Glarnerland wird fossilfrei

Hansruedi Sauter, Heizungsfachmann und Impulsberater Heizungsersatz. (Foto/Video: FJ)

«Es ist eine Frage der Zeit», sagt Hansruedi Sauter, Impulsberater Heizungsersatz, auf die Frage, wie das Ziel «Netto null» bis 2050 erreicht werden kann. Nachdem die Landsgemeinde das Energiegesetz verschärfte, fragen sich Hausbesitzer mit Öl- und Gasheizungen, ob sie «noch schnell» die Heizanlage ersetzen sollen. Vieles spricht dafür, langfristiger zu planen und zu erneuern.

Erdöl und Erdgas, Stein- und Braunkohle entstanden in geologischer Vorzeit aus Abbauprodukten von Tieren und Pflanzen. Sie dienten über Generationen als fossile Energiequellen, auch zum Heizen. An der Landsgemeinde vom September entschieden sich die Glarnerinnen und Glarner, beim Heizen auf erneuerbare Energien umzusteigen – also auf Energie aus Wasser, Biomasse (Holz), Sonne, Erdwärme und Wind. Derzeit werden rund 5000 Wohngebäude im Kanton fossil beheizt, allein in Glarus wird noch zu 60 Prozent mit Öl geheizt. Es ist also ein langfristiges Projekt, umzusteigen.

Was kommt?
«Der Entscheid beschleunigt eine Entwicklung, die sowieso gekommen wäre», sagt Dr. Jakob Marti, Hauptabteilungsleiter Umwelt, Wald und Energie. Derzeit ist das Departement Bau und Umwelt dabei, die Energieverordnungen daran anzupassen. Danach kommen diese zuerst in die Vernehmlassung und können erst danach durch den Regierungsrat und den Landrat verabschiedet werden. Doch bereits jetzt sind die Glarnerinnen und Glarner doppelt so aktiv wie die Durchschnittsschweiz. 2020 wurden bei uns pro 100000 Einwohner 160 Impulsberatungen mit jeweils 300 Franken gefördert, bei fast allen anderen Kantonen waren es erst etwa 50 Beratungen. «Wir haben das Energiecoaching vor einigen Jahren hinaufgefahren. Für Hausbesitzer, die vor der Frage des Heizungsersatzes stehen, gibt es Impulsberater, das sind Leute aus der Heizungsbranche, die sich auskennen.»

Was tun?
Einer von ihnen ist Hansruedi Sauter, der vor Jahren auch beim FRIDOLIN die Ölheizung sanierte. Als Heizungszeichner lernte er den Beruf von der Pike auf, ob Kohle, Öl, Holz, Gas oder Wärmepumpe, er hat das Knowhow und berät unabhängig. Vom Vorsatz, jetzt noch «schnell» die Ölheizung zu ersetzen, rät er ab. «Es ist sinnvoll zuerst zu isolieren und dann die Heizung zu sanieren», sagt er. Zudem sei der Entscheid für eine Heizung und einen Energieträger eine langfristige Sache. Sauter verweist auf den Heizkostenrechner auf www.erneuerbarheizen.ch, wo jeder auf Basis der aktuellen Energiemenge die Kosten alternativer Heizsysteme auf 20 Jahre hinaus vergleichen kann. Zukunftsträchtige Systeme wie Fernwärme werden derzeit aufgebaut – so betreiben die tb.glarus Fernwärmeverbünde in Glarus und Ennenda. «Doch der Bau eines neuen Verbundes braucht Zeit», sagt Geschäftsführer Martin Zopfi. «Es spricht also einiges dafür, die Übergangsfristen in der Verordnung grosszügig festzulegen und auch Übergangslösungen zu erlauben.»

Wie finanzieren?
Für eine Sanierung «Öl raus, Wärmepumpe rein» rechne man bei einem Einfamilienhaus mit 30000 bis 35000 Franken, so Hansruedi Sauter. Da viele Eigenheimbesitzer dieses Geld nicht auf der hohen Kante haben, schuf zum Beispiel die Glarner Kantonalbank als direkte Antwort auf den Landsgemeinde-Entscheid die Wärmehypothek. Patrik Gallati, Bereichsleiter Unternehmenssteuerung, sagt dazu: «Das Angebot der Glarner Wärmehypothek stösst auf sehr positive Resonanz bei den Glarnerinnen und Glarnern und wir verzeichnen grosses Interesse seitens unserer Kundschaft. Es freut uns, dass wir bereits mehrere Abschlüsse realisieren konnten. Die zinslose Finanzierung kann einigen Liegenschaftsbesitzern die Entscheidung erleichtern, ihre alte Heizung bereits jetzt durch ein nachhaltiges Heizsystem zu ersetzen. Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzern die in naher Zukunft ihren Wärmeerzeuger ersetzen müssen, empfehlen wir, sich frühzeitig mit der Thematik auseinanderzusetzen und für Vorabklärungen genügend Vorlauf einzuplanen.» Auskünfte gibt die Finanzierungsberatung der Banken und die Impulsberatung Heizungsersatz, denn sowohl finanziell wie auch technisch lohnt es sich, mit kühlem Kopf zu planen und sich dabei beraten zu lassen.

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