30 Jahre Pater Ljubo in Netstal

Bereits 30 Jahre dauert das segensreiche Wirken von Pater Ljubo Leko als Pfarrer in Netstal. (Foto: Hans Speck)

Am Mittwoch, 29. September, waren es genau 30 Jahre her, seit Pfarrer Pater Ljubo Leko wegen Renovationsarbeiten in der Kirche zum ersten Mal einen Gottesdienst in der Unterkirche feierte. Zu seinen seelsorgerischen Höhepunkten gehört die Ernennung durch den Churer Bischof zum Vizedekan mit Rechten und Pflichten eines Dekans.  Ein Zeichen grösster Wertschätzung und des Dankes für seine wertvolle seelsorgerische Arbeit für Netstal und den Kanton Glarus.

Wir Netstaler kennen unseren katholischen Dorfpfarrer seit 30 Jahren als liebenswürdigen, engagierten und volksnahen Seelsorger. Fröhlich auf seinem Fahrrad winkend oder bei einem kurzen Smalltalk auf der Strasse erkundet er sich immer erst nach dem Seelen- und Gesundheitszustand seiner Schäfchen. Obwohl ich ihm schon mehrmals gesagt habe, mein Name sei Hans, stellt er immer wieder dieselbe Frage: «Wie geht’s dir, junger Mann». In Anbetracht dessen, dass wir nur zwei Jahre voneinander entfernt sind, betrachte ich das durchaus als Kompliment. Bei Pater Ljubo hat das aber überhaupt nichts mit Vergesslichkeit zu tun, sondern beruht eher auf der Tatsache, dass ich nicht unbedingt der fleissigste Kirchenbesucher bin, und er mich deswegen erst kennenlernen musste. Jetzt funktioniert das wunderbar bei Pater Ljubo: «Hallo Hans, wie geht’s Dir».

30 Jahre in Diensten der Katholischen Kirchgemeinde 
Seit 30 Jahren amtet nun der kroatische Franziskanerpater Ljubo Leko am Fusse des Wiggis als Pfarrer der katholischen Kirchgemeinde Netstal. Sein Werdegang als katholischer Priester war ebenso spannend wir damals seine Ankunft im Glarnerland. Pater Ljubo kam 1987 als Seelsorger für die kroatische Gemeinden in die Schweiz. Nach den Plänen seiner Vorgesetzten sollte er nach drei Jahren in die Provinz Mostar nach Herzegowina zurückkehren. Doch war dort in der Zwischenzeit der Krieg ausgebrochen und so blieb er mit einem Mitbruder in Chur. Der vorherige Bischof Vitus Huonder war damals Generalvikar und hatte Pater Ljubo gebeten, in einer der vielen vakanten Pfarreien die Gottesdienste zu feiern. Und so kam er am 29. September 1991 als Nachfolger von Pfarrer Ruedi Nussbaumer nach Netstal, wo er bis heute geblieben ist. Wie er selbst beschreibt, war ihm die Seelsorge in allen Bereichen und Altersklassen sehr wichtig. Dazu gehören beispielsweise die Religionsschüler, die Ministranten, Patientenbesuche im Kantonsspital, die Gefängnisseelsorge oder die Verteilung der heiligen Sterbesakramente, teilweise in Zusammenarbeit mit den Katechetinnen. Nebenbei war Ljubo Leko während einem Jahr Pfarradministrator in Näfels und Glarus. In seinen 30 Jahren hat Pater Ljubo so Einiges erlebt, erfreuliches und weniger erfreuliches, lustiges und trauriges im Kontext. So traurig das tönt, sogar Mobbing musste er über sich ergehen lassen. Seine positive Grundeinstellung und sein tiefer Glaube an das Gute am Menschen haben ihm dabei geholfen, solche Krisen zu überwinden.

Vom Bischof per Dekret zum Dekan ernannt
Seine grossen Verdienste als Seelsorger für Netstal und Umgebung blieben auch im Bistum Chur nicht verborgen. Als Lohn ernannte ihn der Churer Bischof zum Vizedekan mit allen Rechten und Pflichten eines Dekans. Das Dekanat Glarus umfasst das Gebiet des Kantons Glarus und gehört heute zum Generalvikariat Zürich. Die Arbeit eines Dekans umfasst die Mitglieder der Dekans-Gemeinschaft zu gemeinsamer Arbeit und gegenseitiger Hilfe anregen und gegebenenfalls verbindlich anweisen. Wichtige Aufgaben des Dekans sind die Sorge für das spirituelle Leben und die theologische Weiterbildung im Dekanat und last but not least für die Zusammenarbeit aller Mitglieder der Dekanats-Gemeinschaft. Der Dekan soll besonders den Mitgliedern, die neu in das Dekanat kommen, bei Anfangsschwierigkeiten behilflich sein und dazu beitragen, dass sie in die Dekanatsgemeinschaft hineinwachsen. Der Dekan setzt im Auftrag des Bischofs einen neu ernannten Pfarrer in sein Amt ein. Wird eine Pfarrei vakant, stellt der Dekan die kirchlichen Bücher, Dokumente, Kassen und Siegel sicher und fertigt darüber ein Protokoll an.

Seelsorger für Gefallene
Die Betreuung von Gefängnisinsassen ist für Pfarrer Pater Ljubo ein Herzensanliegen. So organisierte er seit Jahren eine Weihnachtsfeier hinter den Mauern des Glarner Gefängnisses. «Meine Freunde in den Gefängniszellen sind sehr dankbar und freuen sich genau wie ich, gemeinsam die Geburt Jesu Christi zu feiern», erklärte er mit einem Schmunzeln. Als verständnisvoller Gefängnispfarrer mit grosser Erfahrung erklärte Pater Ljubo: «Mir stehen diese gefallenen Menschen sehr nahe und es ist eine meiner Aufgaben, ihnen Trost und Zuversicht in dunklen Stunden zu vermitteln, damit sie wieder auf die Beine kommen. Sie sind alle meine Kumpels und sie sind mir manchmal lieber, als solche, die jeden Tag die Kirchen aufsuchen und mit ihrem Kirchenbesuch gegen aussen manifestieren, sie seien deswegen bessere oder gläubigere Menschen», seine ehrliche Meinung. 

Kirchgemeinde und Cäcilienchor danken
Sowohl Alois Fleischli, Interimspräsident der Katholischen Kirchgemeinde Netstal als auch Beat Ochsner, Präsident des Cäcilienchors Netstal benutzten anlässlich des Erntedankfestes die Gelegenheit, Pfarrer Pater Ljubo Leko für sein 30-jähriges Jubiläum herzlich zu gratulieren und ihm für sein grosses Engagement als Pfarrer und Seelsorger im Dienste Christi im Namen aller Netstaler Katholiken und der Katholische Glaubensgemeinschaft im Kanton Glarus herzlich zu danken und ihm für die Zukunft beste Gesundheit und viel Kraft als Dekan und Pfarrer zu wünschen. Die Gläubigen am Erntedankfest spendeten ihrem Dorfpfarrer spontan warmen Applaus.  

Hans Speck

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