Das Glück im Sattel: Neue Freiheiten geniessen

Elsbeth Disch – begeisterte E-Velo-Fahrerin. (Foto/Video: Ruedi Kuchen)

Elsbeth Disch aus Mitlödi ist 69 Jahre alt und hat seit vier Jahren ein e-Velo. «Kein e-Bike», wie sie betont. Die E-Bikes mit den dicken Reifen seien für Fahrten über Stock und Stein. Sie fährt lieber auf Radwegen und Nebenstrassen durchs Land. Und zum Einkaufen nach Netstal. Bei Wind und Wetter, aber nie ohne Helm. Sie weiss warum.

Ihr Interesse am Velo wuchs, als sie wegen einer Knieoperation keine ausgedehnten Wanderungen mehr unternehmen konnte. Auch ihr Mann Fritz musste bereits beide Knie operieren lassen. Aber deswegen liess sich die unternehmenslustige Elsbeth die Freude an der Bewegung nicht nehmen. Auf zwei Rädern wäre knieschonende Bewegung an der frischen Luft weiterhin möglich, dachte sie. «Leider wollte sich Fritz mit dieser Idee nicht anfreunden.» Also ging sie allein zum Velohändler in Schwanden.

Dort entdeckte sie ein e-Velo. Doch der Rahmen war etwas zu gross für sie. Das ist beim Auf- und Absteigen nicht sehr bequem, und man kann sich verheddern und stürzen. Eines mit einer für sie passenden Rahmengrösse sei erst in paar Wochen lieferbar, habe ihr der Händler gesagt. Davon liess sie sich jedoch nicht abschrecken; sie kaufte das grosse und bestellte zugleich eines für sich. Denn sie hatte einen Plan: «Wenn Fritz sieht, wie bequem und schnell man mit einem e-Velo unterwegs ist, wird auch er begeistert sein.» Und genauso kam es.

Eine mehrtägige Tour
Heute sind die beiden regelmässig mit dem e-Velo unterwegs. «Wir werden im Sommer zu einer mehrtätigen Tour starten», schwärmt sie. «Wir fahren einfach los, vielleicht Richtung Bodensee.» Immer auf Velowegen und Nebenstrassen, den Wind im Gesicht, Neues entdecken. Dabei strahlt sie eine Freude aus, die ansteckt. Plötzlich möchte ich auch durch die Gegend düsen. Die Tagesetappen würden sie einerseits spontan wählen, andererseits seien sie vom Akku abhängig. Dieser reicht für etwa 90 Kilometer. «Dann muss man die Batterie laden.» Denn ohne Hilfe des Motors sei das Velo schwer, viel zu schwer für längere Fahrten oder um bergauf zu fahren.

Dank dem Elektromotor ist Elsbeth nicht nur in der Freizeit entspannt unterwegs, sie transportiert auch Lasten. Sie fährt mit dem e-Velo regelmässig zum Einkaufen von Mitlödi nach Glarus, Riedern oder Netstal, setzt das e-Velo als Nutzfahrzeug ein. «Ich habe mir zwei Saccochen gekauft. Damit kann ich die meisten Einkäufe problemlos transportieren.» Bei Bedarf liefert sie in diesen Satteltaschen auch Geschenkpäckli aus ihrem «Gschengg-Trüggli» ihren Kundinnen und Kunden direkt an die Haustüre.

Immer mit Helm unterwegs
Auf die Ausrüstung legt Elsbeth spezielles Augenmerk. «Ich bin nie ohne Helm unterwegs», sagt sie. Eine gute Brille ist ihr auch wichtig. Bei den Kleidern achtet sie vor allem auf die Wettertauglichkeit. «Dabei müssen es nicht immer spezielle Velohosen und Veloleibchen sein.» Sie müssen vor allem praktisch sein und Nässe und Kälte abhalten.

Eine gute Ausrüstung schützt nicht nur vor Unwetter, sondern auch bei Unfällen. Und einen solchen musste Elsbeth am eigenen Leib erfahren. «Ich war mit Fritz auf dem Flugplatz in Mollis unterwegs und plötzlich – peng – lag ich auf dem Boden», erzählt sie. Bis heute habe sie keine Ahnung, wieso sie gestürzt sei. Keine Erinnerungen, ein Blackout. Bei diesem Sturz ist ihr Helm kaputt gegangen, und sie hatte eine blutende Verletzung im Gesicht. «Die Brille hat mein Gesicht zerschnitten, der Helm aber Schlimmeres verhindert.» Elsbeth lag mehrere Tage im Spital.

Heute ist der Sturz Vergangenheit und hat zum Glück keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Auch hat sie deswegen die Lust am Velofahren nicht verloren. Vielleicht ist sie etwas vorsichtiger unterwegs. «Nicht immer ist man selber schuld», sagt sie, und erzählt die Geschichte vom Autofahrer, der in zwei stehende Autos fuhr, die ihr den Vortritt gewähren wollten. Da kam sie ohne Kratzer davon. Darum steigt sie auch mal von Velo ab. «Wenn ich bei viel Verkehr eine Strasse kreuzen muss, stosse ich das Velo», sagt sie.

So lautet denn auch ihr Rat an Neulenker: Langsam angehen, Schritt für Schritt. «Der starke Motor und die hohe Geschwindigkeit sind am Anfang gewöhnungsbedürftig. Deshalb empfehle ich jedem, zuerst in einer sicheren Umgebung zu üben.» Wer sich sicher fühlt, gewinnt neue Freiheiten und kann das lautlose Sausen und den Wind im Gesicht richtig geniessen.

Fredy Bühler

Back To Top