Dr. Peter Tschudi lebt in La Palma «Under the Volcano»

Seit Anfang Dezember ist der Ausbruch für beendet erklärt. Das grosse Aufräumen beginnt. (Foto: Dr. Peter Tschudi)

Am Sonntag, 2. Januar 2022 stellte Hans Speck Dr. Peter Tschudi einige Fragen, welche die Situation auf La Palma reflektieren. Die Antworten schildern eindrücklich die Situation auf La Palma nach dem Ende des Vulkanausbruchs bei einem Ausläufer der Cumbre Vieja (alter Grat).

Der Vulkanausbruch bei einem Ausläufer der Cumbre Vieja wurde am 13. Dezember 2021 als beendigt erklärt. Sind trotzdem noch Aktivitäten beim Vulkan erkennbar?

Es strömen weiterhin Gase aus dem Krater, vor allem Wasserdampf, SO2, CO und CO2. Andere Aktivitäten sind praktisch keine mehr spürbar.

Die Fotos zeigen eine Unmenge von Vulkanasche auf Ihrer Liegenschaft. Da gibt es noch einiges zu säubern. Was erwartet Sie in den nächsten Tagen und Wochen. Ist es so etwas wie bei uns Schneeschaufeln, statt Schnee einfach Asche?

Als erstes müssen die Flachdächer von der Asche befreit werden, da die starke Saugfähigkeit bei Regen zu massiver Gewichtszunahme führen würde und Einsturzgefahr bestünde. Als zweites müssen rund ums Haus die Wege und Terrassen von zirka 25 Zentimeter Sand befreit werden, und das Funktionieren des elektrisch betriebenen Eingangstors gewährleistet werden. Drittens muss der Abtransport der immensen Sandmassen organisiert werden. Viertens, nachdem die Wasserzufuhr wieder funktioniert, ist nach der Rückkehr die feine Asche auf sämtlichen Gegenständen im Haus zu entfernen. Fünftens muss der Garten saniert werden: Neuanpflanzungen sind vorzunehmen und die Bewässerung anzupassen. Sechstens: Alle durch das SO2 korrodierten Gegenstände, Werkzeuge etc. sind zu ersetzen.

Die Fotos zeigen eindrücklich den «schwarzen Schnee». Wie sieht es im Innern Ihres Hauses aus? Gibt es auch hier Schäden?

Alle Gegenstände in den Räumen, Schränken und Schubladen sind von feinstem Aschestaub bedeckt. Eine grosse Aufgabe erwartete uns auch bei der Sandentfernung aus den Gleitschienen der Schiebefenster. Gebäudeschäden liegen zum Glück keine vor.

Wann meinen Sie, können Sie wieder zurück in Ihr Haus?

Sobald die Entgasung des Vulkans auf ein ungefährliches Niveau absinkt, werden wir als Letzte der zig Tausend Evakuierten zurückkehren können. Ein Zeitpunkt dafür ist unmöglich vorherzusehen.

Wie ist die momentane Stimmung unter der Bevölkerung von La Palma, nachdem der Vulkan seine Aktivitäten eingestellt hat?

Die betroffene Bevölkerung ist teilweise schwer traumatisiert. Was man generell spürt, ist jedoch eine aufkeimende Hoffnung angesichts der staatlich zugesagten Hilfen. Auch die eingesetzten Bagger zeigen das Bemühen, verschüttete Strassenabschnitte von der noch heissen Lava möglichst rasch wieder zu befreien.

La Palma ist nebst dem Bananenexport sehr stark auch vom Tourismus abhängig. Könnte es sein, dass der Vulkanausläufer bei der Cumbre Vieja den Tourismus zusätzlich beeinflusst hat oder noch wird?

La Palma ist eine Agrarinsel (Bananen) und der Tourismus macht zirka 30 % aus. Solange der Vulkan aktiv war, besuchten relativ viele Touristen und Wissenschaftler die Insel. Seit dem offiziellen Ende am 13. Dezember liess das Interesse bis auf wenige Kreuzfahrtschiffe merklich nach, sowohl bei den Fluggesellschaften als auch bei den Touristen. Bis auf die IBERIA und EDELWEISS wurden viele Flüge gekürzt oder auf den nächsten Frühling verschoben.  Nach unserer Beurteilung hat der Vulkanausbruch viele Häuser sowohl von Palmeros aber auch von «Überwinterern» zerstört, so dass diese auf andere Inseln abwanderten oder erst im Frühling zurückkommen. Touristisch hat der aktuelle Ausbruch einiges gebracht, die Zukunft steht aber in den Sternen.

Wir danken Dr. Peter Tschudi für die Beantwortung aller Fragen und die eindrückliche Übersicht auf die aktuelle Situation auf der Kanareninsel La Palma. Wir wünschen ihm und allen Palmeros ein ruhigeres, gesundes und vor allem erholsames Jahr 2022, beste Gesundheit und viel «Gfreuts».

Hans Speck

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