Warum impfen?

Ursula Bottega verlor ihre Eltern an Covid-19 und ist überzeugt, dass nur die Impfung aus der Pandemie führt. (Foto: zvg)

Glarnerinnen und Glarner berichten vom Leben in der Pandemie. Wie haben sie sich informiert und was führte zu ihrem Entscheid für eine Impfung gegen das Coronavirus? Eine lose Serie während der Kampagne «Gemeinsam aus der Pandemie».

Ursula Bottega (Glarus), Kantonsangestellte
«Meine Eltern waren schon ziemlich alt, aber sie wohnten noch in ihrem Haus, führten ein selbstständiges Leben, pflegten ihren Gemüsegarten und mein Vater fuhr noch Auto.

Anfangs 2021 hatte mein Vater einen Herzinfarkt. Beim Spitaleintritt wurde er negativ auf das Virus getestet, sein Herzinfarkt wurde erfolgreich konservativ behandelt. Das Austrittsdatum stand schon fest, als sein Zimmernachbar positiv auf Covid-19 getestet wurde. In der Folge hat sich auch mein Vater angesteckt und steckte dann seinerseits bei einem Besuch meine Mutter an. Mein Vater wurde auf die Covid-Aussenstation ins Pflegeheim Schwanden verlegt. Meine Mutter wurde ins Kantonsspital eingeliefert. Fünf Tage später ist mein Vater gestorben, weitere sechs Tage später meine Mutter. Die letzten Stunden konnte ich bei ihr sein. Eingepackt in Schutzmaterial und Handschuhen habe ich ihr die Hand gehalten. Ich habe gesehen, wie schrecklich diese Lungenkrankheit ist. Vom Pflegepersonal spreche ich mit dem grössten Respekt und Hochachtung. Meine Eltern wurden aufopfernd und hilfsbereit gepflegt, trotz grossem Stress und Überlastung. Ein grosses Dankeschön und Chapeau.

"Ich habe gesehen, wie schrecklich diese Lungenkrankheit ist."

Die Diskussion um Einschränkungen der Freiheit empfinde ich als Wohlstanderscheinung. Wir leben verwöhnt in der Schweiz. Es gibt zu viele Individualisten. Man lässt sich gegen Gelbfieber impfen, wenn man nach Afrika in die Ferien reist. Aber man ist nicht bereit, sich aus Solidarität der Gesellschaft gegenüber gegen das Coronavirus zu impfen. Dabei geht vergessen, dass wir nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben; Pflichten gegenüber unseren Mitmenschen und der Gesellschaft. Tuberkulose, Pocken und Kinderlähmung wurden ausgerottet, weil man damals solidarisch war und sich Menschen impfen liessen.

Wir haben Masken getragen, Abstand gehalten und Kontakte eingeschränkt. Und wir haben gewusst, dass die Pandemie schlimm ist. Furchtbar bestätigt hat uns dies der Tod meiner Eltern. Ich weiss natürlich, wie wichtig und wertvoll ein gesundes Immunsystem ist. Eine gesunde Lebensweise und frische Luft tun und sind gut. Aber sie garantieren keine Unversehrtheit. Wichtig ist die Impfung. Gar kein Verständnis habe ich, wenn Menschen behaupten, Covid-19 existiere gar nicht oder sei so harmlos wie ein «Pfnüseli».

Wir haben Massnahmen eingehalten und das Spital hat das Möglichste getan, um die Patienten zu schützen. Der wertvolle Weg wäre die Impfung gewesen. Leider gab es sie damals noch nicht. Für unsere Familie, Kinder, Enkelkinder, für alle Verwandten und Freunde war es unvorstellbar und erschütternd, wie schnell und auf welche Art und Weise wir unsere Eltern und Grosseltern verloren haben. Es war für uns wie ein Tsunami»

Aufgezeichnet von Daniel Hauri und Roland Wermelinger


Gemeinsam aus der Pandemie
Während der nationalen Impfwoche und informiert der Kanton Glarus Menschen vor Ort und berät sie auf Wunsch für eine individuelle Impfentscheidung. 


 
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