Präsentation Maturaarbeiten Kanti Glarus

Sina Hefti befasste sich mit den Neophyten. (Foto: FJ)

Jeweils im Januar geschieht an der Kantonsschule Glarus Spannendes: 62 Schülerinnen und Schüler präsentieren von 16 bis 21.30 Uhr, also in fünfeinhalb Stunden die Quintessenz ihrer Maturaarbeiten, die insgesamt mehr als 6000 Seiten füllen. Fünf seien hier kurz vorgestellt.

Die Präsentationen dürfen genau 10 Minuten dauern, dann stellen die Lehrpersonen 10 Minuten lang Fragen, dann dürfen auch die Zuschauenden etwas sagen. Da dieses Jahr aber das Zertifikat galt und nur so viele Gäste ins Zimmer durften, wie dort Stühle waren, war der Besuch bei der Präsentation der Arbeiten dieses Jahr etwas bescheidener als sonst.

Die Themen reichen von Arbeitslosigkeit über Corona, Neophyten, Recycling und Schlafmangel bis zu den Zusatzstoffen der Lebensmittelindustrie – also von A bis Z. Die Auswahl ist zugegeben eher zufällig und hat auch damit zu tun, dass zwei der insgesamt 62 Schülerinnen und Schüler mit einem QR-Code im FRIDOLIN eine Umfrage machten. Es waren Lara Ladina Glatz, welche mit dem medizinisch aktuellen Corona-Thema «mRNA-Impfstoffe – Ja oder Nein?» über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Umfrage motivieren konnte, und Sina Hefti, welche es mit dem Thema «Die grüne Gefahr im Glarnerland», in welchem sie den Kenntnisstand zu den Neophyten und ihrer Bekämpfung im Kanton abfragte, immerhin auch auf 120 Umfrageergebnisse brachte.

Exoplanet und Yuan
Manche Themen sind sehr volksnah, etwa «Freddie Mercury und die Oper» von Jana Hürlimann oder Verhalten und Charakter der Figur James Bond 007 verkörpert durch Daniel Craig von Joline Reumer, andere scheinen bereits eine Art Bewerbung für ein internationales Astronomie- oder Wirtschaftsstudium zu sein, wie «TrES-3 b – Detecting an Exoplanet» von Moana Brand oder «Der digitale Yuan und sein möglicher Einfluss auf den Ost-West-Konflikt» von Lilly Schreiner. Manchmal gibt aber auch die jüngere Geschichte Rätsel auf, so befasste sich Johannes Käppler mit den Siebenbürgern Sachsen. Wie lebten sie in Rumänien? Warum haben sie das Land verlassen? Diese Fragen stellte er sich, da seine Familie in Siebenbürgen ein Ferienhaus besitzt und er so einen Anlass bekam, sich umzuhören. Für andere liegt das Thema aber ganz nah. So untersuchte Bäckerstochter Mara Jenny (Bäckerei Cornetto), wie Bäckereien Food Waste verhindern. Sie zeigte auf, welche Konzepte angewendet werden (etwa «Tischlein Deck Dich» oder «Too Good To Go») und wie altes Brot zu Paniermehl wird und dann ein Upcycling zum Nussgipfel erfährt.

Schlafmangel und Schulstress
Einige der Themen scheinen auch direkt aus dem Alltag der Lernenden gegriffen. So etwa die Untersuchung von Askja Glarner um Sport und Depression bei jungen Menschen, von Aylin Vasconcelles über Schlafmangel als neue Volkskrankheit oder auch von Kira Hunold über Schulstress. Und es gibt auch Arbeiten, die über die engen Grenzen der Disziplinen hinausgehen. So untersuchte Xenia Piccolotto das Schweizer Wegwerfverhalten und versuchte, diese Problematik fotografisch sichtbar zu machen. Doch dieses Thema ist mit Recycling, Upcycling und Produktionsprozessen so komplex geworden, dass es wohl den Rahmen einer einzigen Arbeit sprengt.

Wissen statt Meinen
Je nachdem, welches Thema gewählt wurde, müssen die Schülerinnen und Schüler einiges an Fachwissen und Fleiss mitbringen. Geradezu minutiös kartografierte Sina Hefti das Vorkommen von Neophyten in Schwanden – ob Goldrute, Einjähriges Berufkraut oder Sommerflieder, die invasiven Pflanzenarten besiedeln alles, vom Bahndamm über die Kiesgrube bis zum Garten. Bei Lara Glatz fragte Dr. Hans-Jakob Zopfi als betreuende Lehrperson gleich noch, bis wann sie denn rechne, dass man auch gegen die Omikron-Variante impfen könne. Und es wurde klar, dass der Grossteil der Bevölkerung zwar den Begriff «mRNA» im Munde führt und auch entweder dafür oder dagegen ist, damit geimpft zu werden. Doch viel zu wenige kennen den Prozess, wie die DNA in der Zelle zur mRNA – also zur messenger RNA – umgeschrieben wird, wie sie den Zellkern verlässt und wie daraus dann in Ribosomen Proteine hergestellt werden und dass die mRNA danach abgebaut wird. Wie sonst lässt sich erklären, dass es in der Bevölkerung weit verbreitete Ängste gibt, ein mRNA-Impfstoff könne das Erbgut verändern. «Der Wissensstand über biologische und medizinische Zusammenhänge und die Art der Informationsbeschaffung beeinflussen den Impfentscheid am stärksten», heisst es in der Zusammenfassung zur Arbeit von Glatz. Insofern sind die angehenden Wissenschaftler/-innen durchaus oft sehr nahe am Puls der Zeit.

FJ

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