ringelblumen, eine Wildblumenwiese. Wuchernde Clematis neben winterharten Fuchsien, blühende Bäume, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, Äpfel, Himbeeren, Brombeeren, blühender Fenchel oder Möhren, so dass auch Schmetterlinge immer etwas finden. Neben der Freude an der ausgefallenen Bepflanzung lieben sie es, mit Gemüse und Kräutern aus dem Garten zu kochen, was sehr gesund und frisch ist, also auch von Vorteil für den Gartenbesitzer, wenn man sich etwas Mühe gibt. In ihrem Garten haben sie Wasserstellen und Totholzecken angelegt, daneben wuchern wildere Ecken.

Kirschlorbeer und Rasenroboter
Da sie in einem Stockwerkeigentum wohnen, müssen sie sich an die Bestimmungen und Abstimmungen im Haus halten – so ist ihr Garten von einer Kirschlorbeerhecke umgeben. Rein theoretisch ist diese Pflanzenart nicht geeignet, da sie sich mit anderen Pflanzen nicht sehr gut verträgt und diese gerne verdrängt. Leider gibt es sehr viele Menschen, denen Artenvielfalt und Biodiversität schlichtweg egal sind. Ja es gibt Bewohner, die Plastikbuchsbäume bei sich im Garten haben. Auch sind Rasenroboter ein Problem in den heutigen Gärten, da es Gartenbewohner gibt, die sich bei solch einer Bedrohung totstellen und dann einfach «umgemäht» werden, Igel zum Beispiel.

Die Bilges pflegen ihren Garten und schenken damit Tieren einen Lebensraum mit Bienen- und Schmetterlingshotels, mit Brutkästen für Vögel, mit Holzunterschlüpfen für Mäuse oder andere kleine Tiere, mit einem Eichhörnchenzuhause und Totholzhaufen für Igel. Jeweils im Frühling hören sie auf, die Vögel zu füttern, damit diese sich selber Nahrung suchen. Ausserdem wird darauf geachtet, Hecken und Sträucher, sowie auch Bäume ausserhalb der Brutzeit zu schneiden, da Vögel ihre Nester gerne im Dickicht bauen und ansonsten gestört werden.

Der Garten der Bilges beherbergt aktuell Blindschleichen, Spitzmäuse, Kröten, ab und an wagen sich auch Rehe hinein und seit zwei Jahren auch ein Rotkehlchen. Und Ihrer?

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